Mit Red Hat will IBM die Hyperscaler herausfordern
IBM hat die Red-Hat-Übernahme in trockene Tücher gebracht. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf Hybrid-Cloud-Infrastrukturen. Aber auch die großen Rivalen haben ihre Hausaufgaben gemacht.
Stolze 34 Milliarden Dollar hat IBM für Red Hat bezahlt, 63 Prozent mehr als den Börsenwert zum Zeitpunkt des Angebots. Jetzt ist der Deal unter Dach und Fach, Kartell- und Regulierungsbehörden hatten keine größeren Einwände (siehe Seite 9). Warum auch? Eine wettbewerbsbedrohliche Konzentration der Kräfte im Cloud-Markt – auf den hat es das Duo ja abgesehen – ist kaum zu erwarten. Die gibt es nämlich schon, sie liegt bei Amazon und Microsoft, nur Google hält noch halbwegs den Anschluss.
IBM hofft, über Red Hats Container-Anwendungsplattform OpenShift wieder ins Spiel zu kommen, wenn es um die Hybrid Cloud geht. Kunden sollen in Kubernetes-Umgebungen containerbasierte Anwendungen entwickeln und bereitstellen, die dann wahlweise im privaten wie im öffentlichen Rechenzentrum laufen können. Doch das können die Hyperscaler auch. Microsoft bietet dafür beispielsweise den „Azure Stack“an, eine Plattform, die die Funktionen der Azure Cloud in kundeneigene Rechenzentren überträgt. AWS kooperiert seit etwa einem Jahr erfolgreich mit VMware und offeriert mit „VMware Cloud for AWS“die Migration lokaler vSphere-basierter Umgebungen in die AWS Cloud. Und auch Google ermöglicht seinen Kunden mit der auf Kubernetes basierenden Plattform Anthos, Hybridanwendungen umgebungsübergreifend bereitzustellen.
IBM hat seine Marktposition durch die Red-Hat-Übernahme bestimmt nicht verschlechtert. Ob aber der Sprung nach vorne so groß ausfallen wird wie erhofft, ist alles andere als sicher. Der Trumpf im Ärmel des IT-Oldies sind die vielen Bestandskunden mit eigenen Rechenzentren, die nun hybride Cloud-Umgebungen anstreben. Von denen haben aber viele längst woanders ihre Fühler ausgestreckt.
Herzlich, Ihr