„...das stille Vergessen sichtbar machen...“
Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus deiner Tür hinauszugehen. Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen“, zitiert Doro Lehnen aus „Der Herr der Ringe“zum Thema Bildideen und Motivsuche. Denn ganz ähnlich ergehe es ihr selbst oft beim Fotografieren. „Wenn ich losgehe, habe ich kein bestimmtes Motiv im Kopf“, sagt sie. Und eigentlich suche sie auch gar keine Motive, sondern die Motive scheinen viel mehr sie zu finden. „Sie blitzen auf, kleinen visuellen Momenten gleich“, fügt Doro Lehnen hinzu. Ob bei einem Spaziergang oder der Fahrt im Auto. „Und bei jedem Blick durch den Sucher verändert sich dann meine Sichtweise, die Perspektive dazu.“
Bildidee und Location
Früher hat Doro Lehnen an Urlaubsorten gern kleine Souvenirs gekauft. Heute beinhalten Herz und Kamera ihre schönsten Schätze. „Wenn es mir gelingt, dass meine Fotos Geschichten erzählen, Erinnerungen wecken, Gefühle fließen lassen und den Betrachter einladen, sich auf meine Welt zwischen den Pixeln einzulassen, geschieht wirkliches Sehen und Teilen“, findet die Fotografin. Viele ihrer Bilder entstehen in der Natur, manche zu Hause. „Da lacht mich eine witzige Situation mit meiner Katze an, oder ein paar heruntergefallene Blütenblätter geben den Impuls. Beruflich bedingt spiegelt sich in manchen ihrer Fotografien auch das Thema Demenz wider. „Das stille, schleichende Vergessen für andere sichtbar zu machen, liegt mir sehr am Herzen.“
Seit einem guten Jahr schöpft Doro Lehnen aber auch ganz neue fotografische Inspirationen: als Begleiterin eines „Donnervogelpiloten“(FordThunderbird-Fahrer): „Ich denke, diese persönliche Entwicklung wird sich in näherer Zukunft fotografisch noch deutlicher zeigen, vielleicht auch kombiniert mit meinem Wunsch ‚mehr Mensch‘ zu fotografieren“, sagt Doro mit einem Augenzwinkern.
Die passende Ausrüstung
Um Bildideen spontan umsetzen zu können, ist bei Doro die Kamera stets griffbereit, die Akkus sind geladen. „Man weiß schließlich nie, welches Motiv einen gerade finden möchte“, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Am liebsten ist sie mit dem kleinen Fotoequipment unterwegs: der Olympus E-M10 Mark II und einem ihrer liebsten Objektive, dem Olympus Digital 1,8/45mm. „So wunderbar meine alte Nikon D700 auch sein mag, sie hat dennoch ordentlich Gewicht, und das zusätzliche eine oder andere gewichtige Lieblingsobjektiv macht aus meiner Fotolust dann eher eine Fotolast.“
Auf Städtetouren nimmt sie aber auch gern ihre Pentax DMC-FZ1000 mit. „Es ist ein sehr befreiendes Gefühl, spontan in einem großen Zoombereich variieren zu können.“Für Langzeitbelichtungen dürfen ihre ND-Filter auf keinen Fall fehlen.
Aufnahmetechnik
Dabei ist Doro Lehnen nach eigenen Worten weit davon entfernt, ein Technikfreak zu sein. „Mir sind die wichtigsten Zusammenhänge bekannt, aber letztendlich wissen meine Finger, an welchem Rädchen sie wann und wie viel zu drehen haben, bis mir das Ganze zusagt.“Generell fotografiere sie aber gern im Modus A und mit Offenblende, erzählt sie. „Das ist einfach ein schönes Werkzeug, um das Hauptmotiv schon während des Fotografierens vom Hintergrund zu lösen.“Für Langzeitbelichtungen hingegen favorisiere sie den Modus M, da er zusätzlich zur Belichtungszeit mehr Freiraum bei der Blendenauswahl ermöglicht. Gern hier auch mit einem ND-Filter. Auf Blitz und sonstiges unnatürliches Licht verzichtet die Fotografin indessen lieber. Auch ein Stativ sieht sie als eher hinderlich an, wenn es darum geht, ihrer Kreativität spontanen Spielraum zu geben.
Bildkomposition
Die Regel des Goldenen Schnitts beherzigt Doro Lehnen intuitiv, was nicht ausschließt, dass sie sie auch mal bewusst missachtet, etwa um mit einer Bildaussage zu provozieren. Prinzipiell gilt für die fc-Fotografin: Weniger ist mehr. „Ich versuche, meine Fotos nicht zu überladen, sondern dem Betrachter einen Hingucker zu geben, der ihn fesselt, aber auch gleichzeitig genügend Raum zum Entfalten seiner Sinne gibt.“Denn ja: In Doro Lehnens Fotografien darf man sich auch mal verlieren.
Nachbearbeitung
Ein sehr wesentlicher Bestandteil ihres künstlerischen Schaffens ist die Bildbearbeitung am PC, ihrem „Zauberstab, um den Bildaussagen noch mehr Seele einzuhauchen.“So nutzt sie nach
trägliche Vignettierungen und pointierte Lichtsetzungen, um das Spiel mit Schärfe und Unschärfe gezielt zu intensivieren. Sie entsättigt aber auch, wenn die Farbgebung zu hart scheint, wie im Bild „Ich dich auch“. Oder sie arbeitet mit leichten Texturen über Ebenen, um Hintergründe weniger steril scheinen zu lassen. Bei all dem begnügt sich Doro Lehnen mit Photoshop Elements. „Für den etwas kleineren Geldbeutel und mit genügend Kreativität muss es schließlich nicht immer das aufwendigste Fotobearbeitungsprogramm sein“, ist ihre Überzeugung. Redaktion: Sabine Schneider