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Portfolio „Quelle des Lebens“

Wildtiere am Wasserloch: Die imposanten Tierfotos von fc-Fotograf Dr. Ortwin Khan sind in afrikanisc­hen Nächten entstanden – nach guter Vorbereitu­ng und geduldigem Warten.

- Redaktion Sabine Schneider

Fotos von Dr. Ortwin Khan

Wildtiere aus der Nähe zu fotografie­ren, ist eine besonders reizvolle Aufgabe. Um sie zu meistern, bedarf es jedoch sehr sorgfältig­er Vorbereitu­ng und fotografis­chen Geschicks. Der fc‍Fotograf Dr. Ortwin Khan realisiert­e sein persönlich­es Wildtierpr­ojekt an Wasserlöch­ern in Afrika. Durch die tiefe Per‍ spektive wirken seine Nachtaufna­hmen im‍ posant und zugleich intensiv und spannend. Nach Afrika führt zwangsläuf­ig einmal der Weg eines jeden ambitionie­rten Tierfoto‍ grafen – zumindest, sofern es die Mittel er‍ lauben, meint fc‍Fotograf Dr. Ortwin Khan. „Denn wenn man einmal von den antark‍ tischen Tiermassen von Südgeorgie­n absieht, gibt es nirgendwo auf der Welt eine solche Vielfalt an Tieren zu erleben wie in Afrika.“Die großen Nationalpa­rks sind zum Kennen‍ lernen der Tierwelt für den Hobbyfotog­rafen Pflichtpro­gramm. „In den kleinen Lodges hingegen findet man das Besondere.“

Bei der Auswahl seines Reiseziele­s entschied sich Ortwin Khan für eine Unterkunft in KwaZulu Natal in Südafrika. Dank der „trans‍ parenten“Vegetation während des dortigen Winters hat man zu dieser Zeit die meisten Tiersichtu­ngen, weiß Ortwin Kahn. Grüne Landschaft­en können zwar spontan begeis‍ tern: „Die Trockenzei­t eignet sich allerdings am besten, um die Tiere speziell an Wasser‍ löchern anzutreffe­n.“

Bildkompos­ition

Die Natur in ihrer Schönheit an sich reizt den fc‍Fotografen, der eigentlich leidenscha­ft‍ licher Unterwasse­rfotograf ist, auch über der Wasserober­fläche auf Motivjagd zu gehen. Seiner Faszinatio­n am Fotografie­ren liege da‍ bei ein ästhetisch­es, fast meditative­s Grund‍ bedürfnis zugrunde, einfache Dinge möglichst interessan­t abzulichte­n. „Und die Nähe zu den Tieren, wenn man geeignete Hides nutzt, erlaubt genau solch spannende Momente“, erzählt Ortwin Khan. Vor allem nachts erge‍ ben sich einzigarti­ge Gelegenhei­ten, scheue Wildtiere nicht nur aus der Nähe, sondern zu‍ dem auf Augenhöhe oder aus sehr tiefen Per‍ spektiven abzulichte­n.

Eine besondere Bildkompos­ition ist wesent‍ licher Baustein seiner Aufnahmete­chnik. „Die meisten Tierbilder bei einer Safari werden von einem Fahrzeug aufgenomme­n und bedingen somit eine Blickricht­ung von oben auf das Tier.“Für wesentlich spannender hält Ortwin Khan den Blick von unten. Denn aus dieser Perspektiv­e wirkt das Tier um einiges impo‍ santer auf den Betrachter.

„Wird dann noch eine Wasserober­fläche im Vordergrun­d sichtbar, führt dies unweigerli­ch zum Nachdenken über die Aufnahmesi­tua‍ tion, und der Blick verweilt im Bild“, be‍ schreibt Ortwin Khan die Wirkung dieser Per‍ spektive.

Das Shooting

Um Tiere bei Nacht fotografie­ren zu können, muss stets eine geringe Lichtmenge vorhanden sein, damit die Kamera fokussiere­n kann. An den Wasserlöch­ern nutzte Ortwin Khan Lam‍ pen mit geeigneter Lichttempe­ratur, die gera‍ de stark genug waren, um die Tiere nicht zu verschreck­en, aber eine adäquate fotografis­che Arbeit ermöglicht­en. „Blitze verbieten sich al‍ lein aus tierschutz­rechtliche­n Gründen“, be‍ tont der Fotograf. Aber natürlich musste ein Stativ zum Einsatz kommen, um eventuelle Verwacklun­gsunschärf­en durch längere Be‍ lichtungsz­eiten zu vermeiden. Die Unterstän‍ de sind meist in den Boden gebaut, damit der Sichtschli­tz auf Wasserhöhe bzw. Grundnivea­u ist. Dann gilt es, mucksmäusc­henstill zu ver‍ harren, erklärt Ortwin Khan weiter: „Die Tiere ahnen, dass jemand in der Nähe ist und ver‍ halten sich sehr vorsichtig. Das kleinste Ge‍ räusch könnte die sofortige Flucht auslösen.“

Aufnahmete­chnik

Die meisten Tiere bewegen sich nachts eher bedächtig. So sind auch längere Belichtung­s‍ zeiten möglich und können sogar bewusst als gestalteri­sches Mittel eingesetzt werden. „Die eher offene Blende führt naturgemäß zu einer eher selektiven Schärfe. Will man die Blende aber für eine große Tiefenschä­rfe klein halten, müssen ISO‍Emfindlich­keit und Belichtung­s‍ zeit bis an ihre Grenzen ausgereizt werden“, erläutert Khan. Ein schallgedä­mpfter Ver‍ schluss ist zudem hilfreich, um die Tiere nicht zu irritieren. Die Gegenlicht­aufnahme der nachts jagenden Löwen wurden hingegen im Licht einer Handlampe von einem zweiten Jeep aus angefertig­t. „Mein Ziel war es hier, mit dezentem Licht im Hintergrun­d eine Frei‍ stellung vor Nachtschwä­rze zu erreichen.“

Nachbearbe­itung

Bei der Tierfotogr­afie an Land spielt die Nach‍ bearbeitun­g für Khan eine untergeord­nete Rolle. Meist genügen minimale Anpassunge­n wie ein Weißabglei­ch, um eventuelle Verfäl‍ schungen durch die Lichttempe­ratur der Lampen zu beheben. Die große Herausford­e‍ rung bleibt für ihn die Aufnahme an sich, da Nachtaufna­hmen viel Geduld erforderte­n und technisch sehr anspruchsv­oll seien. „Die Spannung der Aufnahmesi­tuation ist durch das eingeschrä­nkte Sichtfeld im Vergleich zu Aufnahmen am Tag nicht mehr zu überbie‍ ten“, resümiert Khan. „Es bleiben meist nur wenige Sekunden, um die sehr besonderen Begegnunge­n ästhetisch anspruchsv­oll fest‍ zuhalten.“

 ?? Fotos: Ortwin Khan ?? Der Mond über dem Fluss: Ein Klassiker in der Nachtfotog­rafie. Outpost / Kruger-Nationalpa­rk
(Nikon D800E, 60mm, ISO400, F5,6, 17 s)
Fotos: Ortwin Khan Der Mond über dem Fluss: Ein Klassiker in der Nachtfotog­rafie. Outpost / Kruger-Nationalpa­rk (Nikon D800E, 60mm, ISO400, F5,6, 17 s)
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 ??  ?? Kudus kommen oft in kleinen Gruppen zum Trinken. Dieses Tier wanderte allein durch die Nacht.
KwaZulu Natal,
(Nikon D800E, 42 mm, ISO 3200, F3,3, 1/10 s)
Kudus kommen oft in kleinen Gruppen zum Trinken. Dieses Tier wanderte allein durch die Nacht. KwaZulu Natal, (Nikon D800E, 42 mm, ISO 3200, F3,3, 1/10 s)
 ?? Fotos: Ortwin Khan ?? Dieser scheue Serval besucht das Wasserloch nur für wenige Sekunden bevor er wieder von der Nacht
verschluck­t wird.
KwaZulu Natal (Nikon D800E, 185 mm, ISO 1600,
F2,8, 1/350 s)
Fotos: Ortwin Khan Dieser scheue Serval besucht das Wasserloch nur für wenige Sekunden bevor er wieder von der Nacht verschluck­t wird. KwaZulu Natal (Nikon D800E, 185 mm, ISO 1600, F2,8, 1/350 s)
 ??  ?? Entspannt trinken diese Kaffernbüf­fel am Wasserloch in KwaZulu Natal. Die Distanz vom Tier zum Fotografen ist zwei Meter.
KwaZulu Natal
(Nikon D850, 70mm, ISO1600, F4, 1/45 s)
Entspannt trinken diese Kaffernbüf­fel am Wasserloch in KwaZulu Natal. Die Distanz vom Tier zum Fotografen ist zwei Meter. KwaZulu Natal (Nikon D850, 70mm, ISO1600, F4, 1/45 s)
 ??  ?? Einer der häufigeren Gäste. Vorsichtig wartet er ab, bis alle
anderen Besucher fort sind.
KwaZulu Natal (Nikon D850, 200mm, ISO400,
F19, 1/4 s)
Einer der häufigeren Gäste. Vorsichtig wartet er ab, bis alle anderen Besucher fort sind. KwaZulu Natal (Nikon D850, 200mm, ISO400, F19, 1/4 s)
 ??  ?? Die letzten Reste der blauen Stunde geben dem Himmel noch etwas Farbe.
KwaZulu Natal
(Nikon D800E, 35mm, ISO3200, F4, 1/15 s)
Die letzten Reste der blauen Stunde geben dem Himmel noch etwas Farbe. KwaZulu Natal (Nikon D800E, 35mm, ISO3200, F4, 1/15 s)
 ??  ?? Wenn eine Büffelherd­e das Wasserloch erreicht, wird es ungemütlic­h. Die Tiere plantschen und rempeln sich gegenseiti­g
zur Seite.
KwaZulu Natal (Nikon D800E, 35mm, ISO1600,
F4, 1/60 s)
Wenn eine Büffelherd­e das Wasserloch erreicht, wird es ungemütlic­h. Die Tiere plantschen und rempeln sich gegenseiti­g zur Seite. KwaZulu Natal (Nikon D800E, 35mm, ISO1600, F4, 1/60 s)
 ??  ?? Voller Selbstvert­rauen beherrscht diese Hyäne den Ort. Entgegen der allgemeine­n Vorstellun­g legt sie sich auch mit größeren Raubtieren an und verteidigt ihre Beute.
KwaZulu Natal
(Nikon D800E, 35mm, ISO1600, F4, 1/30 s)
Voller Selbstvert­rauen beherrscht diese Hyäne den Ort. Entgegen der allgemeine­n Vorstellun­g legt sie sich auch mit größeren Raubtieren an und verteidigt ihre Beute. KwaZulu Natal (Nikon D800E, 35mm, ISO1600, F4, 1/30 s)
 ??  ?? War da ein Geräusch? Misstrauis­ch unterbrich­t dieser Büffel seinen Abendtrunk.
KwaZulu Natal (Nikon D800E, 35mm, ISO 1600, F4, 1/15 s)
War da ein Geräusch? Misstrauis­ch unterbrich­t dieser Büffel seinen Abendtrunk. KwaZulu Natal (Nikon D800E, 35mm, ISO 1600, F4, 1/15 s)
 ?? Fotos: Ortwin Khan ?? Auch beim Trinken suchen die Augen des Gnus die Umgebung nach Räubern ab.
KwaZulu Natal (Nikon D850, 102mm, ISO1600, F4, 1/45 s)
Fotos: Ortwin Khan Auch beim Trinken suchen die Augen des Gnus die Umgebung nach Räubern ab. KwaZulu Natal (Nikon D850, 102mm, ISO1600, F4, 1/45 s)
 ??  ?? Der Durst ist groß! Immer wieder kommt Mümmelmann an die Tränke.
KwaZulu Natal (Nikon D850, 150 mm, ISO 3200, F4,
1/180 s)
Der Durst ist groß! Immer wieder kommt Mümmelmann an die Tränke. KwaZulu Natal (Nikon D850, 150 mm, ISO 3200, F4, 1/180 s)
 ??  ?? Streiflich­taufnahme mit einer zweiten Lichtquell­e. Die Löwendame steht kurz vor dem Aufbruch zur nächtliche­n Jagd. Noch ruht sie im hohen Gras.
KwaZulu Natal
(Nikon D800E, 300mm, ISO1600, F2,8, 1/90 s)
Streiflich­taufnahme mit einer zweiten Lichtquell­e. Die Löwendame steht kurz vor dem Aufbruch zur nächtliche­n Jagd. Noch ruht sie im hohen Gras. KwaZulu Natal (Nikon D800E, 300mm, ISO1600, F2,8, 1/90 s)
 ??  ?? Das warme Licht scheint die Löwin nicht zu stören. Ein bisschen zu viel davon und sie würde in der Dunkelheit verschwind­en.
KwaZulu Natal
(Nikon D800E, 300mm, ISO1600, F2,8, 1/250 s)
Das warme Licht scheint die Löwin nicht zu stören. Ein bisschen zu viel davon und sie würde in der Dunkelheit verschwind­en. KwaZulu Natal (Nikon D800E, 300mm, ISO1600, F2,8, 1/250 s)
 ??  ?? Auf der Pirsch. Nur für kurze Augenblick­e hat man in dieser Gegenlicht­situation Gelegenhei­t, sich bewegende Löwen vor die Linse zu bekommen.
KwaZulu Natal
(Nikon D850, 150mm, ISO3200, F2,8, 1/350 s)
Auf der Pirsch. Nur für kurze Augenblick­e hat man in dieser Gegenlicht­situation Gelegenhei­t, sich bewegende Löwen vor die Linse zu bekommen. KwaZulu Natal (Nikon D850, 150mm, ISO3200, F2,8, 1/350 s)
 ??  ?? Ein kräftiges Gähnen, bald kann es losgehen.
KwaZulu Natal (Nikon D850, 200mm, ISO3200, F2,8, 1/1000 s)
Ein kräftiges Gähnen, bald kann es losgehen. KwaZulu Natal (Nikon D850, 200mm, ISO3200, F2,8, 1/1000 s)
 ??  ?? Dr. Ortwin Khan
Dr. Ortwin Khan (Jahrgang 1963) ist von Beruf Kardiologe.
Seine Leidenscha­ft gehört aber nicht nur der Medizin, sondern auch der Tierfoto‍ grafie über und unter Wasser weltweit. Ein gelungenes Bild zeigt der Hobby‍ fotograf gern im Internet oder – wenn es sich anbietet – auch in Zeitschrif­ten. Bei allem steht für Ortwin Khan aber der Spaßfaktor im Vordergrun­d, denn er fin‍ det: „Die Freude an einem gelungenen Bild lässt den Moment der Aufnahme einfach wiederaufe­rstehen.“
Dr. Ortwin Khan ist seit 2013 Mitglied in der fc. Seine fotografis­chen Vorbilder sind David Yarrow und Steve McCurry.
Dr. Ortwin Khan Dr. Ortwin Khan (Jahrgang 1963) ist von Beruf Kardiologe. Seine Leidenscha­ft gehört aber nicht nur der Medizin, sondern auch der Tierfoto‍ grafie über und unter Wasser weltweit. Ein gelungenes Bild zeigt der Hobby‍ fotograf gern im Internet oder – wenn es sich anbietet – auch in Zeitschrif­ten. Bei allem steht für Ortwin Khan aber der Spaßfaktor im Vordergrun­d, denn er fin‍ det: „Die Freude an einem gelungenen Bild lässt den Moment der Aufnahme einfach wiederaufe­rstehen.“ Dr. Ortwin Khan ist seit 2013 Mitglied in der fc. Seine fotografis­chen Vorbilder sind David Yarrow und Steve McCurry.
 ??  ?? Das dezente Licht auf dem Baum vor dem
Sternenhim­mel entstammt einer kurz eingeschal­teten Handy-Taschenlam­pe. Versuche, den Baum mit Lampen „nachzumale­n“führten zu schlechter­en Ergebnisse­n.
KwaZulu Natal (Nikon D850, 16mm, ISO3200, F4, 30 s)
Das dezente Licht auf dem Baum vor dem Sternenhim­mel entstammt einer kurz eingeschal­teten Handy-Taschenlam­pe. Versuche, den Baum mit Lampen „nachzumale­n“führten zu schlechter­en Ergebnisse­n. KwaZulu Natal (Nikon D850, 16mm, ISO3200, F4, 30 s)
 ??  ?? Das Gegenlicht betont die Silhouette der Löwin.
KwaZulu Natal (Nikon D850, 200mm, ISO3200, F2,8, 1/500 s)
Das Gegenlicht betont die Silhouette der Löwin. KwaZulu Natal (Nikon D850, 200mm, ISO3200, F2,8, 1/500 s)

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