Panasonic Lumix S1/S1R
Die Panasonic-Modelle Lumix S1 und S1R gehören zu den ersten Produkten der „L-Mount-Alliance“. Das ist eine Partnerschaft von Leica, Panasonic und Sigma mit dem Ziel, kompatible spiegellose KB-Kameras und Objektive anzubieten. Basis ist das Leica-L-Bajonett. Mit Vollformatsensor ohne Tiefpassfilter erreicht die S1R die nominelle Auflösung von 46,7 Megapixeln, die S1 begnügt sich mit 24 Megapixeln. Wie bei Sony und Nikon ist der Sensor beweglich gelagert. So lässt sich eine kamerainterne Bildstabilisierung realisieren, die mit dem optischen Bildstabilisator von Lumix-Objektiven zusammenarbeitet und Verwacklungen entlang von fünf Achsen ausgleicht. Beim Autofokus setzen die PanasonicKameras auf das hybride DFD-Verfahren. Das AF-System der beiden S1Modelle
arbeitet mit maximal 225 AF-Feldern, die in einer 15 x 15-Matrix angeordnet sind und sich vielfältig konfigurieren lassen. Das Verschieben von Messfeldern bzw. Zonen ist mittels Joystick oder mit der Fingerspitze am Monitor möglich. Die Messfeldgröße lässt sich durch Ziehen mit zwei Fingern oder mittels Einstellrad verändern. Während der Motivverfolgung werden zwei Rahmen sichtbar: Der größere, zentral angeordnete Rahmen markiert den inneren (primären) Bereich, während der kleinere äußere Rahmen nur dann aktiv wird, wenn sich das Motiv aus dem inneren Rahmen heraus bewegt. Bei Porträtaufnahmen hat man die Wahl zwischen Gesichts-, Augen- und Körpererkennung, für Tierporträts steht eine „Tiererkennung“zur Verfügung.
Einen neuen Bestwert markiert die Auflösung des OLED-Suchers mit 1,9 Millionen RGB-Pixeln, die Suchervergrößerung beträgt 0,78-fach. Insgesamt ist die Darstellungsqualität hervorragend. Der TFT-Monitor an der Rückseite hat eine Diagonale von 3,2 Zoll, ist um zwei Achsen verschwenkbar gelagert und touchfähig.
Bildqualität RAW / JPEG
Die Bodys der beiden Lumix-Modelle sind gleich. Das Gehäuse ist eine robuste Magnesiumkonstruktion mit einer laut Hersteller effektiven Abdichtung gegen Staub und Spritzwasser. Mit Abmessungen von 149 x 110 x 97 cm sind sie größer als die Konkurrentinnen, bieten aber dafür satten Halt für die Finger und gutes Gegengewicht für lange Brennweiten.
Die Signalverarbeitung der S1R ist sehr aggressiv abgestimmt. Dennoch steigen die Messwerte für die RAW-Auflösung bei ISO100 um ca. 200LP/BH auf 2863 LP/BH, und bei ISO 1600 kommen weitere 300 LP/BH hinzu. Auch wenn der Kontrastbuckel verschwindet und die Kurven flacher verlaufen, bleiben die Dead-Leaves-Werte bei ISO100 quasi gleich. Bei ISO1600 sind die Dead-Leaves-Werte der RAWs bis auf die LR3-Einstellung höher als die der JPEGs. Die Kantenaufsteilung reduziert sich deutlich – vor allem bei weißen Linien. Bei ISO 100 wirken die RAW-Aufnahmen milder, aber nicht zu weich und zeigen gerade bei feinen Strukturen eine höhere Auflösung. Das Rauschen steigt unbehandelt bei ISO 1600 auf VN2,7 und wirkt sich wie ein feines Grieseln aus. In der LR2Einstellung sinkt es fast auf JPEGNiveau (VN 1,9) ohne zu große Detailverluste. Bei LR3 sinkt die Auflösung schon kräftiger. Insgesamt sind die RAWs den JPEGs durch ausgeglichene Kontrastanhebung und natürlichere Kanten überlegen.
Auch die S1 ist im JPEG vor allem bei ISO 100/400 unnötig aggressiv abgestimmt. Mit RAW steigt die Auflösung um moderate 170LP/BH bei ISO100 und spürbare ca. 500 LP/BH bei ISO 1600 (LR1) Die Dead-Leaves-Werte fallen ohne die kräftige Kontrastanhebung etwas niedriger aus bei ISO100, aber höher bei ISO 1600. Nur das starke Entrauschen bei LR3 drückt diese unter JPEG-Niveau. Das Rauschen steigt selbst bei der LR1-Stufen nur wenig an und ist sonst sogar geringer ausgeprägt. Insgesamt bringt RAW bei ISO 100 mehr Feindetail und die natürlichere Abstimmung. Bei hohen ISOStufen eröffnet RAW mehr Optionen: Je nach Motiv müssen die Bilder gar nicht entrauscht werden. Und selbst bei LR3 sind die Ergebnisse sauberer als die JPEGs.
FAZIT: Bei beiden Panasonics erhält man mit RAW etwas mehr Details, aber vor allem eine viel natürlichere Kontrastbehandlung. Die S1 kann auch bei hohen ISO-Werten recht rauscharme Bilder liefern. Bei ISO 100 kann sie aus dem 24-MP-Sensor mehr als die meisten anderen herausholen. Die S1R (47 MP) legt noch eine Schippe drauf und hält mit der Nikon Z7 oder D850 bei der Bildqualität mit. Erfreulicherweise sind ihre RAWs etwas weniger knackig als die der Z7.