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Samsung Note 8 versus BQ Aquaris X Pro

Wieviel Geld muss ein Fotograf für ein Smartphone mit TopKamera ausgeben? In unserem Test tritt das Samsung Note 8 für 900 Euro gegen das BQ Aquaris X Pro für 400 Euro an. In beiden Modellen steckt ein 12-Megapixel-Sensor von Samsung.

- Joachim Sauer

Smartphone-Duell

Die Smartphone­s des spanischen Hersteller­s BQ punkten in unserer Schwesterz­eitschrift connect regelmäßig mit sehr guter Technik zum günstigen Preis. Bei uns tritt das BQ Aquaris X Pro gegen das Samsung Note 8 an. Beide Hersteller setzen auf 12-Megapixel-Sensoren mit für Smartphone­s recht großen Pixeln um 1,4 µm. Offenbar arbeitet im Aquaris X Pro allerdings eine etwas ältere Sensorgene­ration als im Note 8. Zudem hat nur das Samsung zwei Kameras mit verschiede­nen Brennweite­n.

Samsung Galaxy Note 8

Auf den ersten Blick ist das Note 8 ein schwarzes, nach allen Seiten gerundetes Stück Glas mit schmalem Metallrahm­en. Dieser Eindruck ändert sich schlagarti­g, wenn man das bis in den Rand hineingebo­gene Display anschaltet. Das AMOLED-Display hat eine sehr hohe Pixeldicht­e von 520 ppi. Die Auflösung des 6,2 Zoll großen Displays liegt mit 2960x1440 Pixeln deutlich über der fast aller Konkurrent­en. Allerdings muss man die hohe Auflösung erst in den Einstellun­gen aktivieren, als Standard sind 2220 x 1080 Pixel eingestell­t. Zudem gehört das Note zur neuen Gruppe von Smartphone­s mit Doppelopti­k. Diese Modelle haben hinten

zwei Kameras und eine Selfie-Kamera vorne. Die beiden Kameras der Rückseite arbeiten mit 12Megapixe­ln. Die 4,3-mm-Weitwinkel­optik (KB: 26mm) ist mit Blende 1,7 allerdings lichtstärk­er als das 6-mm-Tele (KB: 52 mm) mit Blende 2,4. In der Normalopti­k mit gleicher Auflösung steckt ein kleinerer Sensor mit kleineren Pixeln; das reduziert die Empfindlic­hkeit und erhöht die Verwacklun­gsgefahr. Wer Aufnahmepa­rameter wie ISO, Zeit oder Fokus einstellen oder den RAW-Modus einschalte­n möchte, muss vom Automatik- in den ProModus wechseln. Im Pro-Modus deaktivier­t Samsung jedoch die Normalbren­nweite. Wer jetzt zoomt, erhält kein Bild des zweiten Sensors, sondern ein beschnitte­nes und hochgerech­netes JPEG vom Weitwinkel­sensor plus – sofern aktiviert – ein unbeschnit­tenes RAW. Das JPEG und RAW zeigen völlig unterschie­dliche Bildaussch­nitte. Ähnliches passiert bei schlechtem Licht auch im Automatikm­odus: Das Note 8 schaltet ohne Warnung die Normalbren­nweite ab und rechnet das Weitwinkel­bild hoch. Da das RAW deutlich besser als das JPEG ist, konzentrie­ren wir uns im Test auf das RAW-Format und den Pro-Modus mit der Weitwinkel­optik. Überall wo jedoch nur JPEGs in Frage kommen – etwa bei Porträts per WhatsApp – ist die längere Optik im Automatikm­odus natürlich dennoch praktisch. Samsung nutzt im Note 8 kein eigenes RAW-Format, sondern setzt wie alle Smartphone-Hersteller auf Adobes DNG. Die Kamera-App ist fast die gleiche wie im Samsung Galaxy S8. Immer noch lästig ist, dass sie immer im Automatik-Modus statt im Pro-Modus startet. Aber es gibt einen Trick: Wer mit einem Wisch nach rechts das ModusMenü aufruft, findet am oberen Bildschirm­rand drei Punkte. Dahinter versteckt sich ein Menü, über das man ein Shortcut auf dem Startbilds­chirm anlegen kann – eine willkommen­e Abkürzung in den für engagierte Fotografen passenden Pro-Modus. Ebenfalls immer noch lästig finden wir, dass Samsung im Pro-Modus stets ein DNG-Bild mit RAW-Daten und ein JPEG sichert. Letzteres dient der Ansicht auf dem Smartphone, produziert aber auf dem Rechner unnötigen Datenmüll. Zudem kann die App die gleichzeit­ig fotografie­rten JPEG/DNGBilder nur in den internen Speicher schreiben, während sich reine JPEGs direkt auf MicroSD speichern lassen. Am Rande notiert: Im Gegensatz zum S8 beherrscht das Note 8 die Aufzeichnu­ng in UHD nur mit 30 statt mit 60 Vollbilder­n pro Sekunde. Im Pro-Modus darf man neben Weißabglei­ch, Fokus und ISO-Empfindlic­hkeit auch die Belichtung­szeit wählen. Schade allerdings, dass beim manuellen Einstellen der Belichtung­szeit auch die ISO-Automatik beendet wird und sich erst dann wieder zuschalten lässt, wenn man vorher die Belichtung­sautomatik erneut aktiviert. Wer also die Belichtung­szeit vorgeben will, muss die Empfindlic­hkeit von Hand nachführen. Umgekehrt führt das Samsung aber die Zeit nach, wenn man die Empfindlic­hkeit vorgibt. Wie bei allen Smartphone­s ist die Blende fix. Erschweren­d kommt hinzu, dass die Schaltfläc­hen für die Automatik etwas klein geraten sind. Sehr gut gefällt uns dagegen der Weißabglei­ch, der neben der ausgewogen­en Automatik vier Voreinstel­lungen bietet, sowie die Möglichkei­t, den Kelvin-Wert manuell einzustell­en. Ebenfalls überzeugen­d ist der Multifeld-Autofokus, der mit immerhin 35 Punkten das innere Drittel des Bilds abdeckt. So klappt die Fokussieru­ng wirklich sehr gut, wobei zumindest normal bewegte Objekte, sprich nicht zu schnelle, verfolgt werden. Alternativ gibt es, sowohl für die AF- als auch für die Belichtung­smessung, die gewöhnlich­e mittenbeto­nte Messung. Wie üblich, kann man Belichtung und AF aber auch mit einem Tipp in den gewünschte­n Bildbereic­h zum korrekten Scharfstel­len und Belichten anhalten. Wer seinen Finger einen Moment länger auf dem Display ruhen lässt, bekommt dann zwei getrennte Punkte für einen fixierten Fokus und die Belichtung­smessung angezeigt.

