Die moderne spiegellose Kamera mit den neuen Z-Optiken im Test
Nikon Z6 und Z7. Nikon macht sich auf den Weg in die Zukunft der Fotografie. Und die ist ziemlich sicher spiegellos. Die neuen Systemkameras Z6 und Z7 zeichnen Bilder mit BSI-Sensoren im Vollformat auf. Das Bajonett ist ebenso neu wie die Objektive. Wie schlägt sich das System im ersten ColorFoto-Test?
Spiegellose Systemkameras mit Vollformatsensor vom Traditionshersteller Nikon? Darauf haben nicht nur Nikon-Fans lange gewartet. Jetzt endlich ist der Startschuss gefallen: Z6 und Z7 heißen die ersten Vertreter eines neuen Kamerasystems auf Basis des Z-Bajonetts mit großem Durchmesser (55 mm) und kleinem Auflagemaß (16mm). Dies eröffnet den Objektivkonstrukteuren mehr Spielraum als das klassische F-Bajonett. Zudem bringt Nikon den Bajonettadapter FTZ, mit dem sich mehrere hundert F-Nikkore an den Z-Modellen verwenden lassen. Z6 und Z7 gleichen sich wie ein Ei dem anderen und sind nur an der Typenbezeichnung zu unterscheiden. Beide Kameras verwenden einen BSI-Sensor im FX-Format (35,9 x 23,9 mm) mit unterschiedlicher Auflösung: 24,5 Megapixel bei der Z6, 45,7 Megapixel bei der Z7.
Die (erweiterten) ISO-Einstellungen reichen von 32 bis 102 400 (Z7) bzw. 50 bis 204 800 (Z6). Auch gibt es Unterschiede in der Zahl der AF-Messpunkte. Sonst sind Ausstattung und Funktionalität bei beiden Modellen nahezu gleich. Die angekündigten Preise liegen etwa auf dem Niveau von Sonys A7-Modellen der dritten Generation: Im Kit mit dem Standardzoom Nikkor Z 4/2470mm S soll die Z7 rund 4300 Euro kosten. Die Z6 ist bereits für 2900 Euro zu haben. Nimmt man den FTZ-Bajonettadapter gleich dazu, kostet dies nur 150 Euro Aufpreis. Wer als Besitzer diverser F-Nikkore zunächst kein Objektiv der Z-Serie kaufen will, kann auch das Gehäuse im Kit mit dem FTZ erwerben (Z7: 3850 Euro; Z6: 2450 Euro). Neben dem 24-70-mm-Zoom ist derzeit nur ein weiteres Z-Nikkor am Markt, das 1,8/35 mm. Bereits angekün-
digt hat der Hersteller das 1,8/50mm. Im nächsten Jahr sollen sechs weitere Z-Objektive dazu kommen, drei Festbrennweiten (1,8/20 mm, 1,8/85 mm, 0,95/58mm) und drei Zooms (2,8/2470 mm, 2,8/70-200 mm, 4/14-30 mm).
Gehäuse und Ausstattung
Bei Nikon hat man ein Händchen fürs Gehäusedesign: Die Z7 sieht gut aus und liegt angenehm in der Hand. Der vorne angesetzte Griff ist noch etwas größer als bei Sonys A7-Modellen, die Daumenstütze bildet ein griffiges Gegenstück. Der aus einer Magnesiumlegierung gefertigte Body ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet – so gut wie bei der D5, sagt Nikon. Oberflächen-Finish und Verarbeitung befinden sich auf hohem Niveau. Ein Novum bei Nikon ist der sensorbasierte Bildstabilisator, der nach dem 5-Achsen-Prinzip arbeitet. Wird ein Objektiv mit integriertem Bildstabilisator (VR) verwendet, ergänzen sich beide Systeme: Vom VR-Objektiv erkannte Neigungs- und Schwenkbewegungen werden ebenso kompensiert wie das vom Sensor-Shift-System der Kamera identifizierte „Rollen“um die optische Achse. Bei Objektiven ohne optischen Bildstabilisator werden alle genannten Formen der Verwacklung kompensiert. Das Z-Bajonett beansprucht fast die volle Gehäusehöhe vom Kameraboden bis knapp unter den Sucheraufbau. Recht viel kleiner ließe sich das Gehäuse somit nicht bauen, was für das Handling auch kein Vorteil wäre. Als Zubehör erhältlich ist der Multifunktionshandgriff MB-N10. Er fasst zwei Lithium-IonenAkkus und macht es möglich, die Akkus in der Kamera mittels Netzadapter EH-7P via USB zu laden. Dafür sind laut Nikon nur die aktuellen Akkus vom Typ EN-EL15b geeignet. Ältere Versionen wie EN-EL15a oder EN-EL15 lassen sich ebenfalls in der Z6/Z7 verwenden, wenn man das mitgelieferte Ladegerät MH-25a benutzt. Die vorläufige Bedienungsanleitung gibt an, dass man mit einem voll geladenen EN-EL15b (1900 mAh) 330 Aufnahmen (CIPA-Standard) machen kann. Englischsprachige Hands-on-Beiträge nennen aber auch 600 Aufnahmen und mehr. Beim Test kamen wir mit einer Akkuladung gut über den Tag – nicht selbstverständlich! Als deutlich standhafter erwies sich nur der aktuelle Sony-Akku FP-FZ100 (2280 mAh). Die Anzahl möglicher Auslösungen hängt übrigens auch davon ab, wie intensiv der Sucher nicht nur zur Bildkomposition, sondern auch zur Bildkontrolle nach dem Auslösen und für Einstellarbeiten genutzt wird. Zum Speichern der Bilder stellt die Z7 einen singulären Steckplatz für XQDKarten bereit. Diese bieten um ein Vielfaches höhere Übertragungsraten als SD-Karten, sind aber auch gut doppelt so teuer. Bei einer Kamera, die nicht nur von Profis, sondern auch von ambitionierten Amateuren gekauft wird, wäre ein zusätzlicher Slot für SD-Karten (wie bei der D500) wünschenswert.
Sucher und Monitor
Der OLED-Sucher der neuen Z-Modelle ist der Größte – 0,8-fach beträgt die effektive Vergrößerung des Sucherbilds. Es steht so stabil vor dem Auge, auch beim Verschwenken der Kamera, dass man dem SLR-Sucher keine Träne nachweint. Auch seine Farb- und Kontrastwiedergabe ist frappierend realistisch. Mit 1228800 RGB-Pixeln stellt der Sucher zwar keinen neuen Auflösungsrekord auf, doch in der Summe seiner Eigenschaften ist er „primus inter pares“. Das Sucherokular steht an der Kamerarückseite etwa 1,5 cm über; das hält die Nase auf Abstand zum 3,2-Zoll-Monitor. Dieser lässt sich verschwenken, sodass man das Bild auch direkt von oben oder im 45-Grad-Winkel von unten betrachten kann. Der Monitor reagiert auf Berührung, Touch-AF mit und ohne Auslösung ist möglich. Bei der Bildwiedergabe kann man blättern und zoomen, auch das Navigieren in den Menüs funktioniert mit der Fingerspitze. Ein monochromes Statusdisplay an der Kameraschulter dient als weiteres Anzeigeinstrument.
Autofokus und Bildserien
Bei spiegellosen Kameras ist der Bildsensor auch für den Autofokus zuständig. Wenig verwunderlich also, dass sich Z7 und Z6 bei der Zahl der Messfelder