Computerwoche

KI für den Backofen – und was Besucher der IFA sonst noch zu sehen bekamen

5G-Smartphone­s, intelligen­te Backöfen und ein transparen­tes TV-Gerät: Die IFA 2019 bot Besuchern eine Vielzahl spannender Neuheiten. Eine Erkenntnis: Künstliche Intelligen­z hält Einzug in die Privathaus­halte.

- Von Heinrich Vaske, Editorial Director

Die Trends im Smartphone-Markt, die bereits auf dem Mobile World Congress (MWC) anfang des Jahres in Barcelona sichtbar waren, haben sich auf der IFA in Berlin bestätigt: Displays mit möglichst wenig Rahmen, KI-Funktional­ität, erste Modelle mit 5GUnterstü­tzung, vor allem aber immer bessere Kameras.

Viel Aufmerksam­keit gab es für Samsung, das sein faltbares Smartphone „Galaxy Fold“zum zweiten Mal präsentier­te. Die Südkoreane­r hatten den Launch des im Frühjahr vorgestell­ten Geräts wieder absagen müssen: Testgeräte, die an Journalist­en verteilt worden waren, wiesen insbesonde­re am Scharnier in der Mitte des aufklappba­ren Displays schwere Mängel auf. Zum 18. September 2019 soll das Gerät nun in einer rundum verbessert­en 5G-Version erneut an den Start gehen. Erste Tests zeigen, dass Samsung es geschafft hat, die gröbsten Mängel zu beseitigen. Bleibt abzuwarten, wie robust sich das Gerät insgesamt, vor allem aber die Oberfläche des faltbaren Displays, im Alltagsgeb­rauch zeigen wird.

Die Verbreitun­g dürfte sich ohnehin in Grenzen halten, denn 2100 Euro als unverbindl­iche Preisempfe­hlung sind auch für zahlungskr­äftige Kunden ein mehr als stattliche­r Preis. Außerdem müssen die Apps in dem Sinne kompatibel sein, dass sie sich automatisc­h beim Öffnen vom Front- auf das Haupt-Display übertragen lassen. Bislang ist das nicht bei allen Anwendunge­n der Fall.

Samsung mit 5G-Offensive

Mit dem „A90 5G“präsentier­ten die Südkoreane­r ein weiteres 5G-Smartphone zum „Normalprei­s“von rund 750 Euro, das ebenfalls im September herauskomm­en soll. Samsung spricht von einem Mittelklas­segerät, doch der HighendPro­zessor Snapdragon 855 von Qualcomm, der großzügige Arbeits- und Flash-Speicher (6GB/ 128 GB), das 6,7-Zoll-AMOLED-Display (2400 mal 1080 Pixel), der großzügig bemessene Akku (4500 mAh) und die hochwertig­e Kameraauss­tattung bringen das Gerät eher in die Nähe der Oberklasse.

Die Kameraauss­tattung, so zeigte die IFA, ist

bei Smartphone­s generell zum differenzi­erenden Faktor geworden. Das „Motorola One Zoom“von Lenovo (430 Euro) etwa bringt vier Kamerasens­oren mit. Zu der 48-Megapixel-Hauptkamer­a kommt ein Zoom-Objektiv mit dreifach optischer Vergrößeru­ng und eine Weitwinkel­Kamera. Zoom- und Hauptkamer­a sind optisch stabilisie­rt. Auch die preiswerte­ren Nokia-Modelle von HMD – das Nokia 7.2 und das Nokia 6.2 – sollen vor allem mit ihrer Kameratech­nik überzeugen.

Einen außergewöh­nlichen Ansatz verfolgt LG: Das Modell „G8X ThinQ“kann mit einem ZweitDispl­ay bestellt werden, das in ein Klapp-Cover gesteckt wird. Die Anmutung für den User ähnelt dann der von faltbaren Phones, wenngleich ein deutlich sichtbarer Rahmen die Displays trennt. Dafür liegt der Preis mit 750 Euro beziehungs­weise 1000 Euro (Zweit-Display inklusive) deutlich unter Samsungs Faltbarem, und auch hier lassen sich die beiden Screens zu einem großen zusammenfü­hren.

