PSD2 bringt Digitalisierung der Banken ins Rollen
Die PSD2-Richtlinie soll mehr Sicherheit, Innovation und Wettbewerb im Bankensektor ermöglichen. Die große Frage ist, wie die ohnehin arg gebeutelten Institute damit umgehen.
Seit dem 14. September 2019 ist die Schonfrist vorbei: Banken müssen jetzt Schnittstellen implementiert haben, über die Drittanbieter auf die Zahlungskonten ihrer Kunden zugreifen können. Das Wehklagen in der Finanzbranche ist immer noch groß. Die Banker fürchten, die Kontrolle über ihre Kundenschnittstelle zu verlieren und Konkurrenten aus dem Fintech-Bereich sowie den Internet-Giganten Google, Apple, Amazon & Co. Platz machen zu müssen. Es drohen Abstriche bei Preisen und Margen sowie ein regulatorischer und technischer Aufwand, der seinesgleichen sucht.
Inzwischen haben sich aber etliche große Geldhäuser auf das, was kommt, eingestellt, wie das Beispiel der Deutschen Bank zeigt (siehe Seite 28). Die Zukunft gehört dem Open Banking. Was heißt das konkret? Banken müssen sich öffnen und ihre Wertschöpfungsketten mit denen von Dritten, nicht nur Fintechs, sondern auch Unternehmenskunden und Behörden, verknüpfen und so neue Werte schaffen. Sie werden sich zu Technologieinnovatoren wandeln und dafür gegebenenfalls IT-Firmen zukaufen müssen. Das Kapital der Finanzwirtschaft sind die Kundenbeziehungen und die Daten, die nun mit Hilfe moderner Analytics-Produkte zu monetarisieren sind.
Mit PSD2 sind die Karten im Finanzmarkt neu gemischt. Im besten Fall werden die Banken zu Spinnen im Netz. Sie genießen das Vertrauen der Kunden, bieten innovative Technologien und haben das API-Management im Griff. Im schlechtesten Fall entwickeln sie sich zu reinen Konto- und Transaktionsverwaltern, verlieren die Kontrolle über die Kundenschnittstellen oder verharren in der Rolle von Bilanzdienstleistern mit immer kleineren Gewinnmargen. Klar ist: Die Digitalisierung hat den Finanzsektor erreicht.