GE Digital wird eigenständig
Der angeschlagene Industriekonzern General Electric hat entschieden, seine Plattform Predix und die Aktivitäten rund um das Industrial Internet of Things (IIoT) in eine eigene Gesellschaft auszulagern.
Kurz vor dem Jahreswechsel sorgte der finanziell angeschlagene Siemens-Rivale General Electric (GE) für klare Verhältnisse, was den Fortbestand seines Digitalgeschäfts rund um die Industrial-IoT-(IIoT-)Plattform Predix betrifft.
Wie General Electric bekannt gab, wird der IoT-Bereich als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert und soll mit eigener Marke, Identität und Kapitalstruktur weitergeführt werden. Zuletzt erwirtschaftete die Konzernsparte einen Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Dollar. Ziel der neuen Organisation sei es, die IIoT-Lösungen von GE Digital wie Predix, Asset Performance Management, Historian, Automation (HMI/Scada), Manufacturing Execution Systems und Operations Performance Management mit den Digitalund Grid-Software-Lösungen von GE Power zusammenzuführen, um so das neue Geschäft für künftiges Wachstum zu positionieren.
Das neue IIoT-Business soll Software für Assetintensive Industrien liefern, wobei der Fokus laut dem US-amerikanischen Elektronikriesen auf den Bereichen Energie, erneuerbare Energien, Luftfahrt, Öl und Gas, Lebensmittel und Getränke, Chemie, Konsumgüterindustrie und Bergbau liegt. Außerdem kündigten die GEVerantwortlichen an, 90 Prozent der Anteile der Field-Service-Management-Tochter Servicemax für eine bis dato nicht genannte Summe an den Finanzinvestor Silver Lake zu verkaufen. Der Maschinen- und Anlagenbauer hatte Servicemax erst vor zwei Jahren für 915 Millionen Dollar übernommen, um sich auf der Serviceseite besser aufzustellen. Der ebenfalls neu hinzugekommene Bereich Additive Fertigung bleibt hingegen bei GE.
Mit der Ankündigung endet das Rätselraten um die Zukunft von GE Digital. Noch im Sommer wurde kolportiert, dass GE einen Käufer für die Sparte suche, kurz darauf wurde auch die GE-Digital-Hausmesse Minds + Machines in New York abgesagt, was die Gerüchteküche rund um die IoT-Sparte weiter anheizte.
Mehr Freiheit, mehr Wettbewerb
Schwieriger ist es, die Entscheidung mit Blick auf bestehende GE-Digital-Kunden und das neue Unternehmen selbst zu bewerten. Aus Sicht der Analysten von Forrester Research hat der neue CEO Lawrence Culp mit der Abspaltung GE Digital die besten Chancen bescheinigt, als Ganzes weiterzubestehen. Außerdem könne die neue Company in Eigenregie besser aus der Reputation von Predix als solider IIoT-Plattform Kapital schlagen und werde nicht dadurch belastet, IT-Dienstleistungen für die verschiedenen Industriesparten von GE erbringen zu müssen.
Wie Forrester weiter ausführt, sei die Unabhängigkeit von GE aber ein zweischneidiges Schwert: Zwar habe die neue Company die Freiheit, ihre Produkte künftig an einen breiten Markt zu verkaufen. Die Realität zeige indes, dass ein Großteil der IIoT-Lösungen als Teil eines größeren Auftrags von Maschinen bestellt werde. Außerdem werde die Konkurrenz auf dem IIoT-Plattform-Markt mit Enterprise-Software-Firmen wie IBM, Microsoft oder SAP immer stärker.