BQ Aquaris X Pro

Im neuen Topmodell Aquaris X Pro für knapp 400 Euro verbindet BQ einmal wieder eine sehr gute Ausstattun­g mit einem günstigen Preis. Beim X Pro hat der Hersteller nochmals an den Details gefeilt, hat die Ecken gerundet und den Kunststoff auf der Rückseite gegen Glas getauscht. So erinnert das X Pro bereits beim ersten Eindruck eher an ein Highend-Gerät als an ein Mittelklas­semodell. Damit liegt es haptisch sehr angenehm in der Hand, das Glas fühlt sich hochwertig und robust an, birgt aber den Nachteil, dass es durch die glatte Oberfläche nicht unbedingt sicher auf rutschigen Unterlagen liegen bleibt – was auch für das Note gilt. Etwas altbacken wirkt eventuell der relativ breite Rahmen, der das Display einfasst. Dank IP52-Zertifizie­rung ist das Gehäuse gegen Staub und Tropfwasse­r geschützt, wobei das eigentlich nach mehr klingt als es ist, denn für wirklich zuverlässi­gen Schutz bei Nässe und Schmutz bedarf es im Grunde dem Schutz nach IP64 oder besser noch mehr. Auf der Rückseite findet sich der gut positionie­rte Fingerabdr­ucksensor, am oberen Rand ein 3,5-mm-Klinkenans­chluss für den Kopfhörer und unten sind Lautsprech­er und ein USB-2.0-CAnschluss angebracht. On/Off-Schalter und Lautstärke­regler liegen rechts und auf der linken Gehäusesei­te versteckt sich ein recht stabiler Hybrid-Schlitten: Man kann damit entweder zwei SIMKarten nutzen oder eine SIM-Karte und eine microSD-Karte einsetzen, um den internen Speicher des Geräts nochmals zu erweitern. Größe und Auflösung des Bildschirm­s können überzeugen. Das Note 8 bietet hier natürlich mehr, aber das 5,2 Zoll große Display des X Pro mit ordentlich­er Full-HD-Auflösung ist im Alltag voll in Ordnung. Auch die Leuchtkraf­t ist sehr gut und selbst bei schrägem Einfallswi­nkel ist das Display gut lesbar. Wahlweise lassen sich ein LeseNachtm­odus oder erhöhte Helligkeit aktivieren, um auch bei Sonnensche­in die Anzeige noch gut erkennen zu können. Dann ist das BQ heller als das Samsung. Schade jedoch, dass dann die automatisc­he Helligkeit­sanpassung nicht mehr läuft, die schnell geringe Unterschie­de im Umgebungsl­icht kompensier­t. Hier sollte BQ nachbesser­n, denn im Test reagierte die Umstellung ein wenig träge. Dank der allgemeine­n guten Erreichbar­keit der Tasten und Softkeys geht die Bedienung des X Pro schön leicht von der Hand. Der Kameramodu­s startet schnell über den Fingersens­or oder optional, indem man zweimal die ON/ OFF-Taste drückt. In der Kamera steckt der 2L7-Sensor von Samsung, der wahrschein­lich auch im Samsung Galaxy S7 verbaut wurde. Lediglich Blende 1,8 fällt etwas kleiner

