LG G7 ThinQ und OnePlus 6
LG und OnePlus sind zwar keine Marktführer aber auf Augenhöhe mit den Besten unterwegs. Bei LG fällt die konsequente Weiterentwicklung des Superweitwinkels auf, bei OnePlus das Preis-LeistungsVerhältnis. Wir testen die Fotoqualitäten der beiden neuen Top-
Optisch fällt das LG G7 ThinQ, Straßenpreis unter 600 Euro, durch ein vergleichsweise schmales Gehäuse auf. Sein LCD-Display misst 6,1-Zoll in der Diagonalen und löst sehr gute 3120 x 1440 Pixel auf. Die Verarbeitung des Gerätes ist gut, das Gehäuse ist nach IP68Standard gegen Staub und Wasser geschützt. Für die Rechenleistung zeichnet der derzeit schnellste Qualcomm Snapdragon-845-Prozessor verantwortlich. Etwas schmal fällt der interne Speicher mit nur 64 GByte aus. Gut, dass man den internen Speicher per microSDKarte erweitern kann, allerdings fehlt ein Dual-SIM-Schacht. Die Akkukapazität beträgt 3000 mAh und ist damit etwas knapp. Als Betriebssystem verwendet LG – ebenso wie OnePlus – Android 8 Oreo. Das OnePlus 6 kostet ebenfalls ca. 600 Euro, aber in der 128-GByte-Version. Es liegt angenehmer in der Hand als das G7. Die Tastenanordnung ist besser gelungen und gegen die rutschige Rückseite, die auch beim G7 problematisch ist, wird gleich eine Silikon-Hülle mitgeliefert. Das AMOLED-Display des OnePlus ist größer – 6,3-Zoll löst aber mit 2280 x 1080 Pixeln nicht so fein auf. Dafür bekommt man sattere, wenn auch nicht natürliche Farben und eine bessere Darstellung bei viel Licht. Der interne Speicher misst 64 bis 256 GByte und kann nicht erweitert werden. Auch das OnePlus 6 treibt ein Qualcomm Snapdragon 845 an. Der Akku ist mit 3300 mAh etwas ausdauernder, das Gehäuse ist gegen Spritzwasser abgedichtet.
Die Kameras
LG stattet das G7 ThinQ mit einer Doppelkamera aus. Beide Module verwen-
den einen 1/3,1-Zoll großen Sensor mit 16 MP Auflösung und 1,0 μm Pixelpitch. Im DNG-Modus, den beide Kameras unterstützen, liefern sie 4640 x 3476 Pixel, im JPEG-Modus 4656 x 3492 Pixel. Das Hauptmodul hat eine Brennweite von f1,6/4 mm, was ungefähr 30 mm KB entspricht. Die Optik ist mit optischen BS ausgestattet und hat einen Blickwinkel von 71 Grad. Die zweite Kamera ist weitwinkliger und etwas lichtschwächer: f1,9/2,4 mm oder ca. 16 mm KB (ca. 107 Grad Bildwinkel). Statt Tele hat man also beim LG eine noch stärkere Weitwinkelbrennweite zur Verfügung. Das Superweitwinkel arbeitet ohne Autofokus mit Fixfokus, Objekte in der Nähe werden nicht scharf abgebildet. Beim Zoomen wechselt das G7 automatisch zwischen den Kamera-Einheiten. Bei der Hauptoptik erfolgt die Scharfstellung per Laser-AF. Gesichter werden erkannt und verfolgt. Leblose Objekte kann man gezielt nicht verfolgen. Alternativ kann der Fotograf die Hauptkamera auch manuell scharf stellen. Das OnePlus 6 hat ebenfalls zwei Kameras auf der Rückseite. Die Haupteinheit verwendet einen Sony IMX 519 Exmor RS Sensor: 1/2,6-Zoll, BSI-Bauweise, 16 Megapixel und 1,2 μm Pixelpitch. Die mit dieser Kamera aufgenommenen DNGs sind 4640 x 3480 Pixel groß, die JPEGs 4608 x 3456 Pixel. Die Optik mit f1,7 hat 4,5 mm Brennweite – ca. 26 mm KB. Diese Einheit ist bildstabilisiert. Der Sensor der zweiten Kamera, ein Sony IMX376K, ist 1/2,78-Zoll groß, liefert ca. 5120 x 3840 Pixel, also 20 Megapixel. Der Pixelpitch beträgt 1,0 μm. Das Objektiv hat wiederum Blende f1,7. Zur Brennweite gibt es keine Angaben. In den Exif-Daten taucht immer nur die 16-Megapixel-Optik auf. Offenbar wird die 20-MP-Einheit bei der Bilderstellung mitgenutzt, etwa um den Hintergrund unscharf zu stellen. Aber es dient nicht als eigenständiges Objektiv etwa zum Zoomen. Etwas unklar ist die Sachlage auch beim Autofokus. Offiziell soll die 16-MP-Einheit mit DCAF und das 20er-Modul mit PDAF (Phasen-Messung) scharf stellen. DCAF steht offenbar für Dual Camera Auto-Focus, eine Phasen-Messung, bei der die unterschiedlichen Winkel der beiden Kameras genutzt werden. Das OnePlus kann Gesichter sowie Lächeln erkennen. Die Gesichter werden verfolgt aber die Markierungsrahmen könnten besser sichtbar sein. Im Vergleich stellt das LG G7 schneller scharf und trifft das Motiv auch öfter. Bei der Ausstattung hat das LG die Nase vorn, beim Autofokus auch.
Die Kamera-Apps
Die Kamera-App des LG G7 ordnet die Symbole übersichtlich an und die Anzahl der Aufnahme-Modi ist überschaubar. Aber die gewählte Schriftgröße und Stärke erschweren das Erkennen von Symbolen, vor allem bei viel Licht. Im Manuell-Modus, ein Pro-ModusÄquivalent, sind die Symbole links und senkrecht angeordnet. G7 zeigt auf dem Display ein Histogramm, künstlichen Horizont, beide Kameras zur Auswahl sowie die Symbole für ISO, Weißabgleich, Fokus, Belichtungskorrektur, Zeit. Doch beim Wechsel von Hoch- zu Querformat drehen sie sich nicht mit und die kleinen, dünnen, weißen Zahlen und Buchstaben sieht man schlecht. Gut ist die Wahl zwischen den Kameraeinheiten gelöst sowie das Zoom, welches exakt anzeigt, welche der beiden Kameras aktiv ist. Zoomen kann man entweder mit der Zwei-Finger-Geste oder durch seitliches Verschieben des Auslöser-Symbols. Leider bietet die G7 keinen ISO/ZeitShift. Entweder stellt man alles manuell ein oder überlässt es der Automatik. Im Automatik-Modus (Foto-Modus) hat man Zugriff auf die Wahl der KameraEinheit, Belichtungskorrektur und MF (bei der Hauptkamera). Man kann auch die AI-Cam-Funktion einschalten, dann analysiert die Kamera das Motiv und wählt das passende Szenenprogramm. Was wirklich nervt ist der Wechsel zwischen Vorder- und Hinterkamera. Dies kann man beim LG G7 mit einem vertikalen oder horizontalen Strich an einer beliebigen Stelle des Displays tun – das ist aber zu viel des Guten –, denn es passiert dauernd ungewollt. Die Kamera-App des OnePlus 6 hat acht Aufnahme-Modi, von denen vier mit Foto zu tun haben. Im Pro-Modus werden wie beim G7 Histogramm, künstlicher Horizont sowie die Symbole für ISO, Weißabgleich, Fokus, Belichtungskorrektur und Zeit eingeblendet. Aber das OnePlus hat eine größere und kräftigere Schrift gewählt. Die Symbole werden zudem Dunkelgrau auf Schwarz angezeigt und drehen sich beim Formatwechsel mit. Insgesamt ist die Sichtbarkeit deutlich besser. Im Pro-Modus kann der Fotograf die Einstellungen komplett manuell verwalten oder er
nutzt den Zeit/ISO-Shift. Zusätzlich gibt es eine mehrstufige Auslöseverzögerung und einen Speicher für benutzerdefinierte Einstellungen. Des Weiteren lassen sich im Pro-Modus die Messpunkte für Belichtung und AF trennen. Im automatischen Foto-Modus hat man Zugriff auf die Belichtungskorrektur und kann den Fokuspunkt bestimmen. Zoomen bis Faktor 2x geht per Tippen auf das Zoom-Symbol, darüber hinaus bis 8x – mit einer Fingerzoom-Geste oder durch seitliches Verschieben des Symbols. Das Kapitel Bedienung geht an OnePlus.
Die Bildqualität
Kann das OnePlus 6 in Sachen Bedienung die Führung behaupten, muss es bei der Bildqualität dem LG den Vertritt geben.
RAW
In der RAW-Einstellung liefern beide 16 MP große DNGs. Dabei fängt das G7 mehr Details ein. Das Rauschen ist bei beiden Smartphones auch bei niedrigen Stufen sichtbar. Zwar fallen die RauschMessungen beim G7 etwas höher aus, doch visuell stören sie im Bild nicht mehr als das Rauschen des OnePlus, weil auch mehr Details vorhanden sind. Die G7 DNGs mit der weitwinkligeren f1,9/2,4-Kamera können qualitativ nicht mit den Aufnahmen der Hauptoptik mithalten: Die Auflösung ist niedriger, Rauschen und Artefakte sind höher. Die Verzeichnung ist sichtbar. Bei beiden Smartphones sind die Farben im DNGModus entsättigt. Außerdem neigt das OnePlus zum leichten Überbelichten.
JPEG
Die JPEGs stimmen die beiden Geräte typisch kräftig ab und beide gehen dabei weniger geschickt vor, als zum Beispiel Samsung S9/Note9 oder HTC U12 Plus. Die Farben werden verstärkt, die Kanten nachgeschärft und das Rauschen herausgerechnet. Doch leider gehen dabei viele feinere Strukturen verloren. Zudem fällt das LG mit einer stärkeren Schärfung und steileren Kantenanhebung auf. OnePlus dagegen hebt die Farbsättigung kräftiger an. Leider verspielt das LG durch zu aggressive Signalabstimmung seine DNG-Vorteile.
Tele
Nun bieten beide Geräte keine expliziten Tele-Kameras, müssen also digital zoomen und das Bild wieder hochrechnen. Das erledigt man besser am Rechner, da beide Geräte beim Zoom stark abbauen. Zwar haben wir schon schlechtere Tele-Aufnahmen gesehen, aber dennoch sollte man die Distanz zum Motiv – soweit möglich – zu Fuß verkürzen. Wadim Herdt