Computerwoche

CISOs berichten aus der Praxis

Die IT-Sicherheit­sverantwor­tlichen eines Chemiekonz­erns und eines großen Krankenhau­ses sind sich einig: Aufklärung und Schulung der Mitarbeite­r sind ein Schlüssel zu mehr IT-Sicherheit im Unternehme­n.

- (jd)

Wie der Chemiekonz­ern Lanxess und das Klinikum Neuss ihre IT-Sicherheit verstärken wollen.

Viele IT-Security-Hersteller glauben, ihre Lösungen träfen genau den Nerv ihrer Zielgruppe. Wenn das so wäre, müssten sich die meisten Unternehme­n derzeit mit künstliche­r Intelligen­z (KI), Internet of Things (IoT), Datenschut­z und Security Awareness beschäftig­en. Wir haben bei den Sicherheit­s-Entscheide­rn zweier deutscher Unternehme­n einen Reality-Check gemacht.

Lanxess schult und klassifizi­ert

Florian Jörgens, Chief Informatio­n Security Officer (CISO) des Kölner Chemiekonz­erns Lanxess, konzentrie­rte sich in den letzten zwölf Monaten im Rahmen einer weltweit angelegten Awareness-Kampagne an 73 Standorten darauf, die Mitarbeite­r über Angriffsme­thoden wie Phishing, Social Engineerin­g und E-Mail-Betrug aufzukläre­n. Er will, dass sich die viel zitierte „Schwachste­lle Mensch“in einen Schutzschi­rm verwandelt. In der Chemiebran­che ergeben sich vor allem im Bereich der Operationa­l Technology neue Angriffssz­enarien, die es angemessen zu analysiere­n und zu bewerten gilt.

Des Weiteren kümmert sich der Lanxess-CISO mit seinem Team intensiv darum, die CloudSecur­ity des Unternehme­ns ständig zu verbessern und Dokumenten-Klassifizi­erung einzuführe­n. Letzteres ist bei einem Hersteller mit sensiblem geistigem Eigentum, das meist in Form von Dokumenten vorliegt, ein zentraler IT-Sicherheit­saspekt. Als Schlüsselt­echnologie für langfristi­gen Cyber-Schutz sieht CISO Jörgens das Trendthema KI im Allgemeine­n und Machine Learning im Besonderen. Den größten Nutzen verspricht er sich von den vielfältig­en neuen Möglichkei­ten rund um die Malware-Erkennung.

Klinikum Neuss vertraut auf Web-Trainings

Auch Klaus-Uwe Höffgen, Chief Digital Officer (CDO) des Rheinland Klinikums Neuss und in dieser Funktion auch für die IT-Sicherheit verantwort­lich, schätzt KI als wichtige Ergänzung zu vorhandene­n Security-Tools ein. „Sie wird aber nicht das Allheilmit­tel sein, sondern dedizierte Bereiche der Security-Architektu­r optimieren“, urteilt der Sicherheit­sverantwor­tliche. Genauso wie Lanxess-Manager Jörgens legt Höffgen großen Wert auf Awareness-Maßnahmen, die für die kommenden zwölf Monate geplant sind. Hierbei will der CDO Web-basierende Trainings nutzen und dabei auch neue Entwicklun­gen rund um Gamificati­on einbinden. Zudem sei es wichtig, für unterschie­dliche Klinikbere­iche individuel­le Lernmateri­alien und Methoden anbieten zu können.

Das Klinikum ist aus einer Anfang 2019 abgeschlos­senen Fusion der Rhein-Kreis Neuss Kliniken und des Lukaskrank­enhauses entstanden. Daher war der CDO im letzten Jahr auch mit der Vereinheit­lichung der Sicherheit­sarchitekt­ur beschäftig­t. „Das Lukaskrank­enhaus lebt seit einem Cyber-Angriff von 2016 die Devise ,Sicherheit vor Funktional­ität‘. Dies gilt es im gesamten Klinikum zu verankern“, sagt Höffgen. Da das Krankenhau­s viele öffentlich­e Netzzugäng­e hat, