Teradata verklagt SAP
Vorwurf: Diebstahl geistigen Eigentums.
Teradata hat vor einem amerikanischen Bezirksgericht Klage gegen SAP eingereicht. Der deutsche Softwareanbieter habe jahrzehntelang Geschäftsgeheimnisse veruntreut und gegen Urheber- wie auch Kartellrecht verstoßen, lautet der Vorwurf. Im Visier steht dabei SAPs Kernprodukt HANA, eine In-Memory-Datenbank, die heute das Fundament aller Kernprodukte SAPs wie beispielsweise S/4HANA, Leonardo oder das neue C/4HANA bildet.
Die Walldorfer hätten HANA nur entwickeln können, indem sie Teradatas geistiges Eigentum veruntreuten, behaupten die TeradataVerantwortlichen. Mit diesem Ziel habe SAP Teradata in eine Art Joint Venture gelockt. Hintergedanke sei es gewesen, SAPs ERP-Lösung und das Business-Warehouse-ReportingTool SAP BW mit Teradatas Massively-ParallelProcessing-(MPP-)Architektur zu verbinden. SAP habe dabei Geschäftsgeheimnisse Teradatas gestohlen und dazu genutzt, ein eigenes – wenn auch „minderwertiges“, wie Teradata betont – Produkt zu entwickeln und auf dem Markt anzubieten: SAP HANA. Dann habe SAP umgehend das Joint Venture mit Teradata aufgekündigt.
„SAP hätte nie so schnell HANA entwickeln und vermarkten können, wenn sie nicht Geschäftsgeheimnisse von Teradata gestohlen hätten“, heißt es in der offiziellen Mitteilung von Teradata. Der deutsche Konzern nutze das so gewonnene Wissen und seine Marktposition, um Teradata aus dem Markt zu drängen. Daher seien rechtliche Schritte notwendig, „um unsere Rechte und die Interessen unserer Aktionäre und aller anderen Interessenvertreter, inklusive unserer Kunden, zu schützen“, so Teradata. Der US-Konzern strebt eigenen Angaben zufol- ge eine Unterlassungsklage gegen SAP an. Des Weiteren fordert er eine Wiedergutmachung für entstandene Schäden. Ein konkreter Betrag wird an dieser Stelle nicht genannt.
Klage überrumpelt SAP
SAP reagierte unvorbereitet auf den Vorstoß des Konkurrenten. Man habe die Klage mit Überraschung zur Kenntnis genommen, heißt es in einem Statement. „In der Regel kommentieren wir keine laufenden Verfahren. Wir prüfen den Fall aber derzeit genau und behalten uns gegebenenfalls weitere Aussagen vor.“Schon 2015 waren Spekulationen über mögliche Fehltritte SAPs aufgekommen. Damals berichtete „Der Spiegel“, ein ehemaliger Mitarbeiter der internen Revision bei SAP werfe dem Unternehmen vor, sich bei der Entwicklung eigener Produkte wie der Datenbank HANA Urheberrechtsverletzungen schuldig gemacht zu haben. Unter anderem habe sich SAP widerrechtlich am geistigen Eigentum von Wettbewerbern wie Oracle, IBM und Teradata bedient, behauptete der SAP-Auditor, der angeblich in mehrere sensible Prüfvorgänge eingebunden war und das Unternehmen letztlich im Streit verlassen hatte.
SAP hat seinerzeit alle Vorwürfe von sich gewiesen: „Wir haben den Sachverhalt sorgfältig geprüft und haben keine Belege dafür gefunden, dass SAP geistiges Eigentum verletzt hat“, lautete die Erklärung. Auch Aufsichtsratschef und Mitbegründer Hasso Plattner wies die Vorwürfe scharf zurück. Gegenüber der „Wirtschaftswoche“sagte er: „Der Vorwurf einer verdeckten Operation ist ungeheuerlich und lächerlich.“