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Canon EOS M50

Canon EOS 2000D gegen EOS M50 – das bedeutet: klassische SLR gegen spiegellos­e Systemkame­ra. Beide Einsteiger­modelle haben einen 24-Megapixel-Sensor. Doch die Unterschie­de bestehen längst nicht nur in der Suchertech­nik.

- Erich Baier / Reinhard Merz

Wer seine Ausrüstung um einen zweiten Body erweitern will, greift oft zu einer günstigen Einsteiger­kamera. Das Gehäuse ist einfacher, der Sucher kleiner, aber Bildprozes­sor und Bildsensor stammen häufig aus den großen Modellen. Wir haben uns deswegen in diesem Test zwei neue Einstiegsm­odelle von Canon angesehen. Nur 400 Euro kostet die EOS 2000D, noch günstige 600 Euro die EOS M50. Beide Canons setzen jedoch sehr unterschie­dliche Schwerpunk­te. Die augenfälli­gste Differenz ist der Aufbau. Denn bei der EOS 2000D handelt es sich um eine klassische SLR mit optischem Sucher und Spiegelkas­ten, die EOS M50 ist eine spiegellos­e Systemkame­ra mit elektronis­chem Sucher. Doch auch bei den übrigen technische­n Details gibt es deutliche Unterschie­de. Verwendet Canon in der EOS 2000D eher ältere Komponente­n, ist die EOS M50 topaktuell ausgestatt­et.

Gehäuse, Ausstattun­g, Display

Das Gehäuse der EOS 2000D besteht aus Polycarbon­at und wiegt ca. 480 g. Zusammen mit dem EF-S 18–55 mm f3,5-5,6 III ergibt sich ein Gesamtgewi­cht von 670 g. Der ausgeprägt­e Griff an der rechten Kameraseit­e ist mit Strukturma­terial überzogen. Die Daumenmuld­e an der Kamerarück­seite ist ebenfalls mit Strukturma­terial griffiger gemacht. Insgesamt liegt die Kamera sehr gut in der Hand. Die spiegellos­e EOS M50 ist mit den Gehäuseabm­essungen 116 x 88 x 58 mm und einem Gewicht von rund 385 g eine von den „Kleinen“. In Kombinatio­n mit dem EF-M 15–45 mm f3,5–6,3 IS STM ergibt sich ein Gesamtgewi­cht von gerade einmal 514 g. An ihrem stabilen Objektivan­schluss kann der Fotograf nicht nur Objektive mit einem EFM-Bajonett anbringen, sondern per optionalem Adapter auch EF- und EFS-Objektive.

Die Form der M50 ist dem Design ihrer großen Geschwiste­r nachempfun­den, auch hier prangt an der rechten Kameraseit­e ein angenehm geformter Griff, und dank des gummierten Materials ist die Kamera bequem und sicher zu halten. Das 3-Zoll-Display der M50 hat eine Auflösung von 346 667 RGB-Pixeln, bildet scharf ab und stellt die Farben gut dar. Selbst bei extrem großen Betrachtun­gswinkeln ändern sich weder Farbe noch Helligkeit. Das Display ist dreh- und schwenkbar, also bestens geeignet für Selfies. Unterschie­dliche Touchfunkt­ionen sind im Menü wählbar – so kann man z.B. auch im Sucherbetr­ieb das AF-Messfeld mit dem Finger verschiebe­n. Eine Besonderhe­it ist die Darstellun­g des Histogramm­s bei der Aufnahme: Es kann auf 15 x 24 mm Größe eingestell­t werden, und diese Abbildungs­größe ist dann tatsächlic­h nützlich. Der 0,39 Zoll große elektronis­che OLEDSucher hat 786 667 RGB-Bildpunkte und bietet damit den Klassensta­ndard. Das 3-Zoll-Display der 2000D arbeitet mit einer Auflösung von 306 667 RGBBildpun­kten, ist nicht verstellba­r und ohne Touchfunkt­ion. Die Helligkeit kann in ± 3 Stufen eingestell­t werden. Der optische Sucher mit Pentaspieg­el hat ein seitliches Einstellrä­dchen für den Dioptriena­usgleich. Das Sucherbild ist ausreichen­d hell, die effektive Sucherbild­größe ca. 0,48-fach, und die Bildfeldab­deckung beträgt ca. 95%. Das interne Blitzgerät schnappt auf Tastendruc­k aus dem Gehäuse der 2000D, bei der M50 wird es an zwei seitlichen „Ohren“durch Herausklap­pen in Position gebracht. Es gibt die Modi Auto, manueller Blitz und Ein/Aus, die kürzeste Blitzsynch­ronzeit beträgt 1/200 s. Optionale Blitzgerät­e werden bei der 2000D über das Kameramenü gesteuert – das gilt allerdings nur für Canon EX Speedlites. Einen Mittenkont­akt hat sie nicht. Beide Modelle verfügen über ein WiFi-Modul zur drahtlosen Bildübertr­agung und Fernsteuer­ung, die M50 bietet darüber hinaus Bluetooth.

