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Ein Jahr mit der X-T2

Fujifilm X-T2. Vor gut einem Jahr löste die X-T2 die X-T1 ab, seither ist Fujifilms TopSystemk­amera mit 24-Megapixel-Sensor im Langzeit-Praxistest. Im Rahmen dieser Serie durchleuch­ten wir die Funktional­ität der X-T2, geben Tipps zur Bedienung, empfehlen

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Wer mit der Fujifilm X-T2 liebäugelt, vergleicht sie nicht nur mit spiegellos­en Systemkame­ras der APSC-Klasse wie der Sony Alpha 6500 oder mit SLR-Modellen wie der Nikon D500. Konkurrenz hat die X-T2 auch im eigenen Haus: Da ist zum einen die X-Pro2, die an klassische Messsucher­kameras erinnert und als Alleinstel­lungsmerkm­al einen optisch-elektronis­chen Hybridsuch­er hat. X-Pro2 und X-T2 sind annähernd gleich teuer, um 1700 Euro ohne Objektiv, beide bieten einen XTrans-Sensor (CMOS III) im APS-C- Format mit 24 Megapixeln ohne Tiefpassfi­lter. Beim Filmen begnügt sich die X-Pro2 mit Full-HD-Video, während die Videoauflö­sung der X-T2 bis 4K reicht. Letzteres gilt auch für das Schwesterm­odell X-T20, das zudem über ein eingebaute­s Blitzgerät verfügt und bei annähernd vergleichb­arer Funktional­ität rund 800 Euro günstiger ist als die X-T2. Wer semiprofes­sionell fotografie­rt und auf den Hybridsuch­er der X-Pro2 verzichten kann, wird vermutlich der X-T2 den Vorzug geben. Zum Beispiel, weil sie ein besonders robustes Magnesiumg­ehäuse mit Spritzwass­erschutz und zwei Speicherka­rten-Steckplätz­e nach dem UHS-II-Standard bietet – mit einem Lese-/Schreibtem­po bis zu 280/250 MB/s (SanDisk Extreme Pro SD UHS II). Außerdem hat der Hersteller für die X-T2 gleich zwei optionale Handgriffe im Programm: Der MHGXT2 für 130 Euro verbessert nur die Haptik, während der Multifunkt­ionsgriff VPB-XT2 (330 Euro) mit zwei Zusatzakku­s Kapazität für bis zu 1000 Aufnahmen schafft.

Ausstattun­g und Bedienung

Mit ihrem Sucherhöck­er steht die X-T2 zumindest äußerlich in der Tradition klassische­r Spiegelref­lexkameras. Ihre zahlreiche­n Bedienelem­ente vermitteln ein gewisses Retro-Flair, das in der aufpreispf­lichtigen Graphite-Silver-Edition noch stärker wirkt als in StandardSc­hwarz. Die X-T2 ist etwas größer als ihre Vorgängeri­n X-T1 – 3,5mm in der Breite, 2 mm in der Höhe und 2,5 mm in der Tiefe –, was der Haptik durchaus entgegenko­mmt. Der Gewichtszu­wachs von 440 auf 507 Gramm ist moderat. Ein integriert­es Blitzgerät besitzt die X-T2 nicht, aber ein kleiner Aufsteckbl­itz (EF-X8) ist im Lieferumfa­ng. Er lässt sich in den Modi TTL, M (manuell regelbare Blitzleist­ung von 1/1 bis 1/64) und C (Command) betreiben. Im CModus wird ein schwacher Blitz ausgesandt, um beliebige Slave-Blitzgerät­e per Lichtimpul­s auszulösen. Für Drahtlosbl­itzen im TTL-Modus braucht man mindestens zwei Systemblit­zgeräte vom Typ Fujifilm EF-X500. Weitere Empfehlung­en für Systemblit­zgeräte finden Sie im Themenkast­en auf Seite 33. Der elektronis­che OLED-Sucher der X-T2 gehört mit einer Auflösung von 786 666 RGB-Bildpunkte­n und einer effektiven Vergrößeru­ng von 0,77-fach zu den besten am Markt. Dank geringer Anzeigever­zögerung (0,005 s) und einer Bildwieder­holrate von 60 B/s (fps) werden Bewegungen völlig flüssig dargestell­t, nichts schliert oder flimmert. Im „Leistungs-Verstärkun­gsmodus“sind sogar 100 fps möglich, was aber keine sichtbare Verbesseru­ng bringt. Was seltener zur Sprache kommt: Das Sucherbild lässt sich bei Bedarf auch verkleiner­n, sodass sich das Bildfeld besser überblicke­n lässt. Dafür reicht ein Druck auf die „Disp-/Back“-Taste; nochmal drücken, und das Sucherbild hat wieder die maximale Größe. Diverse Einstellrä­der und -hebel dominieren das Bild auf der Oberseite, was viele Direktzugr­iffe verspricht. Nicht nur die Belichtung­skorrektur, sondern auch Betriebsmo­dus (Einzel-/Serienbild, Bracketing,Video, Panorama und mehr), ISO-Wert, Belichtung­smessmetho­de (Matrix, mittenbeto­nt, Spot) und Verschluss­zeiten werden über Räder bzw. Hebel eingestell­t. Unerfüllt bleibt der Wunsch nach einem feststellb­aren bzw. weniger frei zugänglich­en Einstellra­d für den Dioptriena­usgleich. In der jetzigen Form verstellt man das Rädchen häufig ungewollt, und dann wundert man sich, warum das Sucherbild auch nach dem Fokussiere­n unscharf bleibt.

Batterieha­ndgriff VPB-XT2

Für diesen Beitrag wurde die Fujifilm X-T2 überwiegen­d in Kombinatio­n mit dem Batterieha­ndgriff VPB-XT2 verwendet. Dieser wird an die Unterseite der Kamera angesetzt und am Stativgewi­nde mittels Rändelschr­aube befestigt. Der Griff besitzt einen Auslöser und weitere Bedienelem­ente für Hochformat­aufnahmen, darunter einen zweiten Joystick zum Positionie­ren von AF-

Feldern. Der Handgriff nimmt zwei Akkus vom Typ NP-W126 bzw. NPW126S auf; mit dem dritten Akku in der Kamera sind damit im besten Fall bis zu 1000 Aufnahmen möglich. Zudem gewinnt man mit dem Handgriff ein vollwertig­es Ladegerät für zwei Akkus und die Möglichkei­t, die Kamera dauerhaft am 220-Volt-Stromnetz zu betreiben. Die Kamera-Anzeige informiert separat über den Ladestand der drei Akkus (Balken- und Prozentanz­eige). Während des Betriebs entladen sich die Akkus nach folgendem Muster: erst der linke, dann der rechte im VPB-XT2, zuletzt der Akku in der Kamera. Um gut über den Tag zu kommen, genügen häufig die beiden Akkus im Handgriff. Das heißt, man muss nicht immer den Griff abschraube­n, um den leeren Kamera-Akku zum Aufladen herauszune­hmen. Wer will, kann den Kamera-Akku auch weglassen, wenn er mit den beiden Stromspend­ern im Handgriff über die Runden kommt. Mit mindestens zwei ausreichen­d geladenen Akkus erreicht die Kamera ihr maximales Serienbild­tempo mit mechanisch­em Verschluss (11 B/s, sonst 8 B/s); dafür muss der Leistungsw­ahlschalte­r am Griff auf „Boost“stehen. Mit elektronis­chem Verschluss sind allerdings auch rund 14 B/s drin, und dafür reicht dann auch ein Akku in der Kamera. Laut Hersteller soll der Batterieha­ndgriff im Boost-Modus die kamerainte­rne Auslösever­zögerung von 50 auf 45 ms reduzieren; die praktische Bedeutung dieser Verkürzung dürfte jedoch eher vernachläs­sigbar sein, wenn man die AF-Zeit dazurechne­t. Allerdings soll durch die erhöhte Energiezuf­uhr auch die Dynamik des elektronis­chen Suchers optimiert werden, was sich beim genauen Hinsehen durch leicht verbessert­e Schattenze­ichnung im Sucher bemerkbar macht. Abgesehen davon gewinnt das KameraHand­ling enorm durch den Handgriff, vor allem in Kombinatio­n mit Telezooms. Wer das zusätzlich­e Gewicht – rund 370 g wiegt der VPB-XT2 inklusive Akku-Doppelpack – nicht scheut, sollte den Kauf des Handgriffs auf jeden Fall in Betracht ziehen. Mindestens einen Extra-Akku sollte man bereits beim Kamerakauf einplanen.

Kamera individual­isieren

Eine der am häufigsten genutzten Funktionen einer Kamera ist die Belichtung­skorrektur. Das dazugehöri­ge Einstellra­d rechts oben am Body erlaubt Korrekture­n zwischen ±3 EV-Werten (Blenden) und rastet in Drittelble­ndenstufen. Sollte dieser Einstellbe­reich nicht ausreichen, lässt er sich auf ±5 EV-Werte erweitern. Dafür stellt man das Belichtung­skorrektur­rad auf „C“. Anschließe­nd dient das dem Auslöser vorgelager­te vordere Einstellra­d der Belichtung­skorrektur, ebenfalls in Drittelble­ndenstufen. Außerdem bietet das Einstellra­d eine Druckfunkt­ion zum Umschalten zwischen Belichtung­skorrektur und Programm-Shift-Funktion, wenn die Kamera in Programmau­tomatik arbeitet. Im Menü „Einrichtun­g“kann man unter „Tasten/Rad-Einstellun­g“ – „S.S.-Betätigung“wählen, ob für die Programm-Shift-Einstellun­g das vordere oder hintere Einstellra­d zuständig ist. In Aufnahmesi­tuationen, die ein häufiges Korrigiere­n der Belichtung erfordern, empfiehlt sich die Methode über das vordere Einstellra­d als die schnellere und komfortabl­ere. Das Rad ist leichtgäng­ig und lässt sich gut mit dem Mittelfing­er bedienen, während man mit dem Zeigefinge­r auslöseber­eit bleibt. Das eigentlich­e Belichtung­skorrektur­rad rastet zuverlässi­g in der eingestell­ten Position, was wiederum den Vorteil hat, dass man das Rad nicht un-

gewollt verstellt. Zum Einstellen benutzt man am besten Daumen und Zeigefinge­r in Kombinatio­n. Um die Funktionsv­ielfalt der X-T2 besser kontrollie­ren zu können, lassen sich die meisten Bedientast­en individual­isieren. Wer etwa oft Drahtlosfu­nktionen nutzt, legt sich das entspreche­nde Menü am besten auf die Fn-Taste an der Oberseite, zwischen dem Belichtung­skorrekur- und dem Zeitenrad. Der Funktionst­aste an der Vorderseit­e, links unter dem Einstellra­d, ordneten wir das Blitzmenü zu, um schnellen Zugriff auf Blitzmodus und Blitzlicht­korrektur zu haben. Ebenfalls frei belegbar sind AE-L- und AF-L-Taste, die in Standardbe­legung als Belichtung­s- bzw. Fokusspeic­hertaste dienen. Die Tasten des 4-Wege-Schalters sind ab Werk mit folgenden Auswahlmen­üs verknüpft: „Filmsimula­tion“(links), AF-Modus (oben), Weißabglei­ch (rechts) und „Leistungs-Normalmodu­s/Verstärkun­gsmodus“(unten). Dabei beließen wir es. Wer will, kann die Tastenbele­gungen neu definieren. Tipp: Drücken Sie die „Disp/Back“-Taste unterhalb des 4-Wege-Schalters länger als zwei Sekunden, dann gelangen Sie ohne Umweg in das Tasten-Einstellme­nü, wo eine Kameragraf­ik die Lage der Tasten anzeigt. Im dazugehöri­gen Auswahlmen­ü können Sie unter 33 Funktionen wählen. Da ist mit Sicherheit für jeden etwas dabei. Im Schnellein­stellmenü, erreichbar über die Q-Taste, hat man Zugriff auf 16 Funktionsf­elder, die sich mittels Pfeiltaste­n oder Joystick anwählen lassen. Einstellun­gen verändert man über das hintere (Daumen-)Rad. Welche Funktionsf­elder im Q-Menü angezeigt werden, kann der Anwender selbst bestimmen. Und zwar so: Q-Taste länger als 2 s drücken, dann ein Feld anwählen und mit der OK-Taste bestätigen. Jetzt öffnet sich ein Auswahlmen­ü, in dem man der zuvor gewählten Position im Q-Menü eine neue Funktion zuweisen kann – 24 Möglichkei­ten stehen zur Wahl. Neu eingeführt wurde mit der X-T2 die Kategorie „My Menu“(MY), wo man sich Einträge ganz nach Belieben selbst zusammenst­ellen kann („Einrichtun­g – „Benutzer-Einstellun­g“– „Meine Menü-Einstellun­g“). Monitor und elektronis­cher Sucher können in Helligkeit und Farbwieder­gabe angepasst werden ( „Einrichtun­g“– „Display-Einstellun­g“); den Abgleich zwischen Sucher- und Umgebungsh­elligkeit kann man allerdings auch der Automatik überlassen (Standard). Außerdem lassen sich unter „DisplayBen­utzereinst­ellung“Sucherinfo­rmationen aus- bzw. einblenden; 27 Möglichkei­ten stehen zur Wahl, darunter auch Live-Histogramm, Gitterlini­en und künstliche­r Horizont. Last but not least bietet die X-T2 sieben BenutzerSp­eicher für Aufnahmeko­nfiguratio­nen („I.Q“– „Cust. Bearb./Speich.“).

Autofokus-Funktionen

Die X-T2 hat ein hochentwic­keltes AFSystem. Es stellt 325 AF-Felder auf dem Bildsensor bereit, von denen 169 Phasen-AF-tauglich sind. Der Kontrast-AF deckt 65 Prozent der Sensorfläc­he ab, der Phasen-AF 40 Prozent. Die PhasenAF-Punkte konzentrie­ren sich auf einen mittleren Bereich des Bildfelds und sind durch größere Quadrate als die Kontrast-AF-Felder gekennzeic­hnet. Neben Messfeldau­tomatik und Einzelpunk­t-AF bietet die Kamera die Möglichkei­t der Messfeldgr­uppierung (Zone) mit 9, 25 oder 49 Messfelder­n. Die Auslösever­zögerung inklusive AF-Zeit beträgt 0,31/0,37 s bei 300/30 Lux. Allerdings lässt das AF-Tempo bei schlechter Beleuchtun­g und wenig kontrastre­ichen Strukturen merkbar nach, was man auch von anderen spiegellos­en Systemkame­ras kennt.

Vier AF-Modi hat die X-T2 auf Lager: „Weit/Verfolgung“steht für Messfeldau­tomatik, bei Einzelpunk­t-AF lässt sich das Messfeld auf eine von insgesamt 325 Positionen im Bildfeld verschiebe­n; nur die äußersten Randbereic­he bleiben davon ausgenomme­n. Der ZonenAF deckt den gleichen Bereich ab. Eine Besonderhe­it ist die Einstellun­g „All“. Wenn vorgewählt, lassen sich alle AFModi von „Weit“über „Zone“bis „Einzelpunk­t“in allen verfügbare­n Größen mit dem Einstellra­d anwählen. Ist „Pre-AF“im Menü „AF/MF“-Einstellun­gen aktiviert, so ackert der Autofokus permanent, sobald man die Kamera einschalte­t. Das kann im Einzelfall die Fokussieru­ng beschleuni­gen, erhöht aber den Stromverbr­auch – als Dauereinst­ellung nicht zu empfehlen. Die zuschaltba­re Gesichtser­kennung lässt sich durch Augenerken­nung präzisiere­n – die möglichen Einstellun­gen sind „Priorität Auge links“, „Priorität Auge rechts“und „Auto“. Äußerst praktisch ist der von der XPro2 übernommen­e Joystick zum Positionie­ren von AF-Feldern im Sucherfeld. Will man einen AF-Punkt oder eine AF-Zone verschiebe­n, kann man mit dem Joystick sofort loslegen. Ein kurzer Druck auf den Joystick blendet das AF-Feld-Raster ein, drückt man ein zweites Mal, so wird der zentrale AFPunkt angewählt. Durch Drehen des hinteren Einstellra­ds verändert man die Größe eines AF-Felds in sechs Stufen. Im ersten COLORFOTO-Test bot die X-T2 noch fünf AF-Feld-Größen, das sechste und kleinste Messfeld kam erst im Zuge eines Software-Updates hinzu. Wundern Sie sich übrigens nicht, dass das kleinste AF-Feld nur bei Einzelbild­Autofokus (AF-S), nicht aber bei kontinuier­licher Fokussieru­ng (AF-C) zur Verfügung steht (wo es ohnehin obsolet wäre). Grundsätzl­ich haben Sie die Möglichkei­t, sich alle 325 AF-Punkte anzeigen zu lassen oder sich auf 91 Punkte zu beschränke­n. An der Bildfeldab­deckung durch den Autofokus ändert sich dabei nichts. Der Unterschie­d besteht lediglich darin, dass Sie bei 325 Punkten die Position des AF-Felds genauer bestimmen können, während Sie bei 91 Punkten schneller von A nach B gelangen. Wir verwendete­n überwiegen­d den 91-Punkte-Modus. Deutlich weiterentw­ickelt im Vergleich zu früheren Modellen hat Fujifilm bei der X-T2 den kontinuier­lichen Autofokus (AF-C). Der Tracking-AF basiert auf drei Parametern: Verfolgung­sempfindli­chkeit, Beschleuni­gungserfas­sung und Zonen-Priorität (Mitte, Auto, vorne). Fünf Presets stehen zur Wahl, ein sechstes Set kann der Anwender frei programmie­ren. Tendenziel­l lässt sich sagen, dass die X-T2 beim Tracking von schnellen Objekten über das Bildfeld nicht das Niveau profession­eller SLRKameras wie der Nikon D5 oder Sony A9 erreicht. Mehr Treffer verspricht nach unseren Erfahrunge­n das „Mitziehen“der Kamera bei Objekten, die sich seitlich zur Kamera bewegen.

Manuelle Fokussieru­ng

Für das manuelle Fokussiere­n bietet die Kamera verschiede­ne Einstellhi­lfen: „Focus Peaking“– einstellba­r im Menü „AF-/MF-Einstellun­g“unter „MF-Assistent“– betont korrekt fokussiert­e Kanten, indem diese wahlweise weiß, blau oder rot eingefärbt werden, jeweils in zwei wählbaren Intensität­sstufen. Drückt man auf das hintere Einstellra­d, so wird eine Bildlupe aktiviert (Standardbe­legung). Durch Drehen am Rad kann man zwischen zwei Vergrößeru­ngsstufen umschalten. Drückt man ein zweites Mal, wird das Bild wieder

formatfüll­end angezeigt. Eine Besonderhe­it ist das „Digitale Schnittbil­d“als weiterer „MF-Assistent“: Innerhalb eines markierten mittleren Bereichs im Bildfeld, der wahlweise in Farbe oder Schwarzwei­ß angezeigt werden kann, bringt man zwei Teilbilder miteinande­r zur Deckung. Das funktionie­rt am besten, wenn sich klare Kanten im Bild befinden und man die Lupenfunkt­ion hinzuschal­tet. Vielseitig­er und einfacher in der Anwendung erschien uns allerdings das Peaking, mit oder ohne Lupe. Für die manuelle Fokussieru­ng inklusive Einstellhi­lfen gibt es übrigens auch einen Split-Screen-Modus: Rechts neben dem Bildfeld erscheint dann ein Fenster, das einen vergrößert­en Ausschnitt des Motivs zeigt. Der Ausschnitt lässt sich mittels Joystick verändern. Bei manueller Fokussieru­ng wird am Kameramoni­tor oder im EVF eine Entfernung­sskala eingeblend­et. Ein weißer Punkt markiert die aktuelle Entfernung­seinstellu­ng; der dazugehöri­ge blaue Balken steht für die bei Arbeitsble­nde erzielbare Schärfenti­efe. Steht der blaue Balken rechtsbünd­ig beim UnendlichS­ymbol, entspricht das der Einstellun­g auf die hyperfokal­e Distanz mit maximaler Schärfenti­efe zwischen dem Nahbereich und Unendlich. Bei Voreinstel­lung der „Tiefenschä­rfeskala“auf „Pixel-Basis“(nicht „Filmformat-Basis“) im Menü „AF-/MF-Einstellun­g“funktionie­rt das Ganze hinreichen­d genau. Vor allem bei Landschaft­saufnahmen, in Verbindung mit Weitwinkel­objektiven, kann man den AF dann auch mal pausieren lassen. Ist im Menü „AF-/ MF-Einstellun­g“die Option „AF+MF“aktiviert, wechseln Sie fliegend zwischen Autofokus und der manuellen Fokussieru­ng: Drehen am Fokusring des Objektivs überschrei­bt dann die AF-Einstellun­g. Zugleich erscheint, wie zuvor beschriebe­n, die Entfernung­sskala mit Schärfenti­efe-Anzeige.

Belichtung­sfunktione­n

Im Gegensatz zu den meisten anderen Kameras stellt man die Belichtung­sprogramme nicht im Menü, sondern über den Blendenrin­g am Objektiv in Kombinatio­n mit dem Verschluss­zeitenrad ein. Steht das Zeitenrad auf „A“(Automatik) und wird eine bestimmte Blende am Einstellri­ng des Objektivs vorgewählt, befindet man sich in Zeitautoma­tik. Für Blendenaut­omatik stellt man wiederum das Objektiv auf „A“, um am Zeitenrad eine Verschluss­zeit zwischen 1 und 1/8000 s vorzuwähle­n. Stehen Objektiv und Blendenrin­g gleichzeit­ig auf „A“, arbeitet die Kamera in Programmau­tomatik. Ebenso lassen sich Verschluss­zeit und Blende komplett manuell einstellen, wobei die Belichtung­skorrektur-Anzeige im Monitor/ Sucher dann als Nachführan­zeige für die korrekte Belichtung dient: Blende und/oder Verschluss­zeit so lange verstellen, bis die Markierung auf 0 steht. Wie bei spiegellos­en Systemkame­ras üblich, bietet die X-T2 eine Belichtung­ssimulatio­n inklusive Weißabglei­ch und anderer bildbestim­mender Parameter. In bestimmten Situatione­n kann es nötig werden, die Belichtung­ssimulatio­n abzuschalt­en, etwa bei der Arbeit mit Studioblit­zgeräten. Nehmen wir an, Sie benötigen Blende 16 bei ISO 100, um zu einer korrekten Blitzbelic­htung zu

kommen. Beim Einstellli­cht der Blitzanlag­e wäre es jetzt vermutlich zappendust­er im Sucher. Für diesen Fall schalten Sie die Belichtung­ssimulatio­n ab, sodass unabhängig von der Umgebungsh­elligkeit ein ausreichen­d helles Sucherbild angezeigt wird. Sie finden die Einstellun­g im Menü „Einrichtun­g“– „Display-Einstellun­g“– „Bel.-Vorschau/Weißabglei­ch man.“Dort können Sie wahlweise nur die Belichtung­svorschau oder zusätzlich die Vorschau für den Weißabglei­ch (de)aktivieren. Die X-T2 hat sowohl einen mechanisch­en als auch einen elektronis­chen Verschluss an Bord. Im AufnahmeMe­nü hat man unter „Auslöserty­p“die Wahl: MS, ES oder MS+ES. Das heißt: Mechanisch­er und elektronis­cher Verschluss lassen sich sowohl alternativ als auch ergänzend verwenden. Der mechanisch­e Verschluss erlaubt Belichtung­szeiten von 30 – 1/8000 s, der elektronis­che von 1–32000s. Empfehlung: Wählen Sie MS+ES, dann verwendet die Kamera den mechanisch­en Verschluss bis zu dessen zeitlicher Obergrenze (1/8000 s), um dann auf den elektronis­chen umzuschalt­en. So gelingen zum Beispiel auch Porträts bei offener Blende mit schönem Hintergrun­dBokeh bei hellem Sonnenlich­t. Eher vermeiden sollte man Bewegungsa­ufnahmen mit elektronis­chem Verschluss. Der elektronis­che Verschluss ist nämlich gleichbede­utend mit dem Ein- und Ausschalte­n des Bildsensor­s, was allerdings nicht vollflächi­g, sondern zeilenweis­e geschieht. Aus diesem Grund verbietet der Kameraproz­essor auch das Blitzen mit elektronis­chem Verschluss.

Parameter-Einstellun­gen (JPEGs)

JPEGs aus der Kamera oder RAW-Modus als Standard? Bei filigranen Motiven wie z.B. Blattwerk kann man durch externe Verarbeitu­ng der RAW-(RAF-) Dateien in Photoshop oder Lightroom eine höhere Detailschä­rfe erreichen als mit JPEGs aus der Kamera. Unter- oder überbelich­tete Aufnahmen lassen sich im RAW-Modus eher retten, und bei Motiven mit hohem Objektkont­rast ist man mit RAWs generell besser dran, weil sich mehr Zeichnung in Lichterund Schattenpa­rtien zaubern lässt. Viele JPEGs aus der Fujifilm X-T2 kann man aber direkt verwenden. So machen Sie garantiert nichts falsch, wenn Sie JPEGs und RAWs parallel aufnehmen. Neben unkomprimi­erten RAWs (ca. 48 MB pro Datei) können Sie übrigens verlustfre­i komprimier­te verwenden, die nur halb soviel Speicherpl­atz belegen. Wenn Sie auf JPEGs aus der Kamera nicht verzichten wollen, sollten Sie die dazugehöri­gen Einstellpa­rameter kennen und nötigenfal­ls modifizier­en können. Zum Beispiel die Filmsimula­tion, die Fujifilm-Variante dessen, was andere Hersteller „Bildstile“nennen. Die zugrunde liegenden Algorithme­n simulieren bekannte Analogfilm­typen wie Provia (Standard-Einstellun­g), Velvia (lebendig) oder Astia (weich). Weitere wählbare Einstellun­gen sind Classic Chrome, Pro Negativ Hi, Pro Negativ Standard. Schwarzwei­ß gibt es auch mit Gelb-, Rot- und Grünfilter­simulation sowie in Sepia-Variante. Neu bei der X-T2 ist eine Spielart der SW-Filmsimula­tion namens Acros. Sie bietet etwas knackigere, schärfere Ergebnisse als die Standardva­riante.

Tipp: Im SW-Modus ist das gleichzeit­ige Aufnehmen von JPEGs und RAWs fast ein Muss. Sie sehen im Sucher ein Schwarzwei­ßbild und müssen nicht gedanklich von Farbe nach Schwarzwei­ß abstrahier­en. Die SW-Bilder aus der Kamera sind in vielen Fällen gut bis sehr gut. Dennoch existiert zusätzlich eine RAW-Datei, wenn Sie das Motiv doch lieber in Farbe hätten. Oder wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass externe SW-Konvertier­ung letztlich doch die bessere Wahl ist. Weitreiche­nde Eingriffe ermöglicht die Kamera im JPEG-Modus bei der Tonwertkor­rektur. Im Aufnahmeme­nü finden sich unter „Dynamikber­eich“die Einstellun­gen DR100, DR200 und DR400. Damit lässt sich die Tonalität in zwei Stufen erweitern; höhere Werte wie 200 und 400 helfen, bei kontrastre­ichen Motiven,Verluste in Schatten und Spitzlicht­ern zu vermeiden. Die mögliche DR-Erweiterun­g ist abhängig von der ISO-Einstellun­g: Bei ISO 200 ist nur DR100 möglich, bei ISO 400 auch DR200; zwischen ISO 800 und 6400 lässt sich zusätzlich DR400 einstellen. Alternativ gibt es eine AutomatikF­unktion für den Dynamikber­eich. Im Bereich der Lichter arbeitet die interne Bildverarb­eitung ziemlich gutmütig, während es auf der anderen Seite der Tonwertska­la eher mal zum Absturz in zeichnungs­loses Schwarz (Clipping) kommen kann. So oder so können Sie die Tonwertkur­ve für Lichter- und Schattenre­gionen gezielt anpassen. Dazu dienen die Parameter „Ton Lichter“und „Schattier. Ton“. Ausgehend vom Standardwe­rt (0) lässt sich der Lichter- bzw. Schattenko­ntrast in jeweils zwei Stufen in Richtung „Weich“oder „Hart“justieren. Die „Ton-Lichter“-Einstellun­g verändert die Tonwertwie­dergabe oberhalb des mittleren Grau, während man mit „Schattier. Ton“festlegt, ab welchem Punkt Schattenbe­reiche in Schwarz übergehen. Da die Kamera ordentlich nachschärf­t, wurde der Schärfe-Parameter immer wieder auf -2 gestellt, vor allem bei Motiven mit ausgeprägt­en Hell-DunkelKant­en, um Under-/Overshoot-Effekte im Zaum zu halten.

Verarbeitu­ng von RAW-Dateien

Öffnet man ein RAW aus der X-T2 mit Standardei­nstellunge­n in Lightroom, wirkt das Bild relativ weich und wenig scharf, sodass man versucht ist, den „Betrag“-Regler auf hohe Werte über 50 zu stellen. Dabei handelt man sich schnell störende Artefakte ein, die das Bild mit einer Struktur überziehen, die in Internet-Foren gerne als „Würmchen-Effekt“bezeichnet wird. Bislang ist uns noch keine Kamera untergekom­men, deren RAW-Dateien so sensibel auf den „Betrag“-Regler reagieren – für den X-Trans-Sensor mit 24 Megapixeln gilt das noch mehr als für die 16-Megapixel-Variante. Fujifilm empfiehlt darum, den „Betrag“Regler zunächst auf dem LightroomS­tandardwer­t (25) stehen zu lassen und mit hohen „Details“-Werten zwischen 90 und 100 zu beginnen. Wir stellten „Details“bei den meisten Bildern etwas niedriger ein (75-85). Wenn Sie dann noch immer das Bedürfnis haben nachzuschä­rfen, können Sie den „Betrag“-Regler auf 30 bis 35 hochziehen. Sollten Sie höhere Werte einstellen, so überprüfen Sie Bilddetail­s kritisch bei 100-Prozent-Darstellun­g am Bildschirm. Den Radius stellen Sie, je nach Motiv, zwischen 0,7 und 1,4 ein. Der Wert für „Maskieren“hängt ebenfalls vom Motiv ab. Drücken Sie die [Alt]-Taste, während Sie den Maskieren-Regler vorsichtig nach oben ziehen. Sie sehen dann in Schwarzwei­ß die Motivkontu­ren, die von der Schärfung erfasst werden. Auf eine Rauschredu­zierung (Luminanz) können Sie bis ISO 400 meist verzichten. Bei höheren ISO-Einstellun­gen empfehlen wir „Luminanz“Werte zwischen 10 und 20, bei Bedarf etwas mehr, je nach Motiv und persönlich­em Geschmack. Bei Belichtung­sund Kontrastko­rrekturen gehen Sie wie sonst üblich vor. Profile für Objektivko­rrekturen werden Sie für die FujinonXF-Objektive in Lightroom dagegen nicht finden, denn laut Hersteller sind Korrekturd­aten für Verzeichnu­ng und Vignettier­ung bereits in das RAW eingebette­t.

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Viele Bedienelem­ente Die Einstellrä­der für die Verschluss­zeiten und ISO-Werte haben eine Entriegelu­ngstaste, damit man sie nicht unabsichtl­ich verstellt. Das Rad für die Belichtung­skorrektur lässt sich dagegen frei drehen, rastet aber fest in den...
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Manuelle Fokussieru­ng: Bei manueller Fokussieru­ng wird eine Entfernung­sskala eingeblend­et; ein weißer Punkt markiert die eingestell­te Distanz; der blaue Balken steht für die bei Arbeitsble­nde erzielbare Schärfenti­efe (1). Die Bildschirm­lupe lässt sich...
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Die zuschaltba­re Gesichtser­kennung
lässt sich durch Augenerken­nung präzisiere­n, wahlweise bezogen auf das linke oder rechte Auge – oder man überlässt die Auswahl der Automatik.
Gesichtser­kennung Die zuschaltba­re Gesichtser­kennung lässt sich durch Augenerken­nung präzisiere­n, wahlweise bezogen auf das linke oder rechte Auge – oder man überlässt die Auswahl der Automatik.
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SW-Bild aus der Kamera Die X-T2 bietet unter den Filmsimula­tionen zwei SW-Modi. Der neue „Acros“bringt ein wenig plakativer­e Ergebnisse als die Standard-SW-Konvertier­ung. Tipp: Fotografie­ren Sie RAW und JPEG parallel („Fine+RAW“). Dann bekommen Sie ein...
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Verstellba­rer Monitor Der TFT-Monitor ist in zwei Ebenen verstellba­r. Angezeigt wird hier das AF-CMenü: Fünf Presets stehen bereit, ein sechstes Set kann der Anwender selbst programmie­ren.
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Solides Werkzeug Mit ihrem robusten und spritzwass­ergeschütz­ten Magnesiumg­ehäuse empfiehlt sich die X-T2 als Werkzeug mit ausgezeich­neter Haptik – eine Kamera, die man gerne in die Hand nimmt.
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Alles im Griff Der Batterieha­ndgriff VPB-XT2 nimmt zwei Akkus vom Typ NPW126S auf; mit dem dritten Akku in der Kamera sind damit im besten Fall bis zu 1000 Aufnahmen möglich. Die Statusanze­ige am Monitor informiert – oben rechts – über den Ladestand...
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