Fotoanfänger knipsen zunächst ihre Lieblingsmotive, die meisten Wettbewerbsfotografen jagen dem medaillenverdächtigen Top-Foto nach. Erfahrene Fotografen besinnen sich irgendwann auf Serien – und brauchen dazu ein Konzept.
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Detlev Motz
Für Fotoserien gibt es die verschiedensten Ansätze: 2er-, 3er- oder 4erSerien, ganze Sequenzen, Kurzzeitoder Langzeitserien. Dazu kommen Tableaus, Collagen oder InstagramSerien. Die folgenden beiden Langzeitserien sollen verdeutlichen, worauf es bei dieser Thematik ankommt. Baumserien mit vier Fotos werden Sie zum Thema „Jahreszeiten“schon oft gesehen haben. Das heißt: gleicher Baum, gleicher Standpunkt, andere Jahreszeit. Meine Serie soll aber zeigen, wie sich die Landschaft um einen Baum herum verändert. So sind in den vergangenen 15 Jahren etwa 3000 Fotos rund um den Baum entstanden – von verschiedenen Standpunkten, mit unterschiedlichen Stimmungen und mit wechselnden Vorder- und Hintergründen.
Kaufleute: ein anderes Konzept
Ein völlig anderes Konzept wählte ich für meine Serie „Kaufleute in Erding“. Diese Langzeitserie mit etwa 70 Fotos ist innerhalb von rund vier Jahren entstanden, mit größeren Pausen. Für die Aufnahmen musste ich nicht auf eine bestimmte Stimmung warten, sondern auf einen Termin mit dem Geschäftsführer, Chef oder Verkäufer. Meine Idee: kein Stativ, kein Blitz, möglichst stets die gleiche Brennweite und die Hauptperson immer in der Bildmitte. Zudem habe ich darauf geachtet, jede Berufsgruppe nur einmal abzulichten, damit sich der Verkaufsraum nicht wiederholt. Aufgenommen wurden alle Fotos mit der Canon EOS 5D MarkIII und einem 16-mm-Objektiv. Interessant dabei: 20 der 70 Geschäfte gibt es heute nicht mehr oder haben mittlerweile den Pächter gewechselt. So hält diese Serie Erinnerungen an Vergangenes wach.