IBM und Red Hat sind am Ziel
IBM hat alle Genehmigungen für die im Oktober vergangenen Jahres angekündigte 34 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Red Hat erhalten und meldet nun endgültigen Vollzug.
Die im Oktober 2018 bekannt gegebene Übernahme von Red Hat kostet IBM 34 Milliarden Dollar. Internationale Kartell- und Regulierungsbehörden haben jetzt ihren Segen erteilt.
Im Mai 2019 hatte das amerikanische Justizministerium seinen Segen erteilt, Ende Juni gab auch die EU ihre Zustimmung. Red Hat soll eigenständig agieren und wie bisher von Jim Whitehurst geführt werden. Er übernimmt einen Sitz in IBMs Senior-Management-Team und berichtet an CEO Virginia Rometty. Gemeinsam wollen IBM und Red Hat die „nächste Generation der Hybrid-Multi-Cloud“gestalten und den Cloud-Markt für Business-Kunden neu definieren, teilen die Unternehmen selbstbewusst mit. Tatsache ist allerdings, dass insbesondere Amazon Web Services (AWS) und Microsoft mit der Azure-Plattform im Cloud-Geschäft weit enteilt sind.
IBM hofft darauf, mit Red Hats Standing im Markt für Open-Source-Lösungen und HybridCloud-Technologien bei Business-Kunden punkten zu können, wobei die eigene weltweite Vertriebsorganisation und die tiefe Verwurzelung in vielen vertikalen Märkten helfen sollen. Laut Frank Gens, Chief Analyst des IT-Marktforschungsunternehmens IDC, könnte die Rechnung aufgehen: Um schnell digital zu innovieren und konkurrenzfähig zu bleiben, setzten viele Unternehmen auf Open-Source-Software und verteilte Cloud-Umgebungen.
IDC erwartet, dass Unternehmen in den nächsten fünf Jahren massiv in ihre Cloud-Infrastruktur und darauf aufsetzende Innovationen investieren werden. „Ein großer und weiter steigender Anteil dieser Ausgaben wird in offene Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen fließen“, so Gens. Nur dann sei es realistisch, Anwendungen, Daten und Workloads einfach über eigene Systeme und fremdbezogene Cloud-Umgebungen hinweg zu bewegen und verteilen. Red Hats Headquarter in Raleigh, North Carolina, soll bestehen bleiben, ebenso die vorhandene Infrastruktur und das gesamte Markenportfolio. Die zugekaufte Softwareschmiede agiert als eigene Geschäftseinheit und wird in den Geschäftsberichten als Bestandteil des IBMSegments Cloud and Cognitive Software ausgewiesen.
Partner-Ökosysteme öffnen sich füreinander
Sowohl IBM als auch Red Hat unterhalten ein weltweites Partner-Ökosystem. Beide haben ihre Netzwerke – die IBM PartnerWorld und Red Hat Partner Connect – für die Partner der anderen geöffnet. Mark Enzweiler, zuständig für den globalen Channel-Vertrieb und Allianzen bei Red Hat, schreibt in einem Blog-Eintrag, dass IBM nicht nur Red Hat, sondern auch ganz bewusst dessen Partnernetzwerk gekauft habe. Cloud- und Service-Provider (CCSPs), Systemintegratoren, unabhängige Softwareanbieter sowie sämtliche Technologiepartner spielten eine wichtige Rolle für Red Hats Zukunft und Strategie.
Arvind Krishna, bei IBM für den Bereich Cloud and Cognitive Software verantwortlich, glaubt, dass IBM und Red Hat gemeinsam einen höheren Beitrag für die Open-Source-Community leisten können als allein. Er geht ferner davon aus, dass mehr IBM-Produkte auf Red-HatAngebote wie Enterprise Linux und OpenShift aufsetzen und damit besser werden. Paul Cormier, Red Hats Topmanager für Produkte und Technologien, betont die große Reichweite, die Red-Hat-Technologien unter dem Dach von IBM hätten. Man sei nun in der Lage, größer dimensionierte Projekte anzupacken. Das Cloud-Business stehe noch am Anfang, es handele sich um eine komplexe, schwer zu steuernde Welt mit vielen unterschiedlichen Technologie-Stacks, die noch viele Möglichkeiten biete.