Das Ende der CEBIT
Mit dem Aus für die CEBIT endet ein Stück deutscher IT-Geschichte. Der Versuch, die seit Jahren kriselnde IT-Messe als Festival zu reanimieren, ist gescheitert. Das geringe Ausstellerinteresse war ausschlaggebend für die Absage.
Die Deutsche Messe AG hat das Ende der CEBIT verkündet. Der verantwortliche Vorstand Oliver Frese wird ausscheiden. Teile der CEBIT gehen in die Hannover Messe Industrie ein.
Angesichts rückläufiger Flächenbuchungen für die CEBIT 2019 bereinige man das Veranstaltungsportfolio, begründete die Deutsche Messe die Absage der einst größten IT-Messe der Welt. Die industrienahen Digitalthemen sollen in der Hannover Messe (1. bis 5. April 2019) weitergeführt werden, für die übrigen Themenfelder der CEBIT wollen die Messeverantworlichen Fachveranstaltungen entwickeln, die sich gezielt an Entscheider ausgewählter Branchen richten sollen. Die CEBIT kämpfte seit Jahren gegen schwindendes Interesse und rückläufige Besucherzahlen. Fanden zu Boom-Zeiten um die Jahrtausendwende noch bis zu 850.000 Besucher ihren Weg auf das Messegelände in Hannover, waren es im vergangenen Jahr nicht einmal mehr 120.000 – und von diesen kamen etliche auch nur wegen des abendlichen Show-Programms. Die technologische Entwicklung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass eine Horizontalmesse wie die CEBIT in der digitalen Wirtschaft zunehmend auf rückläufige Nachfrage stößt, räumten Vertreter der Messegesellschaft ein. Die Digitalisierung sei heute bei nahezu allen Branchenfachmessen das beherrschende Thema. „Dies beeinflusst die Messepolitik der Unternehmen, die zu den klassischen Kernausstellern der CEBIT gehören“, hieß es. „Sie nutzen immer häufiger die Branchenmessen der Anwender als Plattform für Geschäftsanbahnung.“
Auch das neue Konzept, das 2018 auf den Dreiklang aus Messe, Konferenz und Festival sowie einen Veranstaltungstermin im Sommer setzte, konnte offenbar nichts bewirken. Da der Negativtrend bei den Flächenbuchungen nicht aufgehalten werden konnte, werde die CEBIT künftig nicht mehr ausgerichtet, so die Rechnung der Veranstalter. Die „Hannoversche All- gemeine“berichtete, dass bis dato nur rund 6000 Quadratmeter für kommendes Jahr vermietet werden konnten. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahrs sei der Buchungsstand bereits dreimal so hoch gewesen. Die Kritik am neuen Konzept war unüberhörbar. Man begrüße die Überlegungen und Anstrengungen der Messeleitung, die CEBIT zu erneuern, sagte Alexander Stühl, Director Sales and Marketing bei Aagon in Soest. „Allerdings vermissen wir schmerzlich den Business-Aspekt dieser noch immer führenden Technologiemesse.“Stühl verwies auf die wenigen Fachbesucher und das deutlich reduzierte Interesse der Besucher am IT-Business.
Die CEBIT rechnet sich nicht mehr
Dennoch hatte sich der Ausstellerbeirat bemüht, Zuversicht zu verbreiten, und beteuert, an der neuen CEBIT festhalten zu wollen. „Die Messe ist ein voller Erfolg“, hatte Heiko Mayer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hewlett-Packard Enterprise Deutschland und Vorsitzender des CEBIT-Messeausschusses, zum Ende der CEBIT 2018 noch gesagt. Die Kombination von Business und Festival vertrage sich gut. Auf Ausstellerseite stehe man hinter dem neuen Konzept. „Die Neuausrichtung der CEBIT ist ein entschlossener, wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, hatte auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder in einem Kommuniqué des Lobbyverbands verlauten lassen. 32 Jahre nach ihrer Gründung habe sich die frühere Computermesse erfolgreich zu einem Digital-Festival gewandelt. Heute bedauert Bitkom-Präsident Achim Berg das Ende der CEBIT als eigenständige Veranstaltung. „Unabhängig von der positiven Resonanz, die das neue Konzept fand, muss es sich natürlich auch für den Veranstalter rechnen.“