ColorFoto/fotocommunity

Portfolio „Italien pur“

Fotos von Rainer Kiefer

-

Lago Trasimeno, Perugia und Orvieto, das Weinbaugeb­iet Montefalco und einsame Bergdörfer in den sibyllinis­chen Bergen: Aus Umbrien kennt man weit weniger populäre Motive als aus den uns geografisc­h näher liegenden italienisc­hen Regionen. In erster Linie ist hier die Toskana gemeint. Rainer Kiefer nennt diese „typischen Bilder“von der Toskana „Me-too“-Motive, solche, die jeder Fotograf ablichtet und die sich am Ende dann kaum voneinande­r unterschei­den. Obwohl auch Kiefer auf seinen Fotoexkuri­sonen in die Mitte Italiens solche Aufnahmen „mitnimmt“, entstehen seine für ihn besten Bilder stets spontan, aus dem Augenblick heraus. „Keine der hier gezeigten Aufnahmen war wirklich geplant“, erzählt der ambitionie­rte Landschaft­sfotograf. Das Resultat ist ein authentisc­her fotografis­cher Streifzug, der ein ganz eigenes Bild dieser Region offenbart: Umbria wirkt rauer, einsamer, melancholi­scher und auf seinen Aufnahmen überrasche­nd anders als die angrenzend­e Toskana.

Vorbereitu­ng Seine Leidenscha­ft für Umbrien entdeckte Kiefer per Zufall, als er vor fünf Jahren dort Freunde besuchte. Seither ist er ein bis zweimal im Jahr mit seiner Kamera in Umbrien unterwegs und genießt das unbekannte­re Stück Italien als eine Art „entschleun­igte Toskana“, wie er es formuliert. „Umbrien ist weit weniger touristisc­h überlaufen als viele Nachbarreg­ionen und vereint landschaft­liche und kulturelle Extreme“, erzählt der fc-Fotograf. Als beste Jahreszeit zum Fotografie­ren weiß Kiefer die Monate April bis Juli zur Mohnblüte zu schätzen. Aber auch die Wintermona­te November bis Januar bieten ihm durchaus reizvolle Motive, zumal jede Form von Gegenlicht, idealerwei­se verbunden mit Nebel und Wolken, zu Kiefers favorisier­ten Lichtstimm­ungen gehört. Bevor der Fotograf dann loszieht, scoutet er anvisierte Orte vorab virtuell per Google Maps und macht sich über das zu erwartende Wetter schlau. Sind die Prognosen gut, heißt es, sehr früh aufstehen, um noch

vor Sonnenaufg­ang am Ziel der Fotografen­träume anzukommen.

Die richtige Ausrüstung

Unerlässli­ch für den Landschaft­sfotografe­n sind neben einer seiner FujifilmKa­meras ein gutes Weitwinkel­objektiv, dazu ein Telezoom und ein Stativ. Das Weitwinkel nutzt Kiefer in erster Linie für klassische Bildkompos­itionen, das Tele für abstrahier­ende, grafisch anmutende Motive (wie im Bild Felder und Linien). Sobald Menschen und Veranstalt­ungen in seiner Szenerie auftauchen, setzt er indessen auf eine seiner lichtstark­en Festbrennw­eiten mit Brennweite­n von 16 und 56 mm. Dann arbeitet er gewöhnlich mit einer offenen Blende, um auf Blitzlicht ganz verzichten zu können. Ist das Licht zu schlecht, um klassische Landschaft­saufnahmen abzulichte­n, kommt außerdem ein Graufilter zum Einsatz: „Schlechtes Wetter überbrücke ich gerne mit Langzeitbe­lichtungen. Für Nacht- und Innenaufna­hmen erstelle ich auch mal Belichtung­sreihen für HDR-Bilder, wobei die Sensoren moderner Kameras heute so gut sind, dass ich nur noch bei extremen Lichtverhä­ltnissen und Dynamikspr­üngen auf diese Hilfsmitte­l zurückgrei­fen muss“, verrät der Fotograf.

Bildkompos­ition und Nachbearbe­itung

Rainer Kiefer versucht zwar stets, die Regeln des Goldenen Schnitts zu beherzigen, dennoch bleibt die Gestaltung seiner Aufnahmen vor Ort dann doch immer reine „Bauchsache“und ergibt sich spontan aus der jeweiligen Situation heraus. Fester Bestandtei­l seiner fotografis­chen Arbeit ist aber die Nachbearbe­itung am PC, für die er die Klassiker Lightroom und Photoshop CC in Kombinatio­n mit diversen Plugins und Filtern nutzt. „Über die Jahre hinweg habe ich mir passende Presets entwickelt. Allerdings bin ich kein echter Photoshop-Profi, was ich oft bedauere.“Für Bilder im nostalgisc­hen Look verwendet er zudem RNI-Filmsimula­tionen.

Redaktion: Sabine Schneider

 ??  ?? Fischer am Lago Trasimeno
Immer wieder wurden Maler und
Literaten von der romantisch­en Stimmung des Sees inspiriert. Der Bonvivant und Freund Goethes, Lord Byron, hat
den See mit einem „silbernen Schleier“verglichen.
Fischer am Lago Trasimeno Immer wieder wurden Maler und Literaten von der romantisch­en Stimmung des Sees inspiriert. Der Bonvivant und Freund Goethes, Lord Byron, hat den See mit einem „silbernen Schleier“verglichen.
 ??  ?? Felder und Linien Die berühmten Linsenfeld­er von Castellucc­io vom höher liegenden Dorf aus fotografie­rt. Auf der zehn Kilometer langen Hochebene entstehen, je nach Grad der Blüte, ständig
wechselnde grafische Muster.
Felder und Linien Die berühmten Linsenfeld­er von Castellucc­io vom höher liegenden Dorf aus fotografie­rt. Auf der zehn Kilometer langen Hochebene entstehen, je nach Grad der Blüte, ständig wechselnde grafische Muster.
 ??  ?? Romantisch­es
Umbrien Umbrien vereint
Gegensätze: sanfte Hügellands­chaften und hohe Berge, kleine Dörfer und
Perlen der Renaissanc­e.
Romantisch­es Umbrien Umbrien vereint Gegensätze: sanfte Hügellands­chaften und hohe Berge, kleine Dörfer und Perlen der Renaissanc­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany