Portfolio „Der perfekte Moment“
Fotos von Corry DeLaan
Es war Januar 2016, und es hatte aufgehört zu schneien. Eigentlich wollte Corry DeLaan am Abend imVoralpenland Sternspuren fotografieren. Als sie aber am angedachten Ort ankam, zeigte sich eine Nebelstimmung, die sich von Minute zu Minute änderte. Sterne waren nicht zu sehen. So änderte sie ihr Vorhaben und begab sich zu den drei Bootshütten. Mit Freude stellte sie fest, dass sie an dem sonst stark frequentierten Ort um diese späte Uhrzeit alleine war. So kam „Wabernder Nebel nachts am Kochelsee“wie viele ihrer Bilder als „Folge der Spontanität und des Sehens“zustande.
Bildideen
Corry DeLaan lässt Bildideen auf emotionale, intuitive Art und Weise entstehen. Da sie gerne draußen in der Natur ist, ist sie ununterbrochen auf der Suche nach Motiven. „Da kommt alles infrage, was sich in der Landschaft findet. Das kann eine Weinbergschnecke auf einem Feldweg sein, die ich dann mit der GoPro, einer kleinen Actionkamera, fotografiere, oder ein Weg, der sich durch die Landschaft schlängelt, ein Blick nach oben zwischen Bäumen oder eine Nebelsituation im Winter“, erzählt sie.
Der richtige Ort
Bevor Corry DeLaan loszieht, beobachtet sie nicht nur ununterbrochen das Wetter, sondern befragt zusätzlich die Wetter-App auf ihrem Handy und studiert Webcams. Meistens hat sie nur an den Wochenenden Zeit, auf Fototour zu gehen. Steht die Chance auf Frühnebel laut ihren Recherchen gut, macht sie sich auf den Weg. Manchmal fährt sie vertraute Plätze an, manchmal möchte sie aber lieber neue Locations und Lichtstimmungen finden. „Am liebsten
mache ich das alleine, um mich nicht nach den Bedürfnissen anderer richten zu müssen. So bin ich oft unterwegs, wenn andere noch schlafen, oder ich fahre dorthin, wo sonst niemand hinfährt, weil es dort nichts Spektakuläres gibt.“Es mache Spaß, zu zeigen, dass das Schöne eigentlich fast überall zu sehen ist. Viele ihrer Motive liegen an solch auf den ersten Blick unscheinbaren Orten und kamen in den frühen Morgenstunden zustande.
Aufnahmetechnik
Meist fotografiert Frau DeLaan mit einem Weitwinkel-Objektiv. Hier achtet sie bewusst auf die Wahl der Farben, der Linienführung, der Belichtungsdauer, sowie vor allem auf eine ausgewogene Bildkomposition. „Das ist schwierig zu erklären, da es überwiegend ein Gefühl ist. Ich mache es einfach. Sicher fängt die Gestaltung schon mit der Wahl des Motivs an“, erklärt sie. In ihren Aufnahmen stellt sie gerne „Intensität“her. Gelegentlich nutzt sie hierzu auch ein Tele-Objektiv, um die „Bilder zu verdichten“, nicht im poetischen Sinne, sondern grafisch, indem sie näher an das Motivgeschehen heranrückt.
Bildkomposition
„Wie ich meine Aufnahmen komponiere, hat sich im Laufe der Jahre so automatisiert, dass ich nicht mehr über gängige Gestaltungsregeln, die mich sowieso nicht interessieren, nachdenke. Im Nachhinein stelle ich dann oft fest, dass ich Diagonalen im Bild habe oder dass eine interessante Linienführung das Bild ausmacht.“Allerdings versucht die Fotografin, den Aufbau eines Bildes mit parallelen waagerechten Linien zu vermeiden. „Das hat nichts zu tun mit dem, was man gemeinhin tut oder nicht tut, sondern allein damit, dass mir parallele waagerechte Linien nicht sonderlich gefallen.“Auch die Sonne als dicker weißer und meist unförmiger Fleck im Bild, oder Unruhe, die etwa durch Gestrüpp entsteht, sind für die Fotografin absolute No-Gos.
Nacharbeit
Zu ihren regelmäßigen Schritten gehören im RAW-Converter die Objektivund eine eventuell leichte Kontrastkorrektur, sowie das Prüfen und Korrigieren des Weißabgleichs. Auch dies nimmt sie nach Gefühl vor, ohne einen charakteristischen „Workflow“. „Manchmal bearbeite ich ein Bild ausführlich, manchmal aber auch fast gar nicht, mal mag ich es eher kühl, blaustichig, dann wieder warm und gelb- und rotstichig.“Von den Nik-Filtern nutzt sie den „Silver Efex Pro“für die Umwandlung nach Schwarzweiß oder zur Entsättigung der Farben. Nicht mehr missen möchte sie auch die „Color Efex Pro“-Serie mit Filtern wie „tonal contrast“, „detail extractor“und einigen anderen. Am Ende kommt das Schärfen, wobei sie selten das gesamte Bild und nie den Himmel schärft. „Vielmehr überlege ich, welches sind die wichtigsten Details im Bild, und nur diese schärfe ich.“
Redaktion: Sabine Schneider
Unberührte Winterlandschaft Ich wanderte am See entlang und umrundete eine Schilfzone, die mich vom Wasser fernhielt. Als das Ufer wieder erreichbar war, bot sich mir dieser zauberhafte Anblick von unberührtem Schnee im Vordergrund,
Schilf im gefrorenen See, links die Bäume und im Hintergrund einzelne,
verlassen wirkende Bootshütten. Die Morgensonne hatte lange keine Chance, den Nebel zu durchdringen.
Schnee, Eis und Wasser gehen weich ineinander über. Weder das gegenüberliegende Ufer noch die Berge in der Ferne sind zu sehen. Es entsteht der Eindruck von unendlicher Weite, Ruhe und Stille, schöner noch als ich es vor Fahrtantritt erhofft hatte. Bei der Aufnahme achtete ich darauf, dass ich den Vordergrund nicht durch meine eigenen Fußspuren zerstörte. Ich ging so lange hin und her, vor und zurück, bis ich das Bild so im Sucher hatte, wie ich es mir wünschte: Eine Diagonale von den Baumspitzen links oben zum geschwungenen Auslaufen des Ufers nach rechts unten machen die eigentliche
Dynamik aus.
Canon EOS 5D Mark III, Brennweite 16 mm, ISO 200
Blende 9, 1/40 s, Stativ