Fujitsu schließt Augsburger Werk
„Wir haben gekämpft und verloren“, sagte Vera Schneevoigt, die Chefin der deutschen PC-Produktion von Fujitsu, in einem Interview. Der Standort Augsburg wird bis September 2020 geschlossen.
Die Hardwareproduktion in Deutschland will Fujitsu im September 2020 beenden. Den Japanern sind die Kosten zu hoch.
Völlig unerwartet kam die Nachricht wohl nicht, und doch wurden die deutschen Fujitsu-Mitarbeiter und die Stadt Augsburg kalt erwischt: Die Japaner wollen Produktentwicklung, Fertigung und Logistik in Deutschland beenden und den Standort Augsburg, wo heute noch PCs, Server, Speichersysteme und Mainboards produziert werden, schließen. Für die Mitarbeiter werde man nach „sozialverträglichen Lösungen“suchen. Das Produktgeschäft in Deutschland soll indes unverändert weitergehen: Vertrieb, Service und Support will das Unternehmen sowohl direkt als auch über das Partnernetz fortführen.
„Ein schwerer Schlag“
„Die Entscheidung ist vor allem für die Mitarbeiter und ihre Familien wie für die gesamte Region Augsburg ein schwerer Schlag“, sagte Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer (CSU) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Obwohl bekannt sei, dass die Hardwareproduktion in Deutschland nicht einfach sei, habe Fujitsu die Staatsregierung doch überrascht. Immerhin habe das Unternehmen nun Zeit, um für die Mitarbeiter Alternativen auf dem heimischen Markt zu entwickeln.
Verärgert äußerte sich die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der SPD Augsburg, Ulrike Bahr: „Es ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten und den Wirtschaftsstandort Augsburg. Wir fordern Fujitsu mit aller Vehemenz auf, die Entscheidung zurückzunehmen und seiner politischen, sozialstrukturellen und wirtschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.“
In einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“nahm unterdessen Vera Schneevoigt, Werksleiterin in Augsburg, Stellung. Sie habe einen der „traurigsten Tage“ihres Berufslebens hinter sich. Die Kostensituation sei aber schon lange heikel gewesen, weil die Bauteile für die in Augsburg hergestellte Hardware heute vollständig aus Asien kämen. Teilweise seien sie hier weiterverarbeitet worden, ehe dann etliche der fertigen Rechner wieder zurück nach Asien gingen.
„Uns am Standort Augsburg sind leider die globalen Rahmenbedingungen zum Verhängnis geworden“, sagte Schneevoigt. Die Zulieferer in Asien produzierten in höheren Stückzahlen zu geringeren Kosten. Es sei unter diesen Bedingungen eine großartige Leistung gewesen, die Fertigung in Bayern überhaupt so lange aufrechtzuerhalten. „Wir sind sozusagen seit vielen Jahren die letzten Mohikaner.“
Die Managerin sagte, in Augsburg werde jetzt erst einmal normal weiterproduziert, dann fahre Fujitsu aber die Produktion „Stück für Stück“zurück, und irgendwann kämen die Geräte für europäischen Kunden direkt aus Asien und nicht mehr aus Augsburg. Unterdessen werde man mit den Arbeitnehmervertretern über die Perspektiven der Mitarbeiter reden.
Betroffen sind laut Schneevoigt jeweils 550 Beschäftigte in der Produktion sowie der Forschung und Entwicklung und 400 Mitarbeiter in anderen Funktionen wie Logistik, Beschaffung, Personal und Marketing. Hinzu kommen zirka 350 nicht bei Fujitsu beschäftigte Leiharbeiter in Augsburg, rund 170 Beschäftigte in München sowie über 150 weitere an anderen Standorten in Deutschland. Insgesamt sind also rund 2170 Arbeitnehmer von der Werksschließung in Augsburg mehr oder weniger direkt betroffen.