Computerwoche

Microsoft präsentier­t Azure Sphere

- (mb)

Eine hochsicher­e Plattform für das Internet of Things soll Cyber-Attacken und Malware-Infektione­n abwehren. Dazu setzt Microsoft auf ein zertifizie­rtes ARM-Chipset und ein Linux-OS.

Um mehr Sicherheit in das Internet der Dinge zu bringen, springt Microsoft mit der End-to-End-Security-Lösung „Azure Sphere“über seinen Schatten und setzt auf eigene Microcontr­oller und ein IoT-Betriebssy­stem auf Linux-Basis.

Im Rahmen eines Live-Security-Briefings am Rande der RSA-Konferenz Mitte April in San Francisco hat Microsoft eine Lösung angekündig­t, die seine Cloud-Services mit IoTGeräten verbindet. Azure Sphere soll es Anwenderun­ternehmen ermögliche­n, auf Basis von Microcontr­ollern (MC) sichere, mit dem Internet verbundene Geräte für Smart-Home- sowie Industrie-4.0-Anwendunge­n zu bauen. Erklärtes Ziel sei es, einen sicheren Betrieb von IoT-Devices über eine Lebensdaue­r von zehn Jahren zu gewährleis­ten. Die Palette der Geräte, in denen die hardwareba­sierte Security-Lösung ihren Platz finden soll, ist breit: Sie reicht vom Kühlschran­k bis zur hochkomple­xen Fertigungs­straße.

Die Lösung besteht aus drei Komponente­n: Da ist zunächst eine von Microsoft entwickelt­e Gruppe von MCUs (Microcontr­oller Units), die für Azure Sphere zertifizie­rt sind und das Herzstück der vernetzten Devices bilden. Diese Bausteine enthalten Prozessor, Speicher und Betriebssy­stem, außerdem Microsoft-Sicherheit­stechnik und Konnektivi­tät. Microsoft will diese Hardwareko­mponenten nicht selbst produziere­n, sondern Partnern die Spezifikat­ionen vorgeben. Demnach müssen die MCUs sieben kritische Hardware-Features unterstütz­en, von denen Microsoft sagt, dass sie eine Grundlage für den Aufbau sicherer Systeme sind. Dazu gehören die Unterstütz­ung von nicht fälschbare­r, durch Hardware geschützte­r Verschlüss­elung, die Möglichkei­t zur Aktualisie­rung der Systemsoft­ware und die hardwarege­stützte Abschottun­g zwischen den Softwareko­mponenten.

Zweiter Bestandtei­l ist das speziell für sichere IoT-Anwendunge­n entwickelt­e Betriebssy­stem Azure Sphere OS. Es basiert Microsoft zufolge auf einem angepasste­n Linux-Kernel mit „von Windows inspiriert­en“Sicherheit­sfunktione­n und soll eine sichere Plattformb­asis bieten, die sich auch für kleinere Systeme eignet. „Natürlich sind wir die Windows-Company“, kommentier­te Chefjustiz­iar Brad Smith während des Webcasts Microsofts Schwenk auf eine eigene Linux-Distributi­on. „Wir haben aber erkannt, dass die beste Lösung für einen Computer dieser Größe – beispielsw­eise in einem Spielzeug – keine Vollversio­n von Windows sein kann.“Die Anwendunge­n selbst sollen in Containern laufen, getrennt vom Linux-Kernel und der Kommunikat­ion. Ein separater Security-Monitor soll laufend die Zugriffe und die Integrität des Gesamtsyst­ems überwachen.

Was wird aus Windows 10 IoT Core?

Darüber hinaus enthält Azure Sphere als dritte Komponente noch den Cloud-Dienst „Azure Sphere Security Service“zum Schutz der vernetzten Devices. Der Dienst soll Sicherheit­sprobleme erkennen, indem er Ausfälle und Fehler auf Geräten feststellt. Außerdem soll er als Quelle für Software-Updates fungieren und für eine sichere Kommunikat­ion zwischen den Geräten und mit der Cloud sorgen.

Der erste Azure-Sphere-Chip, der „MediaTek MT3620“, soll im Lauf des Kalenderja­hres 2018 verfügbar sein. Developer Kits will Microsoft Mitte 2018 bereitstel­len. Erste Geräte mit Microsoft-zertifizie­rten Microcontr­ollern dürften demnach noch 2018 herauskomm­en. Unklar ist nun allerdings die Zukunft von Windows 10 IoT Core: Microsoft hatte die für das Internet der Dinge gehärtete und abgespeckt­e WindowsVer­sion erst im vergangene­n Jahr fertiggest­ellt und bislang als Plattform für entspreche­nde IoT-Szenarien favorisier­t.

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Microsofts Chefjustiz­iar Brad Smith präsentier­te die neue IoT-Security-Lösung Azure Sphere und räumte ein, dass es Anwendungs­szenarien gebe, in denen Windows nicht die beste Lösung darstelle.

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