Spurensuche
Menschen hinterlassen – gewollt oder ungewollt – Spuren in ihrer Umgebung. In diese Kategorie gehört das Aufmacherfoto dieser Doppelseite. Es handelt sich um eine Brücke in Salzburg, wo viele Besucher ein kleinesVorhängeschloss an das Drahtgeflecht des Brückengeländers hängen – meistens, um ihre Verbundenheit mit einem anderen Menschen auszudrücken. Handyfotos davon gibt es zuhauf, die hier gewählte Ansicht sicher seltener. Fotografiert wurde mit langer Telebrennweite (300 mm KB-äquivalent) und selektiver Schärfe: Nur ein kleiner Teil der Schlösser rechts im Vordergrund ist scharf abgebildet, der Rest des Brückengeländers verwandelt sich in ein schillerndes Band von Lichtreflexen. Tipp: Experimentieren Sie bei solchen Motiven ausgiebig mit Aufnahmestandort, Perspektive, Brennweite und Blende, anstatt sich mit der erstbesten Ansicht zu begnügen. Die Spurensuche mit der Kamera fördert oft Motive zutage, die kleine Geschichten erzählen oder Anlass zum Nachdenken geben. Ein Beispiel dafür ist die Puppe, die Profifotograf Siegfried Layda in Barcelona entdeckte, in einer von Touristen kaum frequentierten, verlassen wirkenden Gegend. „Auf den ersten Blick dachte ich, man habe die Puppe achtlos weggeworfen“, erinnert sich Layda. „Aber dann ist mir aufgefallen, dass sie offenbar sorgfältig auf eine Zeitung, mit einem alten Strumpf als Polster, gebettet war. Mich hat das berührt und zum Fotografieren animiert.“Daraus lässt sich ableiten, warum solche Bilder für den Betrachter interessant und für den Fotografen wertvoll sind: Die mit einer solchen Aufnahme verknüpften Erlebnisse und Emotionen bleiben dauerhaft im Unbewussten gespeichert. Kann es einen besseren Grund für den Druck auf den Auslöser geben?