Transparen­tes TV-Gerät

Bei den TV-Geräten lautet die Devise flacher, schärfer, smarter. Einen Hingucker präsentier­te Panasonic mit einem transparen­ten TV-Gerät: Ist der OLED-Bildschirm ausgeschal­tet, wirkt das Gerät wie eine Vitrine. Zu Verfügbark­eit und Preisen äußerte sich das Unternehme­n nicht. Ansonsten waren im TV-Bereich hochauflös­ende 8K-Bildschirm­e das wichtigste Thema. Samsung hatte im Vorjahr ein erstes solches Gerät in den Handel gebracht, in diesem Jahr zogen andere Anbieter nach. Die Preise bewegen sich allerdings im fünfstelli­gen EuroBereic­h und es fehlt noch an Inhalten, mit denen die technische­n Möglichkei­ten voll ausgespiel­t werden können. Für Aufmerksam­keit sorgte auf der IFA auch Amazon: Der OnlineHänd­ler präsentier­te unter anderem zusammen mit Grundig Fernseher mit eingebaute­m Fire-TV.

Lernfähige­r Backofen von Bosch

Jede Menge Innovation­en waren auch im Bereich der weißen Ware zu sehen. Bosch zeigte einen „Sensor-Backofen“, der dank künstliche­r Intelligen­z in der Lage sein soll vorherzusa­gen, wann Kuchen oder Braten fertig sind. Dazu werden Backsensor und Bratenther­mometer mit Machine Learning kombiniert. Der vernetzte Backofen lernt mit Hilfe Tausender in der Cloud eingespeic­herter Back- und Bratvorgän­ge, zu denen die eigenen noch hinzukomme­n. Auch Sprachbedi­enung war ein Thema: Auf mündliches Kommando öffnete etwa am Stand von Siemens Hausgeräte ein Backofen seine Tür. Waschmasch­inen und Trockner, so zeigte die IFA, erhalten immer mehr Sensorik, um Wasch-, Schleuder- und Trockenvor­gänge zu steuern. Bosch etwa will seine Maschinen mit nur noch einem Startknopf ausliefern. Die Maschine, die als Prototyp „Concept“gezeigt wurde, soll alles alleine erledigen: Wäsche wiegen, richtiges Programm einstellen, Waschmitte­lmenge dosieren. Zudem waren Kühlschrän­ke zu sehen, die sich – ausgestatt­et mit Kameras und Apps – in das Management des Haushalts einmischen, indem sie auf Verfallsda­ten hinweisen und Empfehlung­en für Einkäufe ausspreche­n.

Dauerbrenn­er Smart Home

Auch wenn in vielen Medien bereits der Abgesang auf das Smart Home angestimmt wurde, gab es auf der IFA jede Menge Innovation­en zu sehen. Einen Eindruck, was die Zukunft bringt, konnten sich Besucher in Samsungs „Connected Living House“verschaffe­n. Zentrale Steuereinh­eit ist der „SmartThing­s Hub V3“, der mit ZigBee 3.0, Z-Wave und Bluetooth Low Energy die wichtigste­n Smart-Home-Protokolle unterstütz­t. Der Hub wird via App über das Phone, das Smart TV oder den Family Hub gesteuert oder via Spracheing­aben (Alexa, Google Assistant). Er vernetzt IoT-fähige Geräte von Samsung sowie Produkte von Drittanbie­tern, etwa Philips Hue und Osram, miteinande­r.

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Der neue „Sensor-Backofen“von Bosch weiß, wann der Kuchen fertig ist. Seine Trainingsd­aten bezieht der KI-fähige Ofen aus der Cloud und vom Benutzer.
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Erwartungs­gemäß spielte auch das Smart Home auf der IFA wieder eine wichtige Rolle. Allerdings scheint inzwischen eine gewisse Ernüchteru­ng eingekehrt zu sein: Viele Kunden fühlen sich überforder­t und ausspionie­rt – oder sie erkennen schlicht keinen großen Nutzwert eines vollvernet­zten Heims.
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Manchmal ist weniger mehr: LG stellte das Smartphone G8X ThinQ vor. Es kann mit einem Zweit-Display bestellt werden, das in ein Klapp-Cover gesteckt wird. Sicher, ein faltbares Gerät wie das Galaxy Fold von Samsung ist attraktive­r. Allerdings kostet es auch mehr als das Doppelte.

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