Digitalisierung in der Petrischale
Der digitale Umbau ist eine Herkules-Aufgabe, der sich viele Unternehmen erst mal in einem Digital Lab annähern. Die eigentliche Herausforderung kommt später: beim konzernweiten Roll-out.
Zugegeben: Je mehr Digital Labs und Digital Factories ihre Tore öffneten, desto skeptischer wurden wir. Führt Digitalisierung in der Petrischale wirklich ans Ziel? Kann so ein Digital Lab tatsächlich die Keimzelle für einen digitalen Erneuerungsprozess sein, der nach und nach das gesamte Unternehmen erfasst?
Bei solchen Fragen wendet man sich am besten an einen Praktiker, in unserem Falle den CIO der Allianz Deutschland, Andreas Nolte. Seinen Ausführungen zufolge setzt der Versicherungskonzern hierzulande auf eine Digital Factory, um einen radikal neuen Ansatz der Softwareentwicklung konzernweit zu etablieren. „Die Digital Factory versteht sich ganz bewusst als Motor für die kundenorientierte Digitalisierung der gesamten Allianz Deutschland“, sagt Nolte im CW-Gespräch (siehe Seite 26). Es gehe darum, neue Produkte konsequent und hochfokussiert entlang des Kundenbedarfs zu entwickeln. In kürzester Zeit, in agilen, gemischten Teams, mit klarem Ziel (Minimal Viable Product), ständigen Reviews und permanentem Kunden-Feedback.
DevOps-Konzept, Pair Programming, Lean-Startup-Ansatz – man kann sich vorstellen, was solche Neuerungen mit einem nahezu 130 Jahre alten Milliardenkonzern machen. Die Frage ist nun, wie Nolte es schaffen will, die Petrischale zu verlassen und die gesamte Softwareentwicklung in diese neue Richtung zu drehen. Seine Antwort: Es wird klappen, weil es den Mitarbeitern viel mehr Spaß macht. „Heute haben wir bereits 250 Leute so weit, in Summe werden es 600 bis 700 Kolleginnen und Kollegen sein, die so arbeiten werden. Und das wird gar nicht so schwierig sein, denn es ist wesentlich befriedigender, so zu arbeiten, als in dem alten Setting“, ist der CIO des Allianz Deutschland zuversichtlich.