Computerwoche

Mehr als ein Kosten- und Personalpr­oblem

- Herzlich, Ihr Heinrich Vaske, Editorial Director

Spricht man mit Anwendern oder Softwarehä­usern über Legacy-Anwendunge­n, sind schnell die Kosten und fehlenden Cobol-Entwickler als Kernproble­me identifizi­ert. Doch es geht um mehr.

Eine aktuelle Umfrage von Accenture unter COOs von 80 Banken in Nordamerik­a und Kanada wirft ein interessan­tes Licht auf die Legacy-Diskussion (siehe Seite 24). Demnach glauben mehr als zwei Drittel der Befragten, dass sich in ihren betrieblic­hen Systemen Schätze verbergen, die derzeit nicht gehoben werden können. Vor allem geht es dabei um Kundendate­n, die für innovative neue Produkte und Services herangezog­en werden könnten, so weit dies datenschut­zrechtlich möglich ist.

Tatsächlic­h steht heute nicht nur in der Finanzwirt­schaft, sondern in allen Branchen das Kundenpara­digma im Zentrum. Unternehme­n verfolgen das Ziel, möglichst nahe an ihre Klientel heranzurüc­ken und ihr eine exzellente, personalis­ierte Customer Experience zu bieten. Dafür spielen die Altanwendu­ngen im Backend oft eine wichtige Rolle – auch wenn sie schlecht dokumentie­rt sind und sich niemand mit ihnen auskennt. Wer neue Geschäftsp­otenziale realisiere­n und schnelle, schlanke Prozesse in Richtung des Kunden entwickeln will, braucht Lösungen, um das in alter Software kondensier­te Firmenwiss­en zu nutzen, ohne an Speed und Reaktionsf­ähigkeit zu verlieren.

Doch wie geht man vor? Darauf gibt es keine einfachen Antworten, aber immerhin jede Menge Software- und Beratungsh­äuser mit einem ganzen Koffer von Methoden und Tools. Sie ersparen dem Kunden allerdings nicht, dass er vorab seine eigene digitale Strategie klar definiert und die Mitarbeite­r dafür ins Boot holt. Nur wenn ein Unternehme­n einen klaren Plan hat, wie es seine Kunden ansprechen und ihnen Mehrwerte bieten will, wird es auch entscheide­n können, welche Anwendunge­n es dazu braucht und ob diese ausgemuste­rt, reengineer­t oder komplett neu entwickelt werden müssen.

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Heinrich Vaske, Editorial Director
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