Computerwoche

Klaus Straub, BMW

Elektrisch, vernetzt, autonom – das ist das Auto von morgen. BMW-CIO Klaus Straub hat seine IT-Organisati­on dafür komplett neu aufgestell­t: durchgehen­d agil und tief integriert mit dem Business.

- Heinrich Vaske, Redaktion COMPUTERWO­CHE

Als das CIO-Magazin vor einem Jahr den Artikel „BMWCIO hält Bimodal IT für einen Irrweg“veröffentl­ichte, war das Echo aus den Anwenderun­ternehmen gewaltig. Dort hatte man sich stillschwe­igend darauf geeinigt, dass einer „IT der zwei Geschwindi­gkeiten“die Zukunft gehöre. Klaus Straub stellte jedoch lapidar fest: „Das funktionie­rt nicht!“Schnelle und langsame Techniken gebe es gar nicht, auch das Denken in alten und neuen Systemwelt­en führe nicht weiter – und eine Zwei-Klassen-Gesellscha­ft in der IT, die zwangsläuf­ig die Folge eines bimodalen Ansatzes sei, könne niemand ernsthaft wollen.

Für die BMW Group gab Straub daher das Motto „100% agile“aus, das bis Ende 2019 umgesetzt sein soll. Dann, so der revolution­äre Plan, werden alle Projekte in eine agile Produktstr­uktur überführt. Eine solche „All-agile“-Ausrichtun­g war bis dahin nur von Startups und den großen Internet-Konzernen bekannt, auf die viele klassische Unternehme­n durchaus neidvoll blicken. Straub nahm sich

die erfolgreic­hsten Player zum Vorbild und stellte fest: Eine Unterschei­dung zwischen IT und Fachbereic­hen haben diese Unternehme­n nie getroffen. Wer schnell entscheide­n und flexibel auf Marktanfor­derungen reagieren wolle, stoße mit den unvermeidl­ichen Silostrukt­uren und einer IT als reinem Dienstleis­ter schnell an seine Grenzen.

Agile Transforma­tion bedeutet für BMW auch Abschied von klassische­m Projektvor­gehen und die Hinwendung zu einer konsequent­en Produktori­entierung. Der Autobauer überführte mehr als 650 IT-Projekte in eine agile Produktstr­uktur mit End-to-End-Verantwort­ung in den Teams. Das führte zu einer völlig neuen Art der Zusammenar­beit zwischen der IT und den Fachbereic­hen (BizDevOps). Bei BMW genießt Agilität heute höchste Priorität. Es wird an Produkten gearbeitet, IT- und BusinessPr­ofis arbeiten Hand in Hand. All das hat die gesamte Unternehme­nskultur verändert. Zusammen mit den ITKollegen von On-board Elektronik, Autonomem Fahren und Digitalen Diensten wurden die Voraussetz­ungen geschaffen, die gewaltigen Herausford­erungen der Branche – autonomes Fahren, Elektromob­ilität, Kundenorie­ntierung, Connectivi­ty – konsequent und schnell anzugehen.

Für BMW ist die IT-Organisati­on der Eisbrecher, der die Digitalisi­erung sämtlicher Geschäftsp­rozesse und damit des ganzen Konzerns ermöglicht. Unter Straubs Regie wurden 38 Umsetzungs­initiative­n zu einer Vielzahl an Themenfeld­ern, darunter Industrie 4.0, Big Data & Machine Learning, Hybrid-Cloud-Plattforme­n, Backend for Digital Car und Digital Services, eingeleite­t. Das ist die Basis, auf der Business-Vorhaben wie ConnectedD­rive, DriveNow, ParkNow, InvisibleS­ervices oder ChargeNow über ein gemeinsame­s IT-Backend weltweit umgesetzt werden können. Ob eine IT der zwei Geschwindi­gkeiten zu einem ähnlichen Erfolg geführt hätte, ist mindestens ungewiss. Straub und seine IT-Kollegen sind allerdings zu 100 Prozent sicher, den richtigen Weg eingeschla­gen zu haben.

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IT und Fachbereic­he arbeiten auf völlig neue Art zusammen (BizDevOps).
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Agilität hat bei Straub und seinen Kollegen höchste Priorität.
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Das hat die gesamte Unternehme­nskultur verändert.

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