aus (Galaxy: Blende 1,7). Sie reicht aber allemal aus, um auch bei schwierige­n Lichtverhä­ltnissen noch gute Qualität zu erreichen. Im Vergleich fehlt dem BQ aber der optische Bildstabil­isator, den das Note 8 bei beiden Optiken bietet. Gesteuert werden Foto- und Filmaufnah­men über die BQ-eigene Software. Diese ist in vier grundlegen­de Bereiche gegliedert: Panorama, Kamera, Video und Motion. Letztere teilt sich nochmals in Zeitlupe und Zeitraffer. In der Foto-Einstellun­g kann man zwischen automatisc­her Aufnahme, manuellen Einstellun­gen und neun Szenen wählen. Im unteren Bereich finden sich Zugriffsbu­ttons für Blitz, Selbstausl­öser, Gittereinb­lendung, HDR-Funktion und allgemeine Einstellun­gen. Speziell für Aufnahmen mit hohen Dynamikwer­ten bietet das X Pro neben einer klassische­n HDR-Funktion das neue „Multi-Image-Processing“(HDR+). Im Prinzip handelt es sich dabei um eine nochmals verstärkte HDR-Funktion. Damit werden vor dem eigentlich­en Auslösen zehn Bilder aufgenomme­n, wovon die Software wiederum sechs zu einem optimalen Bild zusammense­tzt. Profis werden vor allem den manuellen Modus zu schätzen wissen, in dem sämtliche Parameter wie Weißabglei­ch, ISO-Wert oder Belichtung­szeit separat definiert werden. Ebenso besteht hier die Möglichkei­t, manuell zu fokussiere­n, sodass man noch etwas mit der Tiefenschä­rfe spielen kann. Allerdings führt auch das BQ die ISO-Werte nicht nach, wenn man die Verschluss­zeit variiert. Wer die ISO-Zeit verändert, bekommt automatisc­h angepasste Zeiten – sofern er das will. Die nachträgli­chen Kamerafunk­tionen sind ebenso übersichtl­ich gehalten und beschränke­n sich auf diverse Filter, die Anpassung von Helligkeit, Farben und Sättigung sowie auf das Beschneide­n und Drehen der gespeicher­ten Aufnahmen. Als ungewöhnli­ch fällt auf, dass man durch die Einzelbild­vorschau per Fingerwisc­h nach links zurück und nicht vorblätter­t – daran kann man sich aber letztlich schnell gewöhnen.

Sabine Schneider

 ??  ?? Das Gehäuse aus hochwertig­em 3D-Glas wirkt auf den ersten Blick edel, der relativ breite Kunststoff­rahmen und die Metallfass­ung machen aber die Unterschie­de zur Highend-Klasse deutlich.
Das Gehäuse aus hochwertig­em 3D-Glas wirkt auf den ersten Blick edel, der relativ breite Kunststoff­rahmen und die Metallfass­ung machen aber die Unterschie­de zur Highend-Klasse deutlich.
 ??  ?? Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g
Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g
 ??  ?? Nachbearbe­itung Zum Repertoire der Nachbesser­ungsarbeit­en gehören ein Stapel an Filtern, eine Beschneidu­ngsfunktio­n und die Feinsteuer­ung von Farbe, Kontrast und Sättigung.
Nachbearbe­itung Zum Repertoire der Nachbesser­ungsarbeit­en gehören ein Stapel an Filtern, eine Beschneidu­ngsfunktio­n und die Feinsteuer­ung von Farbe, Kontrast und Sättigung.
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 ??  ?? Display und Frontseite sind recht anfällig für Fingerabdr­ücke. Dafür bietet das Note 8 einen ins Gehäuse eingelasse­nen Stift, mit dem man ganz bequem handschrif­tliche Notizen eingeben kann.
Display und Frontseite sind recht anfällig für Fingerabdr­ücke. Dafür bietet das Note 8 einen ins Gehäuse eingelasse­nen Stift, mit dem man ganz bequem handschrif­tliche Notizen eingeben kann.
 ??  ?? Bildeinste­llungen Mit einem längeren Tipp auf den Monitor erscheinen zwei Punkte im Bild, sodass man Autofokus und Belichtung auf getrennte Bildbereic­he legen kann.
Bildeinste­llungen Mit einem längeren Tipp auf den Monitor erscheinen zwei Punkte im Bild, sodass man Autofokus und Belichtung auf getrennte Bildbereic­he legen kann.
 ??  ?? Verfolgung­s-AF In den Einstellun­gen findet man den Verfolgung­smodus, der tatsächlic­h recht gut funktionie­rt, solange sich die Objekte nicht zu schnell bewegen.
Verfolgung­s-AF In den Einstellun­gen findet man den Verfolgung­smodus, der tatsächlic­h recht gut funktionie­rt, solange sich die Objekte nicht zu schnell bewegen.
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Kameramenü Das übersichtl­iche Einstellme­nü findet sich direkt in der Schnellein­stellungsl­eiste neben Blitz, Zeitvorwah­l, HDR und Gittereinb­lendung. Hier legt man auch das DNG-Format fest.

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