Canon EOS R
Das Kernstück der Canon EOS R ist ein CMOS-Sensor mit 30 Megapixeln. Er arbeitet mit einem Tiefpassfilter und ist in DualPixel-AF-Technik aufgebaut. Für die Signalverarbeitung steht ihm der Bildprozessor Digic 8 zur Seite. Ein wichtiger Unterschied zu den spiegellosenVollformatkameras von Nikon und Sony ist der fehlende Bildstabilisator. Auch beim Fokussieren schlägt der japanische Hersteller einen eigenen Weg ein und setzt auf den hauseigenen Dual-Pixel-AF. Canon beantwortet den Trend zu immer mehr AFMesspunkten mit Masse: Beim Einzel-AF stehen dem Fotografen stolze 5655 Phasenmessfelder zur Verfügung. Das ist in der Praxis aber nicht immer hilfreich, denn es dauert entsprechend länger, bis der Cursor an der richtigen Stelle angekommen ist. Wichtiger für scharfe Bilder ist die Sensorabdeckung, die Canon mit 88 % horizontal und mit 100 % vertikal angibt. Andererseits ist die Touchsteuerung der AFMessfelder weniger bequem und zudem langsamer als per Joystick. Die im Labor ermittelten AF-Werte sind zwar insgesamt schlechter als die an der Nikon Z7 gemessenen, aber dies liegt an den verwendeten Optiken. Bei einer Gegenprobe mit den momentan im Labor befindlichen Objektiven erzielte die EOS R mit Adapter jedenfalls ein ähnliches AF-Tempo wie eine EOS-SLR. Die Ausstattung von Sucher und Monitor ist standesgemäß gut. Die Touchfunktion des Displays kann der Fotograf zur Bedienung der Kamera und für die AF-Steuerung nutzen. Das robuste Gehäuse aus Magnesiumlegierung hat Canon größer gestaltet als Nikon für seine Z oder Sony bei den Alphas. Neue Wege beschreitet Canon auch bei der Bedienung und setzt auf weniger Tasten. Statt eines Modusrads gibt es im Inneren des hinteren Wahlrads eine Mode-Taste. Das zweite Wahlrad ist oben auf dem Griff platziert statt auf der Vorderseite – daran gewöhnt man sich aber sehr schnell. Dazu kommen eine Touchbar sowie ein Funktionsrad an der Optik, vor allem Letzteres erweist sich als sehr praktisch. An die Touchbar muss man sich dagegen erst gewöhnen.
Bildqualität RAW / JPEG
Die EOSR liefert hoch aufgelöste JPEGs und schöpft das Potenzial ihres 30-MP-Sensors gut aus. Auch die Dead Leaves punkten mit hohen Werten bei zugleich moderaten Artefakten und niedrigem Rauschen. Doch Canon erkauft diese Werte mit einer erstaunlich aggressiven Signalverarbeitung mit deutlichen Überschwingern an den Kanten. Darum wirken die Aufnahmen sehr knackig, aber schnell auch überschärft. Die DL-Kurven steigen deutlich über 1, die Kurve für kontrastarme Details klettert sogar bis 1,35. Der Wechsel ins RAW-Format beseitigt dieses Problem. Zwar bleibt die Grenzauflösung bei ISO 100 nahezu unverändert, bei ISO 1600 kommen jedoch unabhängig von der LREinstellung satte 400LP/BH hinzu. Auch die Texturwerte für hohe und niedrige Kontraste verbessern sich bei ISO 1600, sofern das Entrauschen nicht zu stark ist (LR3). Die Kurven verlaufen gleichmäßiger und liegen enger zusammen, ohne die kräftigen Überschwinger der JPEGs.Die Detailzeichnung profitiert auch von der natürlicheren Kantenbehandlung. Bei ISO 100 ist Rauschen ohnehin kein Thema, bei ISO 1600 fällt es in der LR1-Einstellung dann auf. Für die Praxis empfehlen wir daher, die Aufnahmen entsprechend zu bearbeiten. Dabei vertragen die R-RAWs auch eine stärkere Entrauschung: Man verliert zwar mehr Details, aber unterm Strich sind die Bilder danach doch besser als die JPEGs. Fazit: Es ist vor allem die Feinzeichnung, die sich bei RAW dank Verzichts auf überzogene Kontrastanhebung und aggressive Kantenaufsteilung sichtbar verbessert. Sollte das Rauschen in den Bildern zu störend sein, kann man bei der Canon R auch ruhig noch stärker entrauschen – denn selbst dann liefern die RAWs immer noch mehr Detail als die JPEGs. Kauftipp Preis/Leistung.