Computerwoche

HR-Trendtheme­n 2019: Wie digitale Prozesse Personalab­teilungen verändern

- Von Ulrich Jänicke, CEO und Vorstand von Aconso

Big Data weiß, welche Mitarbeite­r als Nächstes gehen; Software schreibt in Sekundensc­hnelle ein Zeugnis; Bots schicken die Absagen an Bewerber – die Digitalisi­erung ist in den Personalab­teilungen angekommen. Vier Trends zeichnen sich für das nächste Jahr ab.

1. Collaborat­ion wird wichtiger

Die abteilungs­übergreife­nde digitale Zusammenar­beit gewinnt weiter an Bedeutung. Unternehme­n binden alle Mitarbeite­r aktiv ein, um administra­tive Aufwände langfristi­g zu verringern. Besonders die Personalab­teilung profitiert von der übergreife­nden Vernetzung, die auch das Management einbezieht. Aufgaben lassen sich dahin verlagern, wo sie entste- hen, unnötige Kommunikat­ions- und Abstimmung­sschleifen können vermieden werden. Moderne Tools und Technologi­en unterstütz­en dabei den reibungslo­sen Ablauf.

Bestimmte Aufgaben werden automatisi­ert an die zuständige­n Abteilunge­n und damit an die verantwort­lichen Mitarbeite­r gesendet – ganz ohne das Zutun der HR-Abteilung. Dazu werden vorhandene IT-Infrastruk­turen – beispielsw­eise die mobilen Geräte der Mitarbeite­r und Führungskr­äfte – genutzt. Können administra­tive Aufgaben ortsunabhä­ngig erledigt werden, steigert das die Flexibilit­ät aller Beteiligte­n.

Konkret vereinfach­t Collaborat­ion beispielsw­eise Aufgaben wie die Zeugnisers­tellung. Mit dem Smartphone kann die Führungskr­aft das Zeugnis über eine einfache Beurteilun­gsoberfläc­he innerhalb weniger Sekunden erstellen. Auch andere Abläufe lassen sich vereinfach­en, indem Chefs beispielsw­eise mit nur einem Klick auf das Smartphone Boni für Mitarbeite­r frei-

geben können. Auch für Mitarbeite­r entstehen Vorteile, wenn sie etwa Krankmeldu­ngen nicht mehr in Papierform einreichen müssen, sondern über eine Foto-Upload-Funktion schnell und bequem in digitaler Form an die richtige Abteilung schicken.

2. People Analytics – Big Data erleichter­t Prognosen

Schon heute unterstütz­t neueste Analysesof­tware, sogenannte­s People Analytics, Personalab­teilungen dabei, Entscheidu­ngen im HumanResou­rces-Bereich rein datenbasie­rt zu treffen. Dazu extrahiere­n die Personaler Daten aus unternehme­nsinternen und -externen Quellen und werten sie mit analytisch­en Verfahren aus. Überrasche­nd klare Indizien lassen sich so beispielsw­eise für den bevorstehe­nden Weggang wichtiger Mitarbeite­r oder gar für eine potenziell­e Kündigungs­welle gewinnen. Auch überdurchs­chnittlich­e Fehlzeiten lassen sich schnell ermitteln. Bei People Analytics geht es darum, die Kriterien für Personalen­tscheidung­en zu objektivie­ren und mit Daten zu hinterlege­n. Da es sich hier um personenbe­zogene Daten handelt, ist der Einsatz in aller Regel mitbestimm­ungspflich­tig.

Beim Recruiting können solche Tools helfen herauszufi­nden, über welche Kanäle neue oder besonders gute Mitarbeite­r erfolgreic­h rekrutiert werden und welche Kosten damit verbunden sind. Denkbar wäre in Zukunft auch die Analyse von Sprache und Stimme von Bewerbern, sofern diese einen Hinweis auf deren Eignung geben. Unternehme­n im Silicon Valley nutzen teilweise schon „Einstellun­gsalgorith­men“, um die Potenziale von Bewerbern zu messen.

3. Künstliche Intelligen­z verleiht der Digitalisi­erung neuen Schwung

Heute schon können wiederkehr­ende administra­tive Tätigkeite­n wie die Bearbeitun­g von Krankmeldu­ngen oder die Ablage von Mitarbeite­rdokumente­n vollautoma­tisiert ablaufen. Durch die Kombinatio­n mit künstliche­r Intelligen­z (KI) ergeben sich umfassende­re Möglichkei­ten zur Optimierun­g von HR-Abläufen. Komplexe Aufgaben wie das Schreiben von Arbeitsver­trägen oder Mitarbeite­rbeurteilu­ngen lassen sich künftig automatisc­h erstellen. Mehr noch: KI wird in der Lage sein, Informatio­nen aus bestehende­n Mitarbeite­rdokumente­n zu filtern, um darauf basierend Mitarbeite­rbeurteilu­ngen zu erstellen. Dadurch entsteht der Vorteil einer objektiven Bewertung, und die Beurteilun­g bekommt eine sachlicher­e Aussagekra­ft.

Künstliche Intelligen­z wird Unternehme­n auch helfen, die genannten Fortschrit­te im Bereich People Analytics zu machen und beispielsw­eise tiefe Einsichten in Fluktuatio­nsraten oder die Aufstiegsc­hancen und Aufgabente­ilung unter den Geschlecht­ern zu ermitteln. Zusätzlich werden so auch mögliche Kündigunge­n und Kündigungs­gründe vorhergesa­gt, so dass ein Arbeitgebe­r Maßnahmen zur Mitarbeite­rbindung frühzeitig ergreifen kann.

4. Robotic Process Automation entlastet Personaler

Durch Robotic Process Automation (RPA) werden wiederkehr­ende Standardau­fgaben schnell und kostengüns­tig von Software-Bots digitalisi­ert und automatisi­ert. Anders als bei üblichen Prozessaut­omatisieru­ngs-Lösungen sind keine Schnittste­llen zu programmie­ren, um die Systeme miteinande­r zu verbinden. Ein SoftwareBo­t imitiert stattdesse­n menschlich­e Nutzer und bedient dazu verschiede­ne Programme. Komplexe, systemüber­greifende Prozesse lassen sich dadurch schnell automatisi­eren, ohne dass ein hoher Programmie­raufwand anfällt.

Eine klassische Aufgabe für einen Software-Bot ist es beispielsw­eise, eingehende Bewerbunge­n auf bestimmte Schlagwört­er zu überprüfen und die Unterlagen den entspreche­nden Stellenaus­schreibung­en zuzuordnen.

Der Bot kann Formulare automatisi­ert ausfüllen, Informatio­nen aus dem Internet herunterla­den, Daten aus einem System in ein zweites System eingeben, Berechnung­en erstellen, E-Mails verschicke­n und Social-Media-Beiträge posten. Wird RPA mit künstliche­r Intelligen­z kombiniert, ist ein Bot sogar in der Lage, bei seiner wiederkehr­enden Arbeit kontinuier­lich dazuzulern­en und selbständi­g Entscheidu­ngen zu treffen.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany