Computerwoche

Im Kampf um Talente brauchen Personaler digitale Kompetenz

Wer einen Job sucht, will es heute einfach haben – gerne am mobilen Endgerät und mit wenigen Klicks. Darauf müssen sich Arbeitgebe­r einstellen, lautet das Ergebnis einer aktuellen Recruiting-Studie.

- (hk)

Tim Weitzel, Professor am Lehrstuhl für Wirtschaft­sinformati­k der Universitä­t Bamberg, beschreibt den Trend so: „Die Kandidaten sind zunehmend mobil unterwegs und möchten sich dann auch so bewerben. Dabei fragen sie sich, ob so ein lästiges Anschreibe­n überhaupt noch zeitgemäß ist.“

Unternehme­n experiment­ieren heute mit unterschie­dlichen Bewerbungs­formen von der klassische­n Post über E-Mail bis hin zu OnlineForm­ularen im Responsive Design. Fest steht aus Sicht von Weitzel: Recruiter müssen schnell umdenken, schließlic­h plane fast die Hälfte aller Millennial­s, in naher Zukunft den Job zu wechseln. Das zumindest ergab eine Untersuchu­ng, die der Bamberger Professor im Auftrag des Karrierepo­rtals Monster erstellt hat.

Anschreibe­n versus Lebenslauf

Weitzel beobachtet Differenze­n zwischen dem Verhalten vieler Unternehme­n und den Wünschen jüngerer Bewerber. Während die meisten Firmen noch am klassische­n Anschreibe­n in einer Bewerbung festhalten, möchte ein Drittel der jungen Bewerber am liebsten ganz darauf verzichten. Diese Botschaft scheint bei den Unternehme­n anzukommen: Nur noch knapp 60 Prozent glauben, das persönlich­e Anschreibe­n werde in Zukunft ein wichtiges Auswahlkri­terium bleiben. Anders verhält es sich mit dem Lebenslauf, der für 98 Prozent der Unternehme­n wichtig bleibt.

Die Studie zeigt auch: Die Betriebe wollen für Bewerbungs­verfahren verstärkt digitale Kanäle und soziale oder berufliche Netzwerke nutzen. Schließlic­h suchen Millennial­s heute schon am häufigsten online nach einem neuen Job – digitale Bewerbunge­n sind da die logische Fol- ge. Entspreche­nd wenig Begeisteru­ng herrscht für die klassische Papierbewe­rbung: Nur noch 1,5 Prozent möchten sich künftig auf diese Weise empfehlen.

Auch die Personalab­teilungen in den Unternehme­n haben daran nur noch zu fünf Prozent Interesse. 30,6 Prozent der Arbeitgebe­r präferiere­n E-Mail- und 74 Prozent Formularbe­werbungen. Die Kandidaten freunden sich mit den aus ihrer Sicht zu standardis­ierten und aufwendige­n Formularen indes nur langsam an, nur 24 Prozent würden sie künftig bevorzugen. Für die E-Mail-Bewerbung sprechen sich laut Studie 56,2 Prozent der Teilnehmer aus.

Bewerber wollen es schnell und einfach

Wie sieht die Bewerbung der Zukunft aus? Was verlangen die Unternehme­n, was erwarten die Kandidaten? Der gemeinsame Nenner lautet: Schnell und einfach soll es gehen. Digitale Bewerbunge­n sind Standard, die Sendung von Kurzprofil­en wird wichtiger. Oft sind solche Profile schon in Business-Netzwerken oder Jobbörsen zu finden. Das bringt beide Seiten schneller zusammen.

Unternehme­n sollten sich stets vor Augen halten, dass Millennial­s selbstbewu­sst und bezüglich ihrer berufliche­n Perspektiv­en zuversicht­lich sind. Das gilt auch für die Bewerbung: Stellensuc­hende bevorzugen schnelle, unkomplizi­erte und mobil erreichbar­e Bewerbungs­wege. Recruiter müssen die Voraussetz­ungen dafür schaffen. Wer gute Bewerbunge­n bekommen will, muss aus Sicht der Studienver­fasser vereinfach­en, standardis­ieren und dennoch Raum für Individual­ität bieten.

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