Systemcheck Panasonic
3 MFT-Kameras ab 850 Euro: Sie sind schnell, kompakter als vergleichbare SLRs und punkten mit den besten AF-Leistungen des Markts – Panasonics spiegellose Upperclass im Überblick.
Panasonic Lumix G81, GH5 und GX8
Während Konkurrenten wie Canon, Nikon oder Sony auf ihre individuell entwickelten Kamerasysteme setzen und dabei jeder – salopp gesagt – sein eigenes Süppchen kocht, hat sich Panasonic für eine Allianz entschieden: Das Micro-Four-Thirds-System (MFT) basiert auf einem offenen, herstellerübergreifenden Standard; und Panasonic gehört mit Olympus zu den tragenden Herstellern, die das MicroFour-Thirds-Lager mit immer neuen Geräten versorgen. Für den Fotografen heißt das: Er bindet sich mit dem Kauf seiner Ausrüstung lediglich an das System, nicht wie sonst an eine Marke. So kann er an ein Lumix-G-Gehäuse jedes beliebige MFT-Objektiv anschließen, egal, ob es sich um ein Modell von Panasonic, Olympus oder von einem anderen Mitglied der MFT-Allianz handelt. Außerdem steht das MFT-System für eine besonders kompakte, spiegellose Konstruktion. Der 4/3-Sensor ist dafür zwar mit 17,3x13,0mm etwas kleiner als beim APS-C-Format (23x15mm). Doch die neuen Lumix-Kameras haben das Rauschen mittlerweile trotzdem gut im Griff. Tatsächlich liefern sie vor allem bei moderaten Empfindlichkeiten Bilder, die ohne Weiteres solides APS-C-Niveau erreichen. Für diejenigen, die gerne mit Teleaufnahmen experimentieren, bringt MFT einen weiteren Vorteil: Der kleinere Sensor führt bei gleicher Brennweite zu einer stärkeren Telewirkung; beispielsweise lässt sich das Motiv mit dem vergleichsweise günstigen, handlichen Lumix G Vario 100– 300 mm/4,0-5,6 II (ca. 650 Euro, 520 g) ebenso nah heranholen wie mit einem 600-mm-Boliden an einer KB-Vollformatkamera.
Panasonics Topmodelle
So vielseitig das Sortiment an MFTKameras und -Objektiven, so übersichtlich erscheint das Spektrum an 4/3-Sensoren: Bis vor zwei Jahren hatten alle MFT-Gehäuse einen CMOSChip mit 16 Megapixeln verbaut. Heute gilt das nur noch für einige aktuelle Vertreter der Einsteiger- und Mittelklasse. Einer davon ist die relativ junge, im SLR-Look gehaltene Lumix G81 – mit rund 850 Euro die günstigste der drei gehoben ausgestatteten Kandidatinnen, die wir in diesem Systemcheck genauer betrachten. Panasonic verzichtet in der G81 auf den Tiefpassfilter, um die damit zwangsläufig verbundenen minimalen Auflösungsverluste zu ver- meiden und so aus den 16 Megapixeln alles herauszuholen, was geht. Dadurch steigt allerdings auch das Risiko, dass Moiré-Effekte in Form von unschönen Farbschlieren entstehen. Die übergeordnete GX8 war vor zwei Jahren Panasonics erstes Modell mit dem damals neuen 20-MP-Sensor. Obwohl sie sich einen Tiefpassfilter leistet, verspricht sie durch zusätzliche 4 Megapixel eine moderat höhere Auflösung als die G81. Zudem ist sie mit ihrem vergleichsweise flachen Systemkameradesign (6,3 cm) die kompakteste, leichteste Lumix (480g) in diesem Test und die einzige mit einem Sucher, der sich um 90 Grad nach oben klappen lässt. Angesichts dessen geht der Aufpreis gegenüber der G81 mehr als in Ordnung: Mittlerweile gibt es die GX8 bereits für rund 900 Euro, kurz nach Marktstart musste man noch 300 Euro mehr hinblättern. Zwischen der GX8 und dem Topmodell Lumix GH5 fällt der Preissprung dafür umso gewaltiger aus: Mit einem Preis von knapp 2000 Euro kostet die GH5 mehr als das Doppelte. Für ambitionierte Tierfotografen und Filmer kann sich die Investition dennoch lohnen. Denn die GH5 liefert mit dem 20-MPSensor ohne Tiefpassfilter und dem überarbeiteten 5-Kern-Bildprozessor die beste Bildqualität im Lumix-Sortiment, einige professionelle (4K-)Videofunktionen, die schnellste Serienaufnahme, dazu den größten Monitor, einen zweiten SD-Steckplatz und Extras wie USB 3.0 und Bluetooth.
Gehäuse mit Spritzwasserschutz
Panasonic stattet seine gehobenen Lumix-Gehäuse durchgängig mit Dichtungen aus. Bei GH5 und GX8 besteht der Body rundum, bei der G81 immerhin in Teilen aus Magnesium. Die großflächig aufgebrachte, strukturierte Beschichtung und der vor allem an den beiden SLR-nahen Modellen GH5 und G81 stattliche Handgriff sorgen für eine angenehme Haptik und guten Halt. Der elektronische, große 100%-Sucher sitzt an G81 (0,74x) und GH5 (0,76x) wie bei typischen SLRs mittig oberhalb des Objektivs; an der GX8 (0,77x) ist er dagegen so weit links angebracht, dass die Nase beim Durchsehen neben dem Monitor ruht und diesen nicht verschmiert. Ein klapp- und drehbarer Touchscreen gehört bei Panasonic standardmäßig dazu, ebenso die WLAN-Funktion inklusive NFC-Abgleich und die „Stummschaltung“. Für
Letztere wechseln die Kameras vom Schlitz- zum lautlosen elektronischen Verschluss, mit dem sich zugleich die untere Einstellgrenze der Belichtungszeit von 1/4000 s (G81) und 1/8000 s (GX8, GH5) auf 1/16 000 s verschiebt. Allerdings führt der elektronische Verschluss bei künstlichem Licht möglicherweise zu Bildfehlern. Alle drei Lumix-Modelle besitzen einen mechanischen, 5-achsigen Bildstabilisator und können ihn gegebenenfalls mit dem optischen des Objektivs zusammenschalten. Allerdings muss das Objektiv dazu „Dual-IS“-fähig sein, was bei älteren Exemplaren unter Umständen ein Firmware-Update erfordert. Einen Pop-up-Blitz bringt lediglich die G81 mit, eine Kabelbuchse für externe Blitzgeräte nur die GH5; bei der GX8 muss der Zubehörschuh ausreichen. Die Akkulaufzeit reicht laut Herstellerangaben im Monitorbetrieb für 410 (GH5) bzw. 330 Bilder (G81, GX8) – das ist für spiegellose Systemkameras okay; doch SLRs schaffen dank des optischen Suchers meist mehr.
4K-Video und „Post Focus“-Funktion
Dass G81, GX8 und GH5 neben dem Full-HD- auch das 4K-Videoformat unterstützen und den Fokus während des Filmens zuverlässig nachziehen, ist für sich betrachtet schon längst keine Besonderheit mehr. Mit der GH5 hat Panasonic jedoch einmal mehr seine Rolle als Vorreiter auf diesem Gebiet unter Beweis gestellt: Die GH5 beherrscht mit der neuesten Firmware die professionelle 4:2:2-Farbverarbeitung mit 10 Bit; außerdem kann sie die Videodaten mit bis zu 400 Mbit/s auf SD-Karte schreiben, sprengt das sonst übliche Zeitlimit von 30 Minuten und ermöglicht das Aufzeichnen von LogProfilen. Für diejenigen Anwender, denen die Auflösung der 4K-Videos nicht genügt, ermöglicht die GH5 zudem
Serienaufnahmen mit 18 Megapixeln und 30 B/s (6K-Foto). Zu Panasonics Spezialitäten zählt auch die „Post Focus“-Funktion. Damit erstellen G81, GX8 oder GH5 eine Reihe von 8- (GX8, G81) bzw. 18-MP-Bildern (GH5), während der Autofokus den gesamten Bereich von unendlich bis zum für ihn gerade noch möglichen Aufnahmeabstand durchfährt. Anschließend kann sich der Fotograf im Wiedergabemodus die besten Treffer aussuchen.
