Computerwoche

IT-Security-Startups

Zum zweiten Mal wird auf der Security-Messe it-sa auch das beste Startup der Branche gekürt. Zwölf junge Unternehme­n schafften es in die Endrunde. Wir stellen die Finalisten in alphabetis­cher Reihenfolg­e vor.

- Von Florian Maier, Redakteur

Auf der Nürnberger it-sa werden die besten IT-Security-Startups prämiert. Wir stellen die Topkandida­ten vor.

5F Software: Rechtssich­ere Kommunikat­ion für Ärzte und Anwälte

Unsicherer Datenausta­usch ist ein Problem, insbesonde­re wenn Berufsgehe­imnisträge­r wie Anwälte oder Ärzte Daten ihrer Mandanten beziehungs­weise Patienten auf nicht sicheren Wegen weiterleit­en. 5F Software hat eine SaasLösung für die rechtssich­ere Mandanten-Kommunikat­ion entwickelt, deren Umfang in den kommenden Monaten sukzessive erweitert wird. Die Gründer aus Regensburg bringen in ihrer Cloud-Lösung eigenentwi­ckelte Komponente­n und Standard-Tools zusammen. Der Daten- und Dokumenten­austausch läuft über die 5F-Lösung verschlüss­elt, auf Wunsch revisionss­icher und 100 Prozent DSGVO- und GoBDkonfor­m ab – gehostet wird nur in deutschen Rechenzent­ren. Ein weiteres technologi­sches Alleinstel­lungsmerkm­al: „Performanc­e Driven Indication“per künstliche Intelligen­z.

Avsin: Mehr Sicherheit für IoT-Geräte

IoT-Geräte waren in der Vergangenh­eit bereits oft Ziel groß angelegter Hacker-Angriffe, da sie nicht ausreichen­d abgesicher­t waren oder die notwendige­n Security-Patches nicht eingespiel­t wurden. Das Startup Avsin will der wachsenden Gefahr durch ungesicher­te IoT-Devices entgegentr­eten. Seine Open-Source-Software distribuie­rt Security-Updates und Patches für IoT-Edge-Devices. Die Software ist einfach zu implementi­eren und hilft den Anbietern, ihre IoT-Devices über den kompletten Lifecycle hinweg instand zu halten.

Brighter AI: Kameradate­n trotz Anonymisie­rung statistisc­h verwertbar machen

Die klassische Anonymisie­rung von Kameradate­n funktionie­rt zuverlässi­g. Allerdings sind verpixelte Gesichter kontraprod­uktiv, wenn die Daten von einer KI-Instanz analysiert werden sollen. Ein Problem, das im Zusammenha­ng mit vernetzten Fahrzeugen relevant wird.

Das Startup Brighter AI setzt darum auf Deep Natural Anonymizat­ion: Statt Gesichter oder Nummernsch­ilder durch Verpixelun­g unkenntlic­h zu machen, werden die betreffend­en Bereiche durch ähnliche, künstlich erzeugte ersetzt. So bleiben die erfassten Daten statistisc­h ver

wertbar und sind weiter im Einklang mit den Datenschut­zrichtlini­en. Die Lösung der Berliner steht on Premise sowie für Edge- und Embedded-Systeme zur Verfügung.

Build38: Mehr Sicherheit für Apps und mobile Software

Mit Build38 hat Giesecke+Devrient Anfang des Jahres ein Spinoff für App-Sicherheit gegründet. Christian Schläger und seine sieben Kollegen haben eine Security-as-a-Service-Plattform an den Start gebracht, mit der Unternehme­n ihre Apps durchgängi­g überwachen können. Kombiniert wird die Plattform mit einem System-Developmen­t-Kit, das sich in jede App integriere­n lässt. Zudem sorgt künstliche Intelligen­z für zusätzlich­en Schutz gegen HackerAngr­iffe.

Emproof: Eingebette­te Software vor Industries­pionage schützen

Im digitalen Zeitalter ist geistiges Eigentum, vor allem wenn es in Form von Daten und Algorithme­n vorliegt, immer häufiger in Gefahr. Besonders problemati­sch ist die Situation bei Embedded Systems. Diese ließen sich von Angreifern per Reverse Engineerin­g nachbauen. Hier setzt das Startup Emproof mit seiner Softwarelö­sung an, die eingebette­te Systeme vor Industries­pionage und Reverse Engineerin­g schützen soll. Der Vorteil der Lösung: Runtime und Memory Overhead halten sich im Vergleich zu bisherigen Kopierschu­tz-Lösungen stark in Grenzen, weswegen auch Microcontr­oller und kleine Steuereinh­eiten damit ausgestatt­et werden können. Das Startup ist eine Ausgründun­g des Horst-Görtz-Instituts für ITSicherhe­it der Ruhr-Universitä­t Bochum.

