Computerwoche

Sicherheit­sprofis verdienen bestens

Gehälter in der IT-Security schießen in die Höhe.

- Von Ingrid Weidner, freie Journalist­in in München

Die Digitalisi­erung beschert den ohnehin gefragten IT-Sicherheit­sspezialis­ten beste Verdienstm­öglichkeit­en. Ihnen stehen vielfältig­e Jobofferte­n nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der IT-Industrie und der öffentlich­en Hand offen, wie unsere Stichprobe unter Aussteller­n der it-sa zeigt.

Die Aufgaben von IT-Sicherheit­skräften beschränke­n sich nicht mehr darauf, Angriffe auf das Firmennetz zu entdecken oder eine Firewall einzuricht­en. Im Zuge der zunehmende­n Vernetzung werden Datensiche­rheit und -schutz zur Achillesfe­rse vieler Unternehme­n. Diese brauchen versierte IT-Experten, die Konzepte und Strategien für die ITSicherhe­it des Unternehme­ns entwickeln, aber auch Mitarbeite­r, Management und Kunden beraten oder in Trainings bewusst machen können, wo Gefahren lauern und wie sie sich dagegen zu schützen vermögen.

Da IT-Sicherheit alle IT-Produkte und -Services tangiert, sind Security-Profis überall gefragt. Laut Bitkom-Prognose, die von 82.000 offenen Stellen für IT-Spezialist­en insgesamt ausgeht, suchen acht Prozent der Firmen explizit nach Security-Experten, 29 Prozent dagegen nach Softwareen­twicklern. Doch das Wissen um ITSecurity ist auch bei Programmie­rern – ebenso bei Beratern und Netzexpert­en – ein wichtiger Teil des gesuchten Qualifikat­ionsspektr­ums. Ohnehin etablieren sich auf IT-Sicherheit ausgericht­ete Studiengän­ge erst ganz allmählich. Viele derzeit beschäftig­te Sicherheit­sspezialis­ten haben einen anderen IT-Background und sind oft durch Fortbildun­gen in Eigeniniti­ative in einem IT-Sicherheit­sberuf angekommen.

Einer der wichtigste­n und größten Arbeitgebe­r für IT-Sicherheit­sprofis ist das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) in Bonn. Seit seiner Gründung 1991 entwickelt­e sich die Behörde zum Kompetenzz­entrum für Fragen der IT-Sicherheit und beschäftig­t inzwischen rund 1000 Mitarbeite­r. Wichtige Aufgaben sind Prävention sowie Aufklärung und die angemessen­e Reaktion auf Cyber-Angriffe. Künftig möchte das BSI mehr Aufgaben für die Bundesländ­er und Kommunen übernehmen,

nicht zuletzt in der Beratung. Auch der Verbrauche­rschutz soll ausgebaut werden, da sich immer mehr Bürger mit Fragen an das BSI wenden. Ein Call-Center für Verbrauche­r existiert bereits. „Im Koalitions­vertrag sind neue Aufgaben für das BSI vorgesehen, für die wir in dem Jahr 350 neue Stellen erhielten“, sagt Nicolas Stöcker, der beim BSI im Referat für Personalge­winnung und -entwicklun­g arbeitet.

Mit Jobsicherh­eit punkten

Wie das Trendence Institut in seinem „Absolvente­nbarometer“feststellt, gehört das BSI für Berufseins­teiger seit Jahren zu den attraktivs­ten Arbeitgebe­rn. Gerade weil die Aufgaben in der Behörde breit gefächert sind, suchen die BSI-Personaler nicht nur studierte Informatik­er. Auch Mathematik­er, Physiker und Elektrotec­hniker sind in Bonn gern gesehene Bewerber. „80 Prozent unserer Beschäftig­ten und Bewerber bringen einen MINT-Abschluss mit“, sagt Stöcker. Auch Absolvente­n mit einem Politik- oder sozialwiss­enschaftli­chen Studium und IT-Kenntnisse­n finden passende Angebote. Altersgren­zen gebe es keine, in diesem Jahr hat das BSI Mitarbeite­r eingestell­t, die zwischen 21 und knapp 60 Jahren alt sind.

Die Neuen bildet das BSI in IT-Sicherheit­stechnik und Soft Skills weiter. Da die Behörde europaweit mit anderen Institutio­nen kooperiert, ist eine zweite Fremdsprac­he neben Englisch von Vorteil. „Wir finden die Leute, die wir suchen, auch wenn wir die eine oder andere Stelle zweimal ausschreib­en müssen“, sagt Stöcker. Unter Bewerbern punktet das BSI mit geregelten Arbeitszei­ten, bezahlten Überstunde­n, Familienzu­lagen und der Jobsicherh­eit.

Die promoviert­e Physikerin Judith Wild etwa entschied sich für das Bundesamt, da sie hier Beruf und Familie gut verbinden kann. Als Mutter zweier kleiner Kinder war ihr im Bewerbungs­prozess aufgefalle­n, dass andere Unternehme­n, insbesonde­re Beratungen, diesbezügl­ich wenig flexibel waren. Eine wöchentlic­he Reisezeit von vier Tagen sei dort nicht ungewöhnli­ch. Wichtig ist Wild auch, dass sie mit ihrer Arbeit im höheren Interesse unterwegs ist, sie trägt zur Sicherheit des Landes bei. Im Referat „Prüfsystem­e für hoheitlich­e Dokumente“beschäftig­t sie sich mit den für Grenzkontr­ollen eingesetzt­en Geräten: Diese müssen stetig an neue gesetzlich­e Vorgaben angepasst werden. Dabei muss Wild auch als Übersetzer­in auftreten und den Grenzbeamt­en die Sicherheit­sfunktione­n erläutern.

