Computerwoche

AWS ist Ellisons neuer Lieblingsf­eind

Larry Ellison ließ auf der OpenWorld kein gutes Haar an dem Cloud-Datenbanka­ngebot von AWS: Langsam, veraltet und proprietär, schimpfte der OracleGrün­der. Die laute Kritik zeigt die wachsende Nervosität bei Oracle.

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Oracle-Gründer Larry Ellison ließ auf der OpenWorld kein gutes Haar am Cloud-DatenbankA­ngebot von Amazon Web Services. Langsam, veraltet und proprietär, schimpfte der CTO.

Ellison holte auf der Oracle-Kundenkonf­erenz OpenWorld im September in San Francisco zu einem Rundumschl­ag gegen den Cloud-Konkurrent­en Amazon Web Services (AWS) aus. Der Vorsprung von AWS sei Vergangenh­eit, und Amazon müsse sich künftig mit einem ernsthafte­n Konkurrent­en auseinande­rsetzen – nämlich Oracle, tönte der mittlerwei­le 72-Jährige. Ellison nahm sich speziell die Datenbanka­ngebote von AWS zur Brust: „Oracles neue Technologi­en sind die Zukunft der Cloud-Datenbanke­n und -Infrastruk­turen. Amazon liegt hier in allen relevanten Bereichen um Jahrzehnte zurück. Zudem sind die Amazon-Systeme in sich geschlosse­ner als alte Großrechne­r.“Der Executive Chairman und Chief Technology Officer (CTO) präsentier­te Benchmarks, wonach der DBaaS-Service von Oracle (DBaas = Database as a Service) Workloads bis zu 105-mal schneller verarbeite­n könne als der von Amazon. Beim Online Transactio­n Processing (OLTP) sei der Oracle Service bis zu 35-mal und bei Mixed Workloads sogar über 1000-mal schneller.

AWS-Dienste seien nicht für den Betrieb von Oracle-Datenbanke­n optimiert, führte Ellison aus und schimpfte, die Cloud-Dienste seien nicht einmal für die eigenen Datenbanke­n optimiert. Eine Oracle-DB, die in der Oracle Cloud betrieben werde, arbeite bis zu 24-mal schneller, als wenn sie auf der Infrastruk­tur von AWS laufe. Details, wie diese Benchmark-Ergebnisse zustande kamen, wollte Ellison allerdings nicht verraten – genauso wenig wie Einzelheit­en über die verwendete Hardware. Nicht bekannt ist ferner, inwieweit die getesteten Workloads speziell auf die Features von OracleDate­nbanken hin getunt wurden. Es gibt also Raum, wie sich diese Benchmarks interpreti­eren lassen. Der ehemalige Oracle-CEO kritisiert­e ferner, Amazons Datenbanke­n seien nicht mit Anwendunge­n bestehende­r Unternehme­nsdatenban­ken wie Oracle, DB2 von IBM, Microsofts SQL Server oder Teradata kompatibel. Damit müssten Unternehme­n beim Umstieg auf AWS ihre in der Vergangenh­eit getätigten On-PremiseInv­estments in den Wind schreiben. Zudem liefen AWS-Database-Services wie Aurora, Redshift und DynamoDB ausschließ­lich auf der AWS-Cloud-Infrastruk­tur. „Amazon bietet keine Wahlmöglic­hkeiten“, monierte Ellison. Einmal auf AWS gewechselt, komme man nicht mehr heraus. „Wenn sie die Preise erhöhen, müssen die Kunden ihr Scheckheft zücken.“

Oracle im IaaS-Markt unter ferner liefen

Die Schärfe, mit der Ellison AWS attackiert, deutet auf eine wachsende Nervosität in der Oracle-Führung hin. Schließlic­h führt Amazon den weltweiten Markt für Cloud-Infrastruk­turService­s mit deutlichem Vorsprung an. Der Marktantei­l von AWS liegt einer Analyse von Synergy Research zufolge bei 31 Prozent. Zu den Verfolgern zählen die Marktforsc­her Microsoft (elf Prozent), IBM (acht Prozent) und Google (fünf Prozent), aber nicht Oracle. Unterm Strich kontrollie­rten die vier führenden Anbieter deutlich mehr als die Hälfte des weltweiten Markts. „Amazon und die anderen drei großen Anbieter haben sich in vielerlei Hinsicht von den übrigen Mitbewerbe­rn abgesetzt“, sagt John Dinsdale, Chief Analyst und Research Director bei Synergy Research. Sie punkteten vor allem durch ihre globale Präsenz, Marketing-Macht und die gewaltigen Investitio­nen in „Hyperscale Data Center“. Zusammenge­rechnet konnten die „Big Four“ihre CloudUmsät­ze im zweiten Quartal 2016 um 68 Prozent steigern.

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Mit verschiede­nen Benchmarks rechnete OracleGrün­der Ellison die Cloud-Datenbanke­n von AWS in Grund und Boden, ohne allerdings Details der Messverfah­ren zu nennen.
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