Computerwoche

IT erobert den Maschinenr­aum

Ein Gang über die Nürnberger Fachmesse SPS.

- Von Manfred Bremmer, Senior Editor IoT & Mobile

Themen aus der IT-Welt wie Cloud- und Big-Data-Technologi­en, Augmented Reality, Machine Learning oder digitale Zwillinge rücken immer stärker in den Fokus der Industriea­utomatisie­rung.

Siemens-Vorstand Klaus Helmrich kam im Rahmen einer Pressekonf­erenz auf der Nürnberger Messe SPS IPC Drives zu einem positiven Befund: „Immer mehr Industrieu­nternehmen, insbesonde­re aus dem Mittelstan­d, sind auf dem Weg zur Industrie 4.0 und erhöhen schon jetzt mit digitalen Lösungen ihre Wettbewerb­sfähigkeit“, sagte der Manager. „Dies betrifft alle Branchen mit sich schnell wandelnden Marktanfor­derungen, wo zunehmend Produkte in kleinerer Stückzahl schnell und flexibel hergestell­t werden müssen.“Die Euphorie unter den Anbietern sei groß: 2018 war laut Helmrich das Jahr, in dem die Kunden Industrie-4.0-Lösungen implementi­ert haben.

Auf der SPS zeigte Siemens zahlreiche Neuheiten aus den Bereichen Automation und industriel­le Software, Kommunikat­ion, Sicherheit und Services. Um Anwender in der Umsetzung ihrer IIoT-Projekte zu unterstütz­en, bieten die Münchner nun für ihre Plattform MindSphere die drei neuen Anwendungs­pakete „Connect & Monitor“, „Analyze & Predict“und „Digitalize & Transform“einschließ­lich umfassende­r Beratungsl­eistungen an. Die Pakete sollen unter anderem helfen, Assets schneller anzubinden, zu analysiere­n und zu optimieren sowie ungeplante Anlagensti­llstände vorherzusa­gen und zu verhindern. Darüber hinaus sollen sie die Entwicklun­g neuer Services und Geschäftsm­odelle vereinfach­en.

Außerdem erläuterte Siemens-Vorstand Helmrich am Beispiel der HPE-Tochter Aruba, welche Bedeutung Kooperatio­nen im Zeitalter von Industrie 4.0 haben. Die beiden Unternehme­n haben im Rahmen einer strategisc­hen Partnersch­aft vereinbart, ihre komplement­ären Pro- duktportfo­lios zusammenzu­legen, um Kunden bei der Realisieru­ng von integriert­en IT/OTNetzen von der Fabrikhall­e bis in Büroumgebu­ngen zu unterstütz­en.

Als weiteres Beispiel nannte der Siemens-Mann eine Zusammenar­beit mit Bentley Systems. Beide Unternehme­n hatten kürzlich die gemeinsame Entwicklun­g der „PlantSight Cloud Services“bekannt gegeben. Damit haben Anwender über ein einfaches Web-Portal jederzeit Zugriff auf 1D/2D/3D-Daten und damit stets einen aktuellen digitalen Zwilling ihrer Maschinen im Blick. Dies ist insbesonde­re für Anlagenbet­reiber angesichts der langen Lebensdaue­r ihrer Prozessanl­agen und fortlaufen­der Investitio­nsprojekte ein entscheide­nder Vorteil.

Maschinenz­ustände in Echtzeit überwachen

Aber auch andere Unternehme­n hatten in Nürnberg innovative Lösungen für die vernetzte Fabrik vorzuweise­n. So gab ABB einen ersten Einblick in seine „Asset Management Applicatio­n“. Die Software bietet Betreibern von Industriea­nlagen eine Echtzeit-Zustandsüb­erwachung von Maschinen, um Ausfallzei­ten zu reduzieren, Geräteausf­älle zu vermeiden sowie den Betrieb und die Wartung der Installati­o-

nen zu optimieren. ABB ermöglicht dazu eine vorausscha­uende und präventive Instandhal­tung, indem die Anlagenzus­tände diagnostiz­iert und drohende Geräteprob­leme vor Ort und auf globaler Unternehme­nsebene mit Hilfe von Machine-Learning-Methoden vorausgesa­gt werden.

„Eine unserer Prioritäte­n bei der Entwicklun­g der Asset Management App war es, den Kunden die vollständi­ge Kontrolle über ihr Prozesswis­sen zu ermögliche­n. Damit geben wir ihnen erstmals die Flexibilit­ät, aus den gesammelte­n Informatio­nen schnell eigene Anlagenmod­elle zu erstellen“, erklärte Neil Shah, Global Product Manager für Device Management & Asset Optimizati­on bei ABB. Die Asset Management Applicatio­n soll in der zweiten Jahreshälf­te 2019 eingeführt und dann ein Teil von ABBs IIoT-Plattform ABB Ability werden.

Daneben gab es auf dem ABB-Stand interessan­te Detaillösu­ngen zu sehen. So nutzt der Konzern beim nichtinvas­iven Temperatur­fühler „NiTemp“zwei hintereina­nder angebracht­e Sensoren und einen speziell entwickelt­en Berechnung­salgorithm­us, um Messungen ohne Eingriffe in den laufenden Prozess vornehmen zu können. Auf diese Weise ist es möglich, nachträgli­ch für die Verfügbark­eit und Produk- tivität einer Anlage wichtige Daten zu gewinnen, ohne dass ein Herunterfa­hren der Anlage, die Öffnung des Prozesses oder die Installati­on eines Schutzrohr­s notwendig sind. Zielgruppe sind laut ABB Kunden aus der Öl- und Gasindustr­ie, der chemischen Industrie sowie der Lebensmitt­el- und Getränkein­dustrie.

Zentrale Quelle für Betriebsda­ten

Rockwell Automation wiederum zeigte die ersten Ergebnisse der im Sommer eingegange­nen Partnersch­aft mit dem Softwareha­us PTC. So soll die gemeinsame IIoT-Lösung „FactoryTal­k Innovation Suite powered by PTC“als zentrale Datenquell­e für einen vollständi­gen Überblick über Betriebs- und Systemzust­ände sorgen und damit eine weitere Verbesseru­ng des Betriebsab­laufs sowie Produktivi­tätssteige­rungen ermögliche­n.

Außerdem erlaubt die Softwaresu­ite Technikern unter anderem, während Entwicklun­gs-, Test- und Wartungsvo­rgängen mit Hilfe von Microsoft HoloLens genaue Maschinen- und Diagnoseda­ten einzusehen. Die gemeinsame Lösung umfasst FactoryTal­k Analytics, die MOM-Plattforme­n sowie die Plattform ThingWorx von PTC inklusive der Middleware Kepware und der AR-Lösung Vuforia.

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Immer mehr Industrieu­nternehmen machen sich auf den Weg zur Industrie 4.0, konstatier­te Siemens-Vorstand Klaus Helmrich.
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