AWS-Cloud im eigenen Data Center
Mit dem Serviceangebot Outposts bewegt sich Amazon Web Services (AWS) stärker in Richtung Hybrid Cloud. Unternehmen können AWS-Dienste auf vorkonfigurierter Hardware im eigenen Rechenzentrum nutzen.
Amazon Web Services hat den Dienst „Outposts“herausgebracht. Kunden können damit Cloud-Angebote von AWS auf vorkonfigurierter Hardware im eigenen Rechenzentrum nutzen.
Lange Zeit war AWS ein Verfechter der reinen Lehre von der Public Cloud. Für gemischte Umgebungen oder PrivateCloud-Szenarien hatte der Branchenprimus nichts übrig. Das volle Potenzial der Cloud könnten Unternehmen nur ausschöpfen, wenn sie möglichst alle IT-Ressourcen aus der öffentlichen Cloud beziehen, lautete das Credo.
Mit dem Service AWS Outposts kündigt sich ein Sinneswandel an. Die Führungsriege um AWS-Chef Andy Jassy akzeptiert nun, dass viele Unternehmen hybride Konzepte bevorzugen. Bei Outposts handelt es sich um einen vollständig verwalteten Service, mit dem Kunden vorkonfigurierte Hardware und Software in ihrem eigenen Rechenzentrum oder an einem Colocation-Standort nutzen können. Die Systeme erlauben es, eigene Anwendungen „Cloud-native“zu betreiben, ohne sie in ein AWS Data Center transferieren zu müssen. Der CloudProvider installiert, verwaltet und wartet die benötigte Infrastruktur. Genaueres zu den Preisen und Hardwarespezifikationen will AWS erst 2019 verraten, wenn der Service ausgerollt wird.
Interessant könne das Angebot besonders für Kunden sein, die bestimmte Anwendungen weiter on Premise betreiben wollen, erklärte Jassy im November auf der Entwicklerkonferenz AWS re:Invent in Las Vegas. Dafür könnten etwa niedrigere Latenzzeiten fertigungsnaher Anwendungen sprechen, aber auch regulatorische oder interne Anforderungen, wonach sensible Daten das Haus nicht verlassen dürfen. Laut dem CEO reagiert AWS mit Outposts auf Anfragen von Kunden: „Sie wollen AWS Services wie Compute oder Storage on Premise nutzen, dabei aber nahtlos mit anderen Anwendungen und Services in der AWS- Cloud interagieren.“Zwar hat AWS bereits einige Dienste im Portfolio, die eine Verbindung von On-Premise- mit Cloud-Ressourcen erleichtern, darunter etwa Virtual Private Cloud, Direct Connect und Storage Gateway. Doch aus Sicht einiger Kunden lässt sich damit noch keine echte Hybrid Cloud umsetzen. Hinzu kommt, dass AWS-Konkurrent Microsoft mit dem „Azure Stack“längst On-Premise-Varianten seiner Cloud-Dienste auf dem Markt hat. Auch Microsoft verspricht eine nahtlose Integration zwischen On- und Off-Premise-Diensten.
Kunden könnten künftig Racks mit derselben Hardware bestellen, die AWS auch in seinen vier Regionen betreibe, versprach Jassy. Die Software für die Nutzung von AWS-Diensten sei bereits eingerichtet. Dabei ständen Unternehmen zwei Betriebsvarianten zur Verfügung: Entweder sie setzten „VMware Cloud on AWS“ein oder sie nutzten Compute- und StorageRessourcen über native APIs, wie sie AWS auch in seiner eigenen Cloud verwende.
AWS umwirbt Finanzsektor
Insbesondere Kunden aus dem Finanzsektor, für die der Ort der Datenspeicherung kritisch sei, könnten von Outposts profitieren, erklärte AWS-Manager Scott Mullins. Das gelte beispielsweise für Unternehmen aus der Schweiz, wo AWS keine eigene Region für seine CloudServices eingerichtet habe. Für den unabhängigen IT-Analysten Kurt Marko ist Outposts ein Schritt in die richtige Richtung. AWS habe verstanden, dass die meisten Unternehmen Workloads und Daten auf On-Premise- und CloudUmgebungen verteilen wollten. Allerdings bleibe der Provider noch Antworten schuldig, was Pricing, Hardwarespezifikationen und Deployment betreffe.