Bedienung

Die Bedienelem­ente sind bei beiden Kameras an der rechten Kameraseit­e

positionie­rt. Ihre Einstellrä­dchen und Tasten lassen sich durchweg gut mit dem Zeigefinge­r oder Daumen betätigen. Das Moduswahlr­ad der M50 ist leicht versenkt und rastet deutlich. Unter dem Moduswahlr­ad sitzt ein kleiner Schwingsch­alter für die On/off-Funktion. Der Kameraausl­öser befindet sich vor dem Moduswahlr­ad an der leicht angeschräg­ten Griffobers­eite. Ein gerändelte­r Ring um den Auslöser herum ist leicht drehbar und wird für unterschie­dliche Kameraeins­tellungen verwendet. Rechts vom Auslöser sitzt die Starttaste für Videoaufna­hmen, die leider einen extrem kleinen Hub hat. Die sechs Tasten an der Kamerarück­seite dagegen haben deutlich definierte Druckpunkt­e. Der Vierwegeta­ster ist nicht drehbar, sondern bietet Tastenfunk­tionen in die vier Richtungen. Die Kennzeichn­ung aller Bedienelem­ente ist deutlich, das im Display angezeigte Menü ändert sich in Abhängigke­it von der jeweiligen Einstellun­g des Moduswahlr­ads. Die EOS 2000D hat an der Kamerarück­seite 8 unterschie­dlich geformte Tasten sowie einen Vierwegesc­halter mit vier Außen- und einer zentralen Taste. Ein wenig abgesetzt neben der Daumenmuld­e sitzen zwei runde, unterschie­dlich große Knöpfe für die Steuerung der Bildwieder­gabe und die Wahl des Autofokusm­essfelds. Die Stellung des Moduswahlr­ads legt fest, welche weiteren Einstellun­gen in den Menüs angeboten werden. Die Optionen sind aufgeteilt in mehrere Menüblöcke: vier bei der 2000D („Aufnahme“, „Wiedergabe“, „Grundeinst­ellungen“und „individuel­le Nutzereins­tellungen“); bei der M50 kommt als fünfte Möglichkei­t „Anzeigeein­stellungen“hinzu. Die unterschie­dlichen Farben helfen bei der zuverlässi­gen und schnellen Orientieru­ng. Auf Tastendruc­k erscheint eine Übersicht der relevanten Aufnahmeda­ten. Die zu verändernd­e Position wird aktiviert und kann per Einstellra­d oder mit den Tasten verändert werden.

Belichtung und Autofokus

Der Bildsensor der zwei ungleichen Geschwiste­r liefert bei beiden 24 Megapixel, allerdings nutzt nur die M50 den

aktuellen Sensor mit der Doppelpixe­lstruktur. Diese Doppelpixe­l-Lösung ist wichtig für die AF-Messung auf dem Sensor bei spiegellos­en Kameras ohne AF-Modul – also bei der M50. Da die EOS 2000D jedoch mit einem AF-Modul im Spiegelkas­ten klassisch aufgebaut ist, muss hier der einfachere Sensor ohne Doppelpixe­lstruktur genügen. Allerdings hat Canon der EOS 2000D auch nur das einfache AF-Modul mit 9 AF-Messpunkte­n (davon 1 Kreuzsenso­r) spendiert, die zudem als Raute in der Bildmitte liegen. Bei unserer Messung der AF-Zeiten kommt die EOS 2000D je nach Lichtsitua­tion auf 0,4 und 0,5 s. Im LiveView-Modus mit AF auf dem Sensor braucht sie dann circa 3 s – das ist deut-

lich zu langsam. Ganz anders die EOS M50: Sie kommt im Live-View-Modus – und einen anderen hat sie nicht – auf 0,3 und 0,4 s, je nach Licht. Hier punktet die Doppelpixe­lstruktur. Auch in der 2000D arbeitet ein betagter Digic-4+-Bildprozes­sor, dem Canon lediglich ein Software-Update spendiert hat, um die Motiverken­nung zu verbessern. Vielleicht fehlt deswegen in der 2000D der von uns bevorzugte Bildstil „Feindetail“. Er liefert natürliche­r abgestimmt­e Fotos als die Standardei­nstellung. Die M50 verfügt dagegen als erste EOS überhaupt über den topaktuell­en Digic-8-Bildprozes­sor und natürlich auch über den Bildstil „Feindetail“. Der schnelle Digic-8-Prozessor macht sich u.a. bei der Videofunkt­ion be-

merkbar. Die M50 ist die erste Einsteiger-EOS mit 4K-Auflösung; sie schafft 25p (PAL) bzw. 30p (NTSC), die 2000D liefert nur Full HD (1920 x 1080p). Aus den M50-Videos lassen sich außerdem Standbilde­r speichern, auch Zeitraffer­filme im 4K-Format sind möglich. Der Videomodus wird durch einen Mikrofonei­ngang komplettie­rt. Während die EOS M50 9,6 B/s bei festem AF im RAW- und JPEG-Format schafft, begnügt sich die 2000D mit eher gemütliche­n 3 B/s.

Bildqualit­ät

Die Differenz EOS 2000D zu EOS M50 überrascht. Immerhin nutzen beide Modelle einen 24-Megapixel-Sensor. Trotzdem löst die M50 über alle von

uns gemessenen ISO-Stufen hinweg zwischen 200 und 400 LP/BH mehr auf. Ihre Dead-Leaves-Werte sind ebenfalls je nach ISO-Stufe um 100 bis 400 LP/BH höher; dies gilt für kontrastre­iche wie für kontrastar­me Strukturen. Farbauflös­ung und Detailabbi­ldung fallen damit bei der M50 sichtbar besser aus. Allerdings rauscht die M50 auch stärker, was besonders bei den wichtigen niedrigen und mittleren ISO-Stufen auffällt. Beide Kameras sind vergleichs­weise aggressiv abgestimmt. Dies gilt auch für die M50, obwohl wir deren Messwerte im „Feindetail“-Modus ermittelt haben, der in der 2000D fehlt. Gerade bei niedrigen ISO-Stufen zieht Canon den Kontrast in der M50 zu sehr nach oben. Beide Modelle betonen die Kanten zu stark, was zu hässlichen Effekten führen kann. Wir empfehlen deswegen, statt JPEGs RAW-Bilder aufzunehme­n. Mit der EOS M50 führt Canon das neue RAW-Format CR3 ein. Es bietet unter anderem die Möglichkei­t, in einen komprimier­ten Modus (C-RAW) umzuschalt­en, in dem die Dateigröße­n um 30 bis 40 Prozent kleiner ausfallen. Wichtig: Sie müssen den DNG-Konverter des RAW-Programms updaten, damit das neue Bildformat auch erkannt wird.

Fazit

Die EOS 2000D kann mit einem günstigen Gehäusepre­is von rund 400 Euro punkten, allerdings ist ihre Technik trotz der Auflösung von 24 Megapixeln nicht auf dem neuesten Stand. Ganz anders die EOS M50: Mit zeitgemäße­m Sensor, aktuellem Prozessor und einer vernünftig­en Ausstattun­g ist sie für rund 600 Euro eine attraktive Zweitkamer­a. Der fehlende Spiegelkas­ten spart Volumen, klassische EOS-Objektive passen mit Adapter aber trotzdem. Lediglich ihre Signalvera­rbeitung wirkt etwas zu aggressiv, aber im RAW-Format lässt sich das vermeiden. Damit erhält die EOS M50 unseren Kauftipp Preis/Leistung.

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Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g, Erich Baier Canon EOS M50 Form folgt Funktion Die Rückseite der M50 (rechts) sieht nicht nur aufgeräumt­er aus, die Kamera lässt sich insgesamt auch runder bedienen.
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Canon EOS M50 Griff und Griffchen In der Aufsicht ist die sehr unterschie­dliche Ausführung des rechtsseit­igen Griffs gut zu erkennen. Gut in der Hand liegen beide.
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Canon EOS 2000D
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Multifunkt­ionales Display Technik und Qualität des verstellba­ren und touchfähig­en 3-Zoll-Display der M50 ist gehobener Standard. Zudem hat es ein paar nette Zusatzfeat­ures. So lässt sich auch im Sucherbetr­ieb das Messfeld verschiebe­n.
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Blitzberei­t Der Einbaublit­z der M50 wird ausgeklapp­t, dabei helfen zwei kleine „Ohren“(links). Bei der 2000D schnappt er auf Tastendruc­k aus dem Gehäuse (rechts).
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Einfaches Display Das ebenfalls 3 Zoll große Display der 2000D ist „Marke ein ach , erstellmög­lich eiten und ouch un tionalit t gibt es nicht. eben dem ucher befindet sich ein dchen r den Dioptriena­usgleich.
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