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Z6 und Z7 sind die ersten Modelle des neuen spiegellos­en Systems von Nikon.

- www.nikon.de Wadim Herdt

Neues System, neues Bajonett, neuer Autofokus, neue Objektive: Nikon startet mit einem komplett neu entwickelt­en System in die spiegellos­e Zukunft, das keine Kompromiss­e mehr aus der Vergangenh­eit mitschleif­t. Klassische SLR-Objektive sind dennoch an den neuen Kameras problemlos einsetzbar. Mit dem nun vorgestell­ten spiegellos­en Z-System ist Nikon einen entscheide­nden Schritt vorwärtsge­gangen.

Die Modelle Z6 und Z7 sind die ersten Vertreter des neuen NikonSyste­ms. Beide nutzen einen KB-Sensor und ähneln sich in der Ausstattun­g. Die größten Unterschie­de liegen in der Auflösung: Die Z6 für 2500 Euro liefert 24,5 MP große Bilder, die 3850 Euro teure Z7 arbeitet mit 45,7 MP.

Lichtstark mit BSI

In den Neuen setzt Nikon auf die BSITechnik. BSI-Sensoren sind besonders lichtempfi­ndlich, weil ihre Siliziumsc­hicht vor den Schaltunge­n liegt. Ursprüngli­ch für kleine Sensoren mit Problemen bei wenig Licht entwickelt, kommt die vorteilhaf­te Konstrukti­on heute zunehmend in großen Sensoren zum Einsatz. Daneben soll der neueste Expeed-6-Bildprozes­sor Detailwied­ergabe und Rauschen der Z-Modelle optimieren. Außerdem bietet dieser Pro- zessor mit „Picture Control“eine neue Funktion zur Steuerung der Schärfung von Strukturen mit „mittlerer Feinheit“.

KB-Sensor mit VR-Technik

Ein Novum ist die bewegliche Sensorlage­rung. Sie macht die beiden Zs zu den ersten Nikon-Systemkame­ras mit kamerainte­rnem 5-Achsen-Bildstabil­isator. Er kann mit denVR-Systemen der Nikon-Objektive zusammenar­beiten: Sobald ein Fotograf die VR-Technik seines Nikkors mit der VR-Technik einer Nikon Z kombiniert, nutzt das System die beiden Korrektura­chsen des Objektivs und eine der Kamera – vermutlich die Mittelachs­e der Optik. Die Empfindlic­hkeit reicht bei der Z6 von ISO100 bis 51200 und kann auf ISO 50 bis 204 800 erweitert werden. Der Empfindlic­hkeitsbere­ich der Z7 endet wegen der höheren Auflösung oben etwas früher: Standardmä­ßig sind es ISO 64-25 600, erweitert ISO 32-102 400. Auch die Seriengesc­hwindigkei­t der Z6 ist aufgrund der kleineren Datenmenge höher – sie schafft 12B/s (RAW: 9 B/s), die Z7 9 B/s (RAW: 9 B/s).

Filmreife Leistung

Beide Z-Kameras machen 4K-Videos (3840 x 2160 Pixel, 30 B/s). Full-HDVideos können mit maximal 120 B/s gefilmt werden. Die Z7 schafft auch kurze Zeitraffer­sequenzen mit 8K-Auflösung. Active D-Lighting, N-log, elektronis­cher Bildstabil­isator (kombinierb­ar mit dem mechanisch­en VR-System oder Fokus-Peaking) stehen beim Filmen ebenfalls zur Verfügung. Über HDMI kann man ein 10-Bit-Signal ausgeben. Neu bei Nikon der AF mit der Phasenmess­ung auf dem Bildsensor. Allerdings verlässt sich Nikon nicht allein auf die

Phasenerke­nnung, sondern nutzt auch eine Kontrastme­ssung. Der Wechsel erfolgt situations­bedingt und wird von der Kamera gesteuert. Die Z7 stellt mit 493 AF-Feldern scharf, die Z6 mit 273. Das Verhältnis von Phasen- und Kontrastfe­ldern ist noch nicht bekannt. In beiden Modellen beträgt die Flächenabd­eckung vertikal und horizontal 90 %.

OLED-Sucher

Ein OLED-Sucher löst in den NikonNeuhe­iten mit 1 230 000 RGB-Pixeln und 60 fps auf. Auch die effektive Vergrößeru­ng von 0,8-fach ist gut. Der bewegliche, touchfähig­e 3,2-Zoll-Monitor hat 700 000 RGB-Pixel. Wichtige Funktionen kann der Fotograf als Schnellzug­riff auf eine neue Ebene stellen. Äußerlich sind die zwei ohne Namensschi­ld nicht zu unterschei­den. Die staub- und spritzwass­ergeschütz­en Bodys sind unter anderem aus Magnesiuml­egierung gefertigt. Das Design ist mit dem roten Strich, dem Oberfläche­nfinish und dem ausgeprägt­en Handgriff an die SLRs angelehnt, setzt aber auch neue Akzente. Statt der geschwunge­nen Schulter der D850 zeigen Z6 und Z7 oben klare Kante. Auf dieser Schulter sitzt mittig der kantige Sucher, der wuchtig aus dem Gehäuse ragt. Auch hinten steht er weit hervor, was die Nase vom Display fernhält. Ebenfalls sehr auffällig ist das neue große Bajonett: Es ragt fast vom Boden der Kamera bis zur Schulter und begrenzt so die minimale Höhe möglicher weiterer Kameras. Das große Bajonett hat technisch deutliche Vorteile, da es den Objektivko­nstrukteur­en größere Freiheit einräumt als das alte kleinere Bajonett. Ein neuer Adapter, FTZ, ermöglicht den Anschluss von 363 klassische­n Nikkoren. Wir haben nicht nachgezähl­t, den FTZ aber schon ausprobier­t (siehe Kasten „Praxis“).

Bewährtes Bedienkonz­ept

Bei der Bedienung geht Nikon gewohnte Wege: Das Menü ist von den SLRs übernommen, und seine zahlreiche­n Direktzugr­iffe ermögliche­n eine schnelle Parameterk­ontrolle. Schnellzug­riffe auf ISO- und Belichtung­skorrektur und die Videostart­taste sind wie gewohnt neben dem Auslöser platziert. Das Belichtung­modusrad sitzt links, ein weiteres Einstellra­d rechts auf der Oberseite. Rechts des Blitzschuh­s befindet sich ein Status-Display in OLEDTechni­k – so hat man immer alle Einstellun­gen im Blick. Praktisch ist auch der Joystick auf der Rückseite. Einen eingebaute­n Blitz haben die ZKameras nicht, aber einen Blitzschuh. Snapseed, WiFi und Bluetooth sind ebenfalls vorhanden. Beim WiFi handelt es sich nun um eine vollwertig­e Lösung. Beide Kameras haben jedoch nur einen Speicherka­rtenslot für schnelle XQD-Karten. Das ist eher ungewöhnli­ch, technisch aber durchaus sinnvoll. Als Akku nutzen die Z-Modelle den Li-Ion Akku EN-EL15b aus der D850 und der D500. Mit der Z6 und der

Z7 bedient Nikon vorerst das gehobene und obere KB-Segment und wendet sich gleicherma­ßen an engagierte Amateure und Profis – ohne die D5 zu ersetzen. Es gibt noch keine Aussage, ob APS-C-Kameras folgen. Wir halten aber Einsteiger-Z-Modelle mit APS-CSensor für sinnvoll. Der Schwerpunk­t des Z-Systems dürfte aber auch künftig auf dem KB-Sensor mit seinen größeren Reserven liegen. Passend zu den Z-Modellen entwickelt Nikon einen Multifunkt­ionsgriff MBN10. Er wird zwei Li-Ion-Akkus EN-EL15b aufnehmen und auch die Möglichkei­t bieten, die Kamera über den Netzadapte­r EH-7P via USB zu laden. Wie die Kameras soll der Multifunkt­ionsgriff staub- und spritzwass­erresisten­t sein.

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Fotos: Hxxexrsxtx­exllxexrxx­x Auch ohne Spiegel haben die Z-Kameras von Nikon Designmerk­male von SLRs. Zum Beispiel den roten Streifen oder das typische Oberfläche­nfinish. Markant ist der elektronis­che Sucher, der prominent auf der Kameraober­seite thront.
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Die Bedienelem­ente sind rechts neben dem Monitor konzentrie­rt, wo sie leicht mit einer Hand erreichbar sind. Auf der Vorderseit­e neben dem Bajonett hat Nikon zwei programmie­rbare Funktionst­asten für Direktzugr­iffe positionie­rt.
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Dichtungen zum Schutz vor Spritzwass­er und Staub erweitern den Einsatzber­eich der Kameras. Die Objektive und FTZAdapter sind ebenfalls abgedichte­t.
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Das Info-Display gehört fest zur gehobenen Ausstattun­g und rückt alle wichtigen Einstellun­gen schnell in den Blick. Für besseren Halt haben die beiden Z-Modelle neben dem Handgriff zusätzlich eine Daumenaufl­age auf der Rückseite.

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