Autofokus und Performance
Die Panasonic-Modelle nehmen zum Scharfstellen eine Kontrastmessung am Aufnahmesensor mit bis zu 49 (G81, GX8) bzw. 225 Feldern (GH5) vor und nutzen dazu die „DPD“(Depth from Defocus)-Technik: Anhand zweier un-
scharfer Bilder schätzt das System die wahrscheinliche Motiventfernung und fokussiert dann nach – die Trefferquote überzeugt. Am schnellsten funktioniert der überarbeitete Autofokus der GH5. Sie löst mit zugeschaltetem Einzel-AF nach nur 0,18/0,32 s aus (300/30 Lux). Die G81 kommt auf 0,19/0,37 s, die GX8 benötigt 0,21/0,39 s. In Sachen Serienbildgeschwindigkeit liegt die GH5 mit 10 B/s ebenfalls vorne; die G81 folgt mit 9, die GX8 mit 8 B/s. Praktisch: Bei der Aufnahme von JPEG-Serien halten die drei Lumix-Kameras dieses Tempo durch, bis die Karte voll ist.
Tasten, Wahlräder, Touchscreen
Als gehobene Systemkameras haben alle drei Lumix-Modelle eine ganze Reihe von klassischen Bedienelementen, unter anderem zwei multifunktionale Rädchen oben, einen AF/MFSchalter und ein Modusrad. Die GH5 bringt allerdings mit Abstand die meisten Direktzugriffe mit, als Extras beispielsweise ein weiteres Wahlrad an der Richtungswippe und einen Joystick, der unter anderem beim Positionieren des Autofokusmessfelds und beim Navigieren im übersichtlichen Haupt- und Schnellmenü hilft. Wie von Lumix-Kameras gewohnt, funktioniert all das auch sehr komfortabel per Touchscreen – ein durch und durch gelungenes Bedienkonzept, flexibel und intuitiv verständlich.
Bildqualität
Die GH5 holt aus ihrem Micro-FourThirds-Sensor die höchste Auflösung heraus (bis 1905 LP/BH), vor allem aber eine deutlich überlegene Feinzeichnung und Textur. Im DL-Vergleich liegt sie vor der älteren GX8 (bis 1326 statt 1161 LP/BH), was sie allerdings auch der relativ starken Kontrastanhebung verdankt. GX8 und G81 greifen im Gegensatz dazu weniger an Kontrasten, dafür stärker an harten Kanten ein. Das verleiht den Bildern eine besondere, stellenweise auch überzogene Schärfe. Die G81 kommt mit 16 MP nicht ganz an die Auflösung der größeren Schwestermodelle heran (bis 1787 LP/BH), zeigt aber das bessere Rauschverhalten und einen deutlich größeren Kontrast- umfang: Zwischen ISO100 und 800 steigt der Visual Noise von 0,7 auf 1,1VN statt von 1,1 (GH5) bzw. 0,9 (GX8) auf 1,4 VN. Dazu kann die G81 die Dynamik bis ISO800 unverändert auf 13 Blenden halten – das ist top. Bei GH5 und GX8 sinkt der Kontrastumfang moderat von rund 10 (ISO 100) auf 9,3 bzw. 9,7 Blenden (ISO 800). In der Gesamtwertung landet die G81 trotz ihrer Stärken auf einem guten dritten Platz hinter den beiden 20-MPVarianten – nicht nur wegen der Auflösung, sondern auch wegen der DeadLeaves-Werte, die bereits bei ISO 800 auf signifikante Einbußen an feinsten Strukturen hindeuten. Ab ISO 1600 haben es alle drei Micro-Four-ThirdsModelle mit sichtbaren Detailverlusten zu tun und gegenüber Kameras mit größeren Sensoren das Nachsehen. Grundsätzlich empfehlen wir, im 4/3-System das RAW-Format auch schon bei niedrigeren Empfindlichkeiten zu nutzen. Sie erhalten damit eine sichtbar bessere Detailzeichnung und können überzogen harte Kantendarstellungen vermeiden. Annette Kniffler