Manipulieren auf Kununu oder Glassdoor ist keine gute Idee
Wenn Unternehmen Bewertungen von Arbeitnehmern oder ehemaligen Mitarbeitern auf Plattformen wie Kununu oder Glassdoor ignorieren, zahlen sie unter Umständen einen hohen Preis dafür. Bewerber erwarten, dass die Firmen das Feedback dort aktiv nutzen und in die Diskussion einsteigen, zeigt eine Untersuchung, die vom Berliner Softwarehaus Softgarden initiiert wurde.
Fast die Hälfte aller Bewerber (48,2 Prozent) nutzt Bewertungsportale wie die Xing-Tochter Kununu oder Glassdoor, um sich über potenzielle Arbeitgeber zu informieren. Das zeigt eine Umfrage von Softgarden, an der rund 6550 Jobsuchende teilgenommen haben. Eine vergleichbare Erhebung gab es bereits im März 2017, damals lag die Zahl mit 45,7 Prozent etwas niedriger. Auf den Plattformen können Bewerber sich ein Urteil bilden und auch die Bewertung einzelner Kriterien wie Arbeitsatmosphäre oder Vorgesetztenverhalten ermitteln – in Form von Sternchen oder auch in ausführlichen Textkommentaren. Je detaillierter die Bewertung ausfällt, desto hilfreicher finden sie die Jobinteressenten. Ausführliche Kommentare von Mitarbeitern in Textform finden 81,2 Prozent „hilfreich“oder „sehr hilfreich“, bei der Gesamtbewertung in Sternen sind es 59,7 Prozent. Auf manchen Plattformen können sich Arbeitgeber einbringen, indem sie dort ein kostenpflichtiges Arbeitgeberporträt schalten. Immer haben sie indes die Möglichkeit, den Bewertungen von aktiven oder ehemaligen Mitarbeitern – manchmal auch konkurrierenden oder missgünstigen Marktteilnehmern – die eigene Version gegenüberzustellen. Sie können sich in die Diskussionen einschalten, indem sie negative Statements kommentieren, sich für Feedback bedanken oder sonstwie Stellung beziehen. Bewerber schätzen beide Formen der Sichtbarkeit, ziehen aber das aktive Teilnehmen an Diskussionen dem Schalten von EmployerBranding-Werbung vor. 78,1 Prozent finden aktives Mitmachen „hilfreich“oder „sehr hilfreich“, die Porträts finden immerhin noch 64,2 Prozent gut.
Kritik an Gleichförmigkeit: „Von wegen USP“
In ihren Kommentaren kritisieren die Nutzer die mangelnde Präsenz von Arbeitgebern auf Bewertungsplattformen. Zudem empfinden sie die dort veröffentlichten Unternehmensprofile als wenig realistisch oder langweilig. Die Porträts bestehen „häufig aus hohlen Phrasen“, urteilt ein Teilnehmer. Ein anderer sagt: „Sie gleichen sich alle. Bei keinem erkenne ich Einzigartigkeit. Von wegen USP.“
Die Umfrageteilnehmer kritisieren zudem die Ignoranz vieler Arbeitgeber, die sich zu Kritik von Mitarbeitern und Bewerbern auf den Plattformen nicht äußerten. „Hier gibt es selten Feedback“, beobachtet ein Teilnehmer. Ein anderer schreibt: „Meines Erachtens gehen Arbeitgeber viel zu wenig auf Kritik ein, was aber wichtig wäre, da so die Wertschätzung des Arbeitgebers deutlich wird.“Auch gäben sich die Firmen mit ihren Kommentaren zu wenig Mühe: „Die Antworten klingen standardisiert“, kritisiert ein Nutzer. „Copy-andPaste hinterlässt keinen guten Eindruck“, heißt es an anderer Stelle.
Auf Kritik zu reagieren sollte Pflicht sein
Präsentieren sich Arbeitgeber auf den Plattformen schlecht, hat das durchaus Folgen: „Es gibt nichts Schlimmeres als ein Profil von einem Arbeitgeber, auf dem fast nur negative Bewertungen sichtbar sind und keine Reaktionen. Ich habe mich schon öfter wegen solch schlechter Bewertungen von Arbeitgebern nicht dort beworben“, berichtet ein Bewerber. Was aber sollten Unternehmen mit negativen Kommentaren aus Bewerbersicht tun? Hier haben die Bewerber eindeutige Präferenzen: Drei Maßnahmen finden sie mehrheitlich „gut“oder sogar „sehr gut“. So erhält die sichtbare Reaktion auf die geäußerte Kritik mit 82,3 Prozent die größte Zustimmung. An zweiter Stelle folgt die Veröffentlichung eines Arbeitgeberporträts (67,5 Prozent), und als dritte Maßnahme empfiehlt sich eine regelmäßige Aktivierung aller Mitarbeiter und Bewerber, damit auch diese ihr Feedback geben (55,2 Prozent). Deutlich kritischer sehen es die Bewerber, wenn auffallend positiv gestimmte Mitarbeiter für Feedback sorgen. Diese Aktivität, die als manipulativ erachtet wird, erhält nur 24,1 Prozent Zustimmung. Auf noch mehr Ablehnung stößt nur eine passive Haltung, bei der Arbeitgeber die Dinge einfach laufen lassen, ohne etwas zu tun. Einem solchen Verhalten stimmen nur 8,9 Prozent zu, 66,4 Prozent finden es „schlecht“oder „sehr schlecht“.
„Die Art und Weise, wie Arbeitgeber mit den Bewertungen umgehen, ist mitentscheidend für die Zahl und die Qualität von Bewerbungen – besonders in stark umworbenen Zielgruppen“, sagt Softgarden-Geschäftsführer Mathias Heese. Arbeitgeber sollten offen sein und das erhaltene Feedback für Verbesserungen nutzen: „Gehen Sie sichtbar mit Kritik um, treten Sie mit einem erkennbaren Arbeitgeberprofil an den Markt.“