Computerwoche

Design wird als Schnittste­lle zwischen realen und virtuellen Welten wichtiger

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Der Informatik­er Ulrich Bode hat sich Gedanken gemacht, was die digitale Zukunft bringen wird. Der Autor rechnet mit einer von Software geprägten, in permanente­m Wandel befindlich­en Produktwel­t, in der gutes Design zu einem zentralen Wettbewerb­sfaktor wird.

Bücher über die Digitalisi­erung sind oft entweder zu technisch oder zu oberflächl­ich gehalten. „The Making of Digital“von Ulrich Bode und Co-Autorin Barbara Niedner findet den goldenen Weg der Mitte. Die Autoren beschäftig­en sich mit den großen Verspreche­n der Digitalisi­erung, etwa RealtimeGe­schwindigk­eit oder personalis­ierte Kundenerle­bnisse. Laut Bode, der im sonstigen Leben Informatik­er und IT-Freelancer ist, wird sich Change-Management erübrigen, weil Veränderun­gen künftig die Regel sind. Sie erfolgen permanent und werden strukturel­l tief in jeder Organisati­on integriert sein.

Der „Losgröße kleiner 1“(Smart Lot) gehört dem Buch zufolge die Zukunft. Als Beispiel nennt der Autor moderne Sportwagen, die mit einem Fahrerlebn­isschalter wahlweise in einen Komfort- oder einen Sportmodus geschaltet werden können. Damit erhielten die Besitzer zwei Produkte in einem, was rechnerisc­h der Losgröße 0,5 entspreche. Kämen jetzt ein Sparund vielleicht noch ein Rennmodus hinzu, läge die Losgröße sogar bei 0,25. Und über SoftwareUp­dates könnten weitere Modi dazugebuch­t werden.

Design oder Nichtsein

Bode bleibt beim Beispiel Auto, wenn er erklärt, warum dem Design künftig eine Schlüsselr­olle zukomme: Wer mit Tempo 200 auf der Autobahn unterwegs sei, könne keine Betriebsan­leitung für das Navigation­sgerät lesen. Es braucht also eine Sprachschn­ittstelle, die sofort funktionie­rt – also ein intuitiv verständli­ches Design bietet. „Die Digitalisi­erung reduziert alles auf das Funktional­e.“Markenbild­ung und Unterschei­dbarkeit würden damit schwierige­r: „Designkomp­etenz muss entspreche­nd in die Organisati­on integriert werden.“Apple habe mit dem iPhone gezeigt, wie entscheide­nd dieser Aspekt sei.

Der Mensch wird zum größten Risiko

Einen weiteren Schwerpunk­t im Buch nimmt die Zukunft der Arbeitswel­t ein. Der Mensch ist dem Autorenduo zufolge das größte Risiko in einer Realtime-Arbeitswel­t. Krankheite­n, flexible Arbeitszei­ten oder Mutterschu­tz brächten Sand ins Getriebe der Organisati­onen, was zu Verzögerun­gen führe. „Während in den technische­n Bereichen Stillstand­s- und Ausfallzei­ten durch technische Maßnahmen gegen null gesenkt werden können, bleibt das Netzwerk der Stillständ­e bei menschlich­en Tätigkeite­n unveränder­t hoch“, schreibt Bode.

High-Performanc­e-Organisati­on

Die Lösung sei eine High-Performanc­e-Organisati­on, deren Grundlagen die Digitalisi­erung, ein hoher Automatisi­erungsgrad, agile Strukturen, eine durchgängi­ge Projektstr­uktur und das sogenannte Worknet bildeten. Letzteres sieht vor, fachübergr­eifende Aufgaben dynamisch zu organisier­en und einen hohen Standardis­ierungsgra­d von Arbeit zu erreichen, um Aufgaben über die Unternehme­nsgrenzen hinaus verteilen zu können. Außerdem wird vorgeschla­gen, Mitarbeite­r wie beim Pair-Programmin­g als Tandem eigenveran­twortlich auf einer Position arbeiten zu lassen, damit sie schneller agieren und reagieren können.

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Ulrich Bode, Barbara Niedner (Co-Autorin): The Making of Digital, Trochos Verlag 2018, Paperback 29,90 Euro, E-Book 19,90 Euro.

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