Trump schafft auch in der IT-Welt alternative Fakten
Seitdem der neue US-Präsident im Amt ist, geht es rund. Kein Tag ohne neue Überraschungen aus dem Oval Office. Wer glaubt, das alles gehe die ITBranche nichts an, der irrt.
Dass es ernst wird, haben die indischen IT-Service-Provider Infosys und Wipro zuerst verstanden. Gleich zu Jahresbeginn warnten sie ihre Mitarbeiter davor, dass die globalisierte IT-Service-Branche in Gefahr sei. Drei Wochen später verkündete die Trump-Administration dann Einreiseverbote für die Mitbürger aus sieben überwiegend muslimischen Staaten. Der Nachrichtendienst „Bloomberg“berichtet nun von einem weiteren bevorstehenden Erlass, der die Visa-Programme für ausländische Arbeitskräfte grundsätzlich neu konzipieren soll (siehe Seite 6) – das würde wohl auch indische IT-Dienstleister treffen.
Jeder weiß: Die Weltwirtschaft ist längst globalisiert, die Zulieferketten der Industriekonzerne greifen grenzüberschreitend ineinander, und die USA haben eine Schlüsselposition in diesem Geflecht inne. Doch Donald Trump will Amerika durch einen streng nationalen Kurs „wieder groß machen“. Sollte das auf Kosten anderer Volkswirtschaften passieren, wird es scheitern – aber vorher wird es großen Schaden anrichten, insbesondere in der IT-Branche.
Europäische Konzerne dürften sich nun wieder fragen, ob ihre Daten bei amerikanischen Cloud-Providern sicher sind und was das mühsam ausgehandelte Privacy-Shield-Abkommen zum grenzüberschreitenden Datenschutz noch wert ist. Eine Diskussion, die schon beendet schien, geht wieder los. Wenn Peter Schaar, der ehemals oberste Datenschützer Deutschlands, recht hat, nimmt das Unheil bereits seinen Lauf. Seiner Ansicht nach läuft die am 25. Januar von Trump unterzeichnete „Anordnung zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit“einem gemeinsamen Datenschutz-Verständnis zwischen den USA und der EU „diametral entgegen“. Hoffen wir, dass er übertreibt!
Herzlich, Ihr