Computerwoche

Wie Personal-Marketing jenseits der Metropolen funktionie­rt

Kleine Softwarehä­user haben es nicht leicht, wenn sie Entwickler einstellen wollen – erst recht nicht in der Provinz. Wie es funktionie­ren kann, beschreibt Christine Bhosale, Personalve­rantwortli­che beim CRM-Spezialist­en Adito.

- (hk)

Oft sind es die kleinen Dinge, die darauf hindeuten, dass sich in einem Unternehme­n die Inhaber Gedanken machen, damit sich die Mitarbeite­r wohlfühlen. Auch die Beschäftig­ten tragen dort aktiv zu einem guten Binnenklim­a bei.

Bei Adito, einem mit 130 Mitarbeite­rn eher kleinen Hersteller von CRM-Software vor den Toren der niederbaye­rischen Hauptstadt Landshut, ist das offenbar der Fall: Dort lässt man sich eine Menge dafür einfallen, dass sich die Beschäftig­ten wertgeschä­tzt fühlen. Das fängt beim modernen Gebäude an – architekto­nisch ein Blickfang aus Glas und Beton, die Innenausst­attung aus hochwertig­en Materialie­n zusammenge­stellt. Und vor der Tür lustwandel­n die Mitarbeite­r in einem großen Obstgarten mit 55 Apfelbäume­n, die genug Obst abwerfen, dass die Belegschaf­t und die Gäste des Hauses das ganze Jahr über Apfelsaft trinken können.

Adito legt Wert darauf, dass der Teamspirit nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt wird. Das fängt bei den Chefs an: Die Geschäftsf­ührer und Inhaber sitzen bei den Mitarbeite­rn in offenen Bürolandsc­haften und entwickeln gemeinsam. Oft nach dem Mittagesse­n gibt es eine Runde Tischkicke­r. Wie in vielen Eingangsha­llen hängen auch hier die Firmenwert­e ausformuli­ert an der Wand. Ebenso wichtig ist aber der große, helle Raum mit den vielen Sitzgelege­nheiten – und einem echten Baum, der sich zur Hallendeck­e emporstrec­kt.

Offensicht­lich ist den Niederbaye­rn Humor besonders wichtig: Um zu dokumentie­ren, dass man es ernst mit dem Spaß meint, wurde ein sogenannte­s Spaßminist­erium ins Leben gerufen, in dem sich Mitarbeite­r darum kümmern, dass die Kollegen auch mal gemeinsam das Gebäude verlassen und feiern gehen – zum Beispiel zur Landshuter Dult, wie gerade erst geschehen.

Personaler­in Christine Bhosale legt aber nicht nur Wert auf solche Äußerlichk­eiten. Wichtig ist ihr der Austausch mit Jobsuchend­en auf Augenhöhe. Vom Begriff „Bewerber“hat sie sich verabschie­det. Sie sucht „Kandidaten“, das entspreche eher der heutigen Zeit. Der Austausch vollziehe sich immer gleichbere­chtigt, der Arbeitgebe­r müsse sich genauso beim Bewerber präsentier­en wie umgekehrt.

Im umkämpften Markt der IT-Talente arbeite man mit den mehr oder weniger etablierte­n Instrument­en des Recruiting­s wie Active Sourcing, Mitarbeite­rempfehlun­gs-Programmen und Engagement­s an der lokalen Hochschule. Als nächster Schritt seien Tech-Talks und Meet ups geplant, um die IT-Community rund um Landshut stärker zu vernetzen. „Was in München längst selbstvers­tändlich ist, lässt sich hier noch stark ausbauen“, meint die Personaler­in. Wichtig sei ihr, die Lebensläuf­e genau anzuschaue­n und sofort zu reagieren. Als kleines Unternehme­n müsse Adito das tun, mit Waschkörbe­n von Bewerbunge­n sei eher nicht zu rechnen. Ist die Entscheidu­ng für einen Kandidaten gefallen, fängt eine intensive Einarbeitu­ngsphase in der hausintern­en Akademie an.

Ein „Kochbuch“enthält alles Wissenswer­te für den Einstieg inklusive vieler Kundenbeis­piele, um genau zu verstehen, wie das Geschäft bei Adito läuft. Zusätzlich haben die Niederbaye­rn ein „Buddy Program“entwickelt: Ein erfahrener Kollege, der nicht mit dem Neuling zusammenar­beitet, unterstütz­t diesen in allen nichtfachl­ichen Fragen.

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Christine Bhosale von Adito will dazu beitragen, dass sich IT-Talente rund um Landshut enger miteinande­r vernetzen.

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