Licht & Schatten
Jeder Fotograf kennt diese magischen Momente, wenn das Licht die Umgebung verzaubert und man den Atem anhält. Man kann solche Momente erleben, wenn der Tag in die blaue Stunde übergeht und das bläulich kalte Umgebungslicht in einem schönen Komplementärfarbenkontrast zu künstlichen Lichtquellen steht. Oder wenn sich Sonnenstrahlen den Weg durch die Äste eines Winterwalds bahnen und Schneekristalle zum Glitzern bringen. Es lohnt sich immer wieder, Tageslicht nicht einfach als etwas Gegebenes zu betrachten, sondern seine verschiedenen Erscheinungsformen zu studieren: Wie verändert sich das Licht mit dem Sonnenstand? Ist das Licht gerichtet oder diffus? Wie ist seine Farbtemperatur, und wie wirkt sich das auf die Gesamtstimmung des Fotos aus? Während diffuses Licht bei Herbstmotiven mit buntem Laub zu reizvollen Bildern führt, brauchen die meisten Wintermotive direktes Licht, um zu wirken: Seiten- und Gegenlicht arbeitet Oberflächenstrukturen heraus, das gilt für Häuserfassaden ebenso wie für Schneeflächen. Zudem ist weißer Schnee wie eine Projektionsfläche für Licht unterschiedlicher Farbtemperatur: Wirklich weiß ist Schnee nur bei direktem Licht
mit Tageslichtcharakter (um 5500 Kelvin); in den Schatten wirkt er oft wie mit blauer Tinte eingefärbt. Beim Licht der auf- oder untergehenden Sonne nimmt die weiße Pracht eine rötlich-gelbe Färbung an, die man nicht mittels Weißabgleich bei der Aufnahme oder durch gegenläufige Farbkorrektur bei der Bildbearbeitung eliminieren sollte – sonst wäre die Stimmung futsch.