Microsoft versenkt Rechenzentrum im Meer – effizientere Kühlung und geringerer Energiebedarf
Vor der Küste der schottischen Orkney-Inseln hat Microsoft die zweite Phase seines Projekts „Natick“eingeläutet und ein komplettes Rechenzentrum im Meer versenkt. Seit Anfang Juni liegen wasserdicht verpackt in einem zylinderförmigen Container zwölf Racks mit insgesamt 864 Servern auf dem Grund des Atlantischen Ozeans, nur über ein Unterseekabel mit dem Festland verbunden.
Nachhaltigkeit, ein schneller Aufbau der Data Center und die Nähe zum Kunden – so beschreibt Ben Cutler, verantwortlich für Spezialprojekte bei Microsoft, die Vorteile unterseeischer Data Center. Rund die Hälfte der Menschheit lebt dem Manager zufolge in einem zirka 200 Kilometer breiten Streifen entlang der Meeresküsten unseres Planeten. Microsofts Cloud-Strategie beruht nach Angaben des Konzerns darauf, die notwendigen Rechenressourcen möglichst nahe an den bevölkerungsreichen Gebieten zu platzieren. Darüber hinaus ließen sich die Anlagen weitgehend mit erneuerbaren Energien betreiben wie Strom aus Windkraftanlagen und Gezeitenkraftwerken.
Grundsätzlich liegt der große Vorteil von Rechenzentren im Meer aus Sicht der Microsoft-Verantwortlichen darin, dass diese deutlich weniger Energie benötigen als klassische Data Center auf dem Festland. Der Grund: Ein Rechenzentrum auf dem Grund des Meeres lässt sich mit Wasser kühlen. Aufwendige Kühlanlagen, die viel Energie benötigten, entfallen. Mit Hilfe standardisierter Komponen- ten ließen sich die Data Center außerdem vergleichsweise zügig in Betrieb nehmen. Microsoft spricht von 90 Tagen, während der Bau konventioneller Rechenzentren oft Jahre in Anspruch nimmt. Allerdings haben die ozeanischen Rechenanlagen auch einen Nachteil: Sie lassen sich physisch nicht warten und reparieren. Für sein Data Center vor der Küste Schottlands kalkuliert Microsoft mit einer Betriebsdauer von rund fünf Jahren.
Seit 2013 verfolgt der Konzern seine Idee. Vor gut zwei Jahren wurde eine erste Testanlage vor Kalifornien im Pazifik versenkt. Auswirkungen auf die Natur seien nicht zu befüchten, hieß es. Die Meereswelt in der unmittelbaren Umgebung habe sich schnell an den Fremdkörper gewöhnt.