Industroyer legt Energienetze lahm
Die Malware, die Ende 2016 in der Ukraine für einen großflächigen Stromausfall gesorgt hat, soll identifiziert sein. Industroyer sei gefährlicher als Stuxnet, warnen Security-Experten.
Experten des europäischen Security-Software-Herstellers Eset haben eine Malware analysiert, die wahrscheinlich beim Cyber-Angriff auf das ukrainische Stromnetz im Dezember 2016 verwendet worden ist. Damals gingen in den nördlichen Bezirken der Hauptstadt Kiew sämtliche Lichter aus. Der Grund für den flächendecken Stromausfall: eine massive Cyber-Attacke auf den Energieversorger Ukrenergo.
Nun wollen die Security-Spezialisten von Eset die dafür verantwortliche Malware identifiziert und analysiert haben. Sie bezeichneten „Industroyer“als hochentwickelten Schädling. Die Malware sei demzu- folge in der Lage, Schaltanlagen in Umspannwerken und Leistungsschalter direkt zu kontrollieren. Damit seien Cyber-Kriminelle in der Lage, eine Reihe von Ausfällen auszulösen, die Stromversorgung zu unterbrechen und Anlagen sogar schwer zu beschädigen. Den Experten zufolge ist es unwahrscheinlich, dass eine solche Malware ohne spezielles Equipment, welches auch in der anvisierten Industrie verwendet wird, geschrieben und getestet werden könne. Die Entwickler von Industroyer müssten demnach über spezielle Kenntnisse industrieller Kontrollsysteme verfügen, so der Schluss der Eset-Spezialisten. Industroyer habe das Potenzial, die größte Be- drohung seit Stuxnet zu werden. Letzterer war 2010 entdeckt worden, nachdem der Schädling zuvor Zentrifugen in iranischen Atomanlagen lahmgelegt hatte. Immer wieder wurde darüber spekuliert, der israelische sowie andere westliche Geheimdienste hätten dabei ihre Finger im Spiel gehabt.
Industroyer wäre die zweite entdeckte Malware, die speziell für die Sabotage von Industrieanlagen geschrieben wurde. „Der Angriff auf das ukrainische Stromnetz sollte als Warnsignal für jeden dienen, der für die Sicherheit kritischer Systeme verantwortlich ist“, mahnte Anton Cherepanov, Senior Malware Researcher bei Eset.