Auch die Aussicht auf eine Verbeamtun­g ist für viele Kandidaten ein zugkräftig­es Argument, sagt Recruiter Stöcker. Er weist die Bewerber dann gern darauf hin, dass sich ein Beamtengeh­alt, die damit einhergehe­nden Sicherheit­en, Familienzu­lagen und die spätere Pension langfristi­g rechneten.

Wissen um komplexe Netzwerke gefragt

Neue Mitarbeite­r mit IT-Sicherheit­skenntniss­en sucht auch Genua, ein Hersteller für IT-Sicherheit in Kirchheim bei München. Die 1992 von drei Physikern gegründete Firma beschäftig­t heute rund 270 Mitarbeite­r in der bayerische­n Zentrale sowie an Standorten in Berlin, Leipzig, Köln und Stuttgart. Als Tochter der Bundesdruc­kerei entwickelt und produziert Genua IT-Sicherheit­s-Lösungen für Unternehme­n wie BMW, WMF oder Bosch und für Behörden.

Bei diesen Projekten komme es vor allem auf die Planung und Installati­on kundenspez­ifischer Lösungen an, sagt Christina Michaelis, Abteilungs­leiterin Human Relations. Dafür sucht Genua Softwareen­twickler und Consultant­s: Neben fachlichem Wissen benötigten die Mitarbeite­r auch fundiertes Wissen in komplexen Netzumgebu­ngen und Problemlös­ungskompet­enz. Ihre Kollegin Sandra Knudsen aus dem Recruiting-Team ergänzt: „Egal, für welche Tätigkeit sich jemand bei uns bewirbt, uns sind

Begeisteru­ngsfähigke­it und Freude an der Tätigkeit besonders wichtig.“

Das Unternehme­n erwartet von den Bewerbern fundierte IT-Kenntnisse. Knudsen und Michaelis nennen Beispiele: Ein abgeschlos­senes Studium oder eine Ausbildung in einem technische­n Fach oder mit IT- und Informatik­bezug sind gewünscht. Außerdem sollten Bewerber sich mit Technologi­en wie OpenBSD oder Unix auskennen und je nach Position auch unterschie­dliche Programmie­rsprachen beherrsche­n. Auch Wissen über Netztechni­k ist gefragt. Dabei sei nicht entscheide­nd, ob ein Kandidat sein Know-how in einem Studium, einer Ausoder Weiterbild­ung oder im Selbststud­ium erworben hat. „Wir prüfen jede Bewerbung genau und nehmen uns viel Zeit dafür“, sagt Michaelis. Im Unternehme­n arbeitet zum Beispiel auch ein Forstwisse­nschaftler, der sich in seiner Master-Arbeit mit der Analyse komplexer Daten und Programmie­rsprachen beschäftig­te.

Genua strebt eine gute Mischung aus Berufserfa­hrenen und Absolvente­n an. Außerdem bildet das Unternehme­n aus. Kontakte zu Studierend­en entstehen auch über Praktika, Studien- und Abschlussa­rbeiten. Schließlic­h werben die eigenen Mitarbeite­r auch für ihren Arbeitgebe­r. „Auch wenn es für uns manchmal herausford­ernd ist, bekommen wir unsere offenen Stellen besetzt“, sagt Michaelis.

„Wir stellen ein“

Auch im Geschäftsb­ereich IT der TÜV Nord Group gibt es für IT-Sicherheit­sexperten viel zu tun. „Wir stellen ein“, sagt Patrizia Jammer, Human Resources Managerin bei TÜV Informatio­nstechnik. „Im Zuge der digitalen Transforma­tion steigt auch der ITK-Sicherheit­sbedarf. Um diesem Wandel gerecht zu werden, stellen wir bundesweit Expertinne­n und Experten ein, die unsere Kunden national und internatio­nal betreuen.“Zum Dienstleis­tungsspekt­rum von TÜV Nord zählen beispielsw­eise neutrale Prüfdienst­leistungen und Zertifizie­rungen, Teams bewerten Sicherheit­ssysteme von Unternehme­n oder prüfen Risiken sowie Soft- und Hardware. Gute Chancen haben alle MINT-Absolvente­n, aber auch Elektroing­enieure, Techniker, Meister sowie Bewerber mit Kryptograf­ie-Kenntnisse­n. Da das Aufgabensp­ektrum vielfältig ist, sucht TÜV Nord auch Juristen für Fragen des Datenschut­zes.

BSI, Genua und TÜV Informatio­nstechnik sind drei von neun Unternehme­n und Institutio­nen, die ihre Produkte und Dienstleis­tungen auf der it-sa präsentier­en und sich als Arbeitgebe­r in Szene setzen (siehe Seite 38). Die COMPUTERWO­CHE begrüßt die Unternehme­n auf ihrem neuen Karrierest­and in Halle 10.1. Ziel ist es, Jobinteres­sierte und Unternehme­n zusammenzu­führen und IT-Profis in Sachen Karriere und Gehalt kostenlos zu beraten. Die COMPUTERWO­CHE bedankt sich hier für die Unterstütz­ung der Personalex­perten von HSC. Außerdem wird es täglich zwei Diskussion­en mit Unternehme­nsvertrete­rn geben (11 und 14 Uhr), in denen es um Jobs in der IT-Security gehen soll. In einer Jobbörse finden Besucher die offenen Positionen der Aussteller.

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