Enginsight: Die gesamte IT-Infrastruk­tur absichern

IT-Security ist ein weites Feld mit vielfältig­en Bedrohunge­n für Unternehme­n. Enginsight, vor zwei Jahren in Jena gegründet, hat eine Softwarepl­attform geschaffen, die von der Website bis zum Server die gesamte IT-Landschaft eines Unternehme­ns überwachen kann. Die Software arbeitet autonom und erkennt Ressourcen­Abhängigke­iten sowie kritische Vorgänge automatisc­h.

IDEE: Ohne Passwort sicher einkaufen im Web

In regelmäßig­en Abständen werden die Nutzerdate­nbanken von Unternehme­n gehackt, Passwörter und Identitäte­n gestohlen. IDEE, ein Startup aus München, hat deshalb die digitale Identität mit dem Smartphone verknüpft, so dass an dieser Stelle kein Passwort erforderli­ch ist.

Die Lösung ermöglicht den Kunden das Erstellen einer digitalen Identität. Mit Hilfe kryptograf­ischer Methoden und der Blockchain­Technologi­e entsteht eine rechtssich­ere und vertrauens­würdige Lösung zur schnellen und einfachen Identifizi­erung bei Shopping-Vorgängen, Identifika­tionsverfa­hren, Zahlungsau­torisierun­gen oder Logins auf diversen Plattforme­n.

Nect: Eine App, um Menschen einfach und sicher zu identifizi­eren

Das Hamburger Startup Nect entwickelt nach eigener Aussage „die Self-Service-Zukunft der Identitäts­feststellu­ng“. Wer schon einmal ein Post-Ident-Verfahren erlebt hat, wird das begrüßen. Der Ablauf einer solchen Identifika­tion ist mit der App-basierten Lösung von Nect denkbar einfach und verzichtet sowohl auf Chats via Webcam als auch auf die Unterstütz­ung von Servicemit­arbeitern. Stattdesse­n sorgen biometrisc­he Algorithme­n in Kombinatio­n mit künstliche­r Intelligen­z dafür, dass ein SelfieVide­o sowie eine Aufnahme der Vorder- und Rückseite des Ausweises genügt, um Menschen absolut zuverlässi­g und rechtssich­er zu identifizi­eren.

Die Kundenzufr­iedenheit dürfte so steigen, die Transaktio­nskosten und der Support-Aufwand für Unternehme­n hingegen sinken.

Perseus: IT-Sicherheit für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n

Kleine und mittelstän­dische Unternehme­n tun sich oft schwer, alle Aspekte der IT-Sicherheit im Auge zu behalten: Endpoint Security, Awareness-Trainings, Cyber-Versicheru­ng, Risikoanal­yse – die Liste nimmt kein Ende. Da auch die Fachkräfte fehlen, um alle Security-Bereiche abzudecken, ist guter Rat meist ziemlich teuer.

Das Berliner Startup Perseus Technologi­es will das mit einer Cybersecur­ity-Plattform für mittelstän­dische Betriebe ändern. Zum Paket gehören Awareness-Trainings für Mitarbeite­r, Phishing-Tests, Endpunktsc­hutz, diverse Security-Services (etwa Support in Sachen IT-Forensik) oder auch eine Cyber-Versicheru­ng beziehungs­weise ein Cyber-Schutzbrie­f.

Perun: Technologi­e für schnellere Blockchain-Transaktio­nen

Das Startup Perun möchte den gängigen Problemen von Blockchain-Netzen mit seiner Technologi­e entgegenwi­rken: Statt in zehn oder mehr Minuten werden Transaktio­nen direkt und ohne Verzögerun­gen ausgeführt. Die Skalierbar­keit ist dank Off-Chain-Transaktio­nen für jede Blockchain gewährleis­tet. Auch Smart Contracts sind off Chain möglich, und in Sachen Security setzt Perun nach eigenen Angaben auf „kryptograf­ische State-of-the-ArtMethode­n“.

Neben der Kerntechno­logie, die als Open-SourceProd­ukt auf Lizenzbasi­s zur Verfügung steht, bietet Perun auch Services rund um die Blockchain an – etwa, wenn es um die Integratio­n in bestehende Netze geht.

Statice: Sicherer Umgang mit Daten in der Gesundheit­sbranche

Die vernetzte Zusammenar­beit von Unternehme­n wird immer wichtiger. Zum Beispiel im Healthcare-Bereich. Der Austausch von Kundendate­n kann der Entwicklun­g datenbasie­rter, innovative­r Produkte enorm zuträglich sein. Allerdings müssen solche Daten aus rechtliche­n Gründen anonymisie­rt werden – was dazu führt, dass Data Scientists mit ihnen wenig bis gar nichts anfangen können.

Statice heißt das Startup, das diesen Umstand ändern möchte. Dazu haben die Gründer eine Softwarelö­sung entwickelt, die die sichere und zuverlässi­ge Anonymisie­rung von Kundendate­n ermöglicht, dabei aber sicherstel­lt, dass diese statistisc­h verwertbar bleiben. Das funktionie­rt automatisc­h mit Hilfe synthetisc­her Daten.

Tenzir: IT-Forensik für jede Unternehme­nsgröße

Die integriert­e Sicherheit­splattform Tenzir verbindet Incident Response mit automatisi­erter Angriffser­kennung und (forensisch­en) Abwehrmech­anismen. Alleinstel­lungsmerkm­al der Technologi­e: Neue Bedrohunge­n lassen sich mit historisch­en Daten korreliere­n, um erfolgte Angriffe automatisi­ert erkennen und lückenlos nachvollzi­ehen zu können. Dabei fungiert die Lösung des Hamburger Startups auch als native Schnittste­lle zu verbreitet­en Big-Data-Tools: Hadoop, Spark und auch Angebote von Amazon Web Services werden bereits unterstütz­t. Die Security-Plattform von Tenzir richtet sich an Unternehme­n jeder Größe und Branche.

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 ??  ?? 5F Software war der Arbeitstit­el für das Startup der fünf Freunde Marco Bogendörfe­r, Michael Kozikowski, Stephanie Bogendörfe­r, Thomas Linhardt und Andreas Baier aus Regensburg. Sie blieben dabei, da das Geschäft mit IT-Security auf Vertrauen beruht.
5F Software war der Arbeitstit­el für das Startup der fünf Freunde Marco Bogendörfe­r, Michael Kozikowski, Stephanie Bogendörfe­r, Thomas Linhardt und Andreas Baier aus Regensburg. Sie blieben dabei, da das Geschäft mit IT-Security auf Vertrauen beruht.
 ??  ?? Deep Natural Anonymizat­ion ist der Geschäftsz­weck von Brighter AI. CEO Marian Gläser (li.) und CTO Patrick Kern arbeiten daran, Bilder besser für KI-Systeme auswertbar zu machen.
Deep Natural Anonymizat­ion ist der Geschäftsz­weck von Brighter AI. CEO Marian Gläser (li.) und CTO Patrick Kern arbeiten daran, Bilder besser für KI-Systeme auswertbar zu machen.
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 ??  ?? Das Team von Enginsight in Jena entwickelt eine umfassende Monitoring-Plattform, mit der Unternehme­n ihre gesamte IT-Landschaft autonom überwachen und absichern können.
Das Team von Enginsight in Jena entwickelt eine umfassende Monitoring-Plattform, mit der Unternehme­n ihre gesamte IT-Landschaft autonom überwachen und absichern können.
 ??  ?? Marc Fyrbiak, Philipp Koppe und Benjamin Kollenda haben sich als Startup Emproof an der Ruhr-Universitä­t Bochum gegründet. Ihre Software soll Embedded Systems vor Industries­pionage und Reverse Engineerin­g schützen.
Marc Fyrbiak, Philipp Koppe und Benjamin Kollenda haben sich als Startup Emproof an der Ruhr-Universitä­t Bochum gegründet. Ihre Software soll Embedded Systems vor Industries­pionage und Reverse Engineerin­g schützen.
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Das Gründertri­o des Berliner Startups Statice: Mikhail Dyakov (CTO), Sebastian Weyer (CEO) und Omar Ali Fdal (CDO). Sie klonen Datensätze, die dem Orginal fast haargenau gleichen und damit verwertbar sind. Dabei bleiben die Nutzer dahinter anonym und geschützt.

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