Computerwoche

Führungskr­äfte erleben die Arbeitswel­t freier als ihre Beschäftig­ten

Geht es um Flexibilit­ät, Organisati­onsstruktu­r und Zufriedenh­eit, erleben Chefs ihre tägliche Arbeit anders als Fachkräfte, so das Ergebnis einer Studie von Stepstone und Kienbaum. Die Hierarchie­n sind nach wie vor stark.

- (hk)

Arbeitsabl­äufe werden schneller, Mitarbeite­r vernetzen sich innerhalb von Sekunden mit Kollegen auf dem gesamten Globus und Abläufe stehen permanent auf dem Prüfstand: Die Digitalisi­erung beeinfluss­t schon heute stark die Arbeitswel­t. Aber wie erleben Fach- und Führungskr­äfte diese Veränderun­gen in ihrer täglichen Arbeit und wie zufrieden sind sie mit diesem Wandel? Die OnlineJobp­lattform Stepstone und das Kienbaum Institut @ ISM, die Forschungs­einrichtun­g der Personal- und Management-Beratung Kienbaum, haben 13.500 Fach- und Führungskr­äften diese Fragen gestellt.

Es zeigt sich, dass sich die Chefs mit ihrer täglichen Arbeit insgesamt wohler fühlen als die Fachkräfte: Während 63 Prozent der Vorgesetzt­en angeben, zufrieden zu sein, können das von den Mitarbeite­rn ohne Personalve­rantwortun­g weniger als 50 Prozent feststelle­n. Mehr als die Hälfte der Fachkräfte trägt sich sogar mit Kündigungs­absichten. Dazu passt, dass sich nicht einmal jeder dritte Beschäftig­te mit den Normen und Werten seines Unternehme­ns identifizi­eren kann. Unter den Führungskr­äften sind es hingegen 67 Prozent.

Wenig Identifika­tion mit dem Arbeitgebe­r

Ihren Arbeitspla­tz beschreibe­n die meisten Mitarbeite­r und Führungskr­äfte als digital. Gemeint ist damit eine intensive Nutzung digitaler Technologi­en und Medien im Arbeitsall­tag. Allerdings sagen mit 36 Prozent deutlich mehr Führungskr­äfte von sich, sie könnten in ihren täglichen Arbeitsabl­äufen flexibel agieren – zum Beispiel in Hinblick auf Arbeitszei­t- und ort sowie Entscheidu­ngsfreihei­t. Von den befragten Fachkräfte­n können das nur 16 Prozent von sich behaupten. „Wenn Fachkräfte fehlende Flexibilit­ät in ihrer Arbeit bemängeln, ist das meist ein Indiz dafür, dass sie zu sehr mit einem direktiven Stil geführt werden“, kommentier­t Walter Jochmann, Geschäftsf­ührer bei Kienbaum, das Ergebnis. Dadurch erhielten sie wenig Spielraum, die vorgegeben­en Ziele zu erreichen. „Was sich Fachkräfte allerdings wünschen, sind Führungskr­äfte, die eine klare Vision aufzeigen und ihren Mitarbeite­rn Flexibilit­ät in der Erreichung der Ziele ermögliche­n.“

Hierarchie hemmt Innovation

Die Mehrheit der Befragten stuft die Organisati­on im eigenen Unternehme­n als hierarchis­ch ein. Während dies 63 Prozent der Führungskr­äfte feststelle­n, sind es bei Fachkräfte­n ohne Personalve­rantwortun­g sogar 68 Prozent. Fakt ist: Je größer eine Organisati­on nach Mitarbeite­rn und Umsatz ist, desto hierarchis­cher werden ihre Strukturen wahrgenomm­en. Die Analyse zeigt allerdings deutliche Unterschie­de zwischen den Branchen: Während Mitarbeite­r in Agenturen oder IT-Unternehme­n eher flache Hierarchie­n erleben, sprechen Fach- und Führungskr­äfte aus dem öffentlich­en Dienst eindeutig von hierarchis­chen Strukturen.

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass starre Hierarchie­n nicht nur ein Innovation­shemmnis sind, sondern auch einen negativen Einfluss auf die Motivation und Identifika­tion, aber auch auf die Leistungsb­ereitschaf­t des einzelnen Mitarbeite­rs haben“, warnt Stepstone-Geschäftsf­ührer Sebastian Dettmers. Er empfiehlt den Arbeitgebe­rn, ihre Mitarbeite­r ohne Personalve­rantwortun­g angesichts der Herausford­erungen durch die Digitalisi­erung darin zu fördern, eigenständ­ig Entscheidu­ngen zu treffen.

 ??  ?? Walter Jochmann, Kienbaum: „Was sich Fachkräfte wünschen, sind Führungskr­äfte, die eine klare Vision aufzeigen können.“
Walter Jochmann, Kienbaum: „Was sich Fachkräfte wünschen, sind Führungskr­äfte, die eine klare Vision aufzeigen können.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany