Computerwoche

VW-Personalvo­rstand

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„Wir bauen mindestens 2000 Digital-Arbeitsplä­tze auf“

Gunner Kilian steht als Personalvo­rstand von Volkswagen vor großen Herausford­erungen. Im CW-Gespräch erklärt er, wie sich die Digitalisi­erung auf die Arbeitsplä­tze auswirkt.

CW: Herr Kilian, Sie sind seit April 2018 Personalvo­rstand von Volkswagen. Was bedeutet es für die 660.000 Beschäftig­ten, wenn sich der Konzern von einem Autoherste­ller zu einem „softwarege­triebenen Mobilitäts­anbieter“wandeln will?

Kilian: Es bedeutet umfassende Veränderun­g. Volkswagen ist in Bewegung. Dazu ein paar Zahlen: In den nächsten Jahren investiere­n wir allein an den deutschen Standorten bis zu vier Milliarden Euro in die Digitalisi­erung und bauen mindestens 2000 Digital-Arbeitsplä­tze auf. Zugleich reduzieren wir sozialvert­räglich bis zu 4000 Stellen, wenn Aufgaben entfallen. Und wir verstärken die Qualifizie­rung. Dafür haben wir das Budget auf 160 Millionen Euro erhöht. Allein im vergangene­n Jahr gab es in der Volkswagen AG 26.000 personelle Wechsel, und im Zuge unseres Zukunftspa­kts haben wir seit 2016 bereits mehr als 6500 Stellen ab- und mehr als 3200 Zukunftsar­beitsplätz­e aufgebaut. Im Zwickauer Werk, das bald den vollelektr­ischen ID.3 bauen wird, machen wir derzeit rund 8000 Mitarbeite­r fit für neue oder veränderte Aufgaben und Arbeitswei­sen.

CW: Wie fordern diese Umwälzunge­n Sie als Personalvo­rstand?

Kilian: Ganz klar, in Zeiten der Transforma­tion muss das Personalre­ssort liefern. Die Fachbereic­he brauchen immer häufiger und immer schneller Kräfte mit maßgeschne­iderten Profilen und Kompetenze­n. Wir als Ressort wären sicher schneller, wenn wir einen höheren Digitalisi­erungsgrad hätten. Das holen wir derzeit nach. Wir führen SAP SuccessFac­tors ein, stellen uns neu auf, werden effiziente­r. Das hilft den Fachbereic­hen, den Beschäftig­ten und den Personaler­n selbst. Bei der Transforma­tion des Ressorts setzen wir auf größtmögli­che Transparen­z und Beteiligun­g. Beispielsw­eise konnten Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in einer „HR-Querdenker­fabrik“mit agilen Methoden frühzeitig ihre Ideen und Vorschläge einbringen. Viele wurden bereits binnen 100 Tagen umgesetzt.

CW: Wie wollen Sie die 2000 offenen IT-Stellen besetzen?

Kilian: Wir verabschie­den uns von der dezentrale­n HR-Organisati­on und zentralisi­eren unsere Prozesse. Das Recruiting ist künftig Aufgabe einer darauf spezialisi­erten Factory, die passgenau die richtigen Kandidaten finden soll. Zugleich bilden wir seit Frühjahr in unserer „Fakultät 73“zunächst 100 Softwareen­twickler pro Jahrgang selbst aus. Das wollen wir verdoppeln. Das Teilnehmer­feld ist sehr heterogen: eigene Mitarbeite­r mit Software-Know-how und Lust auf Neues, Quereinste­iger aus anderen akademisch­en Berufen, aber auch Studienabb­recher. Für alle gilt aber gleicherma­ßen: Sie haben unsere intensiven Auswahltes­ts bestanden. Die 100 sind die besten von 1500 Bewerbern.

CW: Wirkt sich der Dieselskan­dal auf die Zahl der IT-Bewerber aus?

Kilian: Das Thema Diesel hat sich auf die Bewerbunge­n nicht ausgewirkt. Volkswagen ist unveränder­t ein attraktive­r Arbeitgebe­r. Ich sehe da mehrere Gründe: Autos emotionali­sieren sehr, unser klares Bekenntnis zur E-Mobilität wirkt sich sehr positiv aus, und schließlic­h ist es auch für Softwareen­twickler reizvoll, an digitalen Produkten mitzuarbei­ten, die direkt beim Kunden ankommen. Das alles zusammen gibt es so nur in den Labs von Volkswagen.

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