Digitalisierung 2017: In der Ruhe liegt die Kraft
Wie oft haben wir das gehört: Die IT soll schneller, beweglicher, innovativer, kundenorientierter werden. Doch all das wird nicht helfen, wenn die strategische Marschrichtung unklar bleibt.
So viel hektische Betriebsamkeit wie in diesem Jahr war in den IT-Abteilungen noch nie. Warum das so ist, mag ein Zitat des scheidenden Technikvorstands von Siemens, Siegfried Russwurm, erklären. Im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE stellte er fest: „Wir können heute alles rechnen, was zu rechnen ist.“
Was so selbstverständlich klingt, ist in Wirklichkeit neu. Unbegrenzte Rechen- und Speicherkapazitäten in der Cloud, immer größere Netzbandbreiten, In-Memory-Computing, Anwendungen on Demand oder auch Big-Data-Techniken wie Hadoop und Spark – das alles eröffnet bislang ungeahnte Möglichkeiten. Wir betreten unbekanntes Terrain, und wir gehen immer weiter. Zukunftstechniken wie Artificial Intelligence und Machine Learning, Internet of Things, Robotik oder auch Virtual Reality werden weiteres Neuland erschließen.
Je umfangreicher die digitalen Möglichkeiten sind, desto wichtiger ist in den Unternehmen ein gemeinsames Verständnis der strategischen Ziele. Digitalisierung bedeutet, dass sich ganze Geschäftsmodelle fundamental ändern. Und was nützen Digital Labs, Data Lakes, In-MemoryTechnologien etc., wenn nicht geklärt ist, wohin die Reise gehen soll? Das Risiko, Geld zu verschwenden, ist groß. Noch größer ist das Risiko, bleibenden Schaden anzurichten.
Ein „360-Grad-Blick“auf den Kunden etwa birgt das Risiko, dass der sich verfolgt und entblößt fühlt und irgendwann Konsequenzen zieht. Auch Partner- und Vertriebskonzepte können durch überstürztes Handeln in Schieflage geraten. Es wäre kein schlechter Vorsatz für 2017, vor dem digitalen Umbau gründlich nachzudenken. Entscheidend ist die Frage, wohin die Transformation eigentlich führen soll.
Herzlich, Ihr