Der Handel muss seine Schockstarre überwinden
Der Einzelhandel hat ein Problem, und das ist Amazon. Mit großem Aufwand rennt man dem US-Giganten hinterher, anstatt das eigene Markenprofil zu schärfen.
Rauf und runter wird diskutiert, wie der Einzelhandel der Zukunft aussehen könnte. Amazon treibt die Branche vor sich her, mit den Amazon-Go-Läden erprobt das Unternehmen, wie physische und digitale Einkaufswelten verknüpft und MultichannelKonzepte effizient umgesetzt werden könnten. Auch die deutschen Retailer experimentieren mutig mit Future Stores, Same-Day-Delivery, Lebensmittel-Lieferservices und vielem mehr.
Momentan setzen fast alle Anbieter bei der Verzahnung von Onlineund Offline-Geschäften an, versuchen effizienter zu werden, schneller zu liefern, die Touchpoints im Griff zu haben und vor allem, dem Kunden ein komfortables Einkaufserlebnis zu verschaffen. Diese Dinge sind wichtig, aber es wird schwer, hier gegen Amazon zu gewinnen.
Es geht im Handel nicht nur um Preise und Komfort, zumal hier über kurz oder lang keine Differenzierung möglich sein wird. Die Unternehmen sollten darüber nachdenken, wofür sie mit ihren Marken stehen und wie sie Emotionen wecken wollen. Sich verantwortungsbewusst und transparent zu zeigen wäre zum Beispiel eine Chance. Kunden wollen wissen, woher ihre Produkte kommen, wie sie hergestellt wurden, ob sie Schadstoffe enthalten und nachhaltig produziert wurden. Plastikverpackungen werden zum No-Go, tierische Produkte sollen aus artgerechter Haltung kommen. Fällt Ihnen eine Handelskette ein, deren Informationspolitik Sie hier als vorbildlich bezeichnen würden? Handelsunternehmen sollten aufhören, Amazon hinterherzurennen. Stattdessen sollten sie ihr eigenes Profil schärfen und die Frage beantworten, wofür sie stehen wollen. Nachhaltigkeit, fachkundiges Personal (Baumärkte, Buchhandel etc.), besondere Kundenfreundlichkeit, experimentelle Einkaufswelten – es gibt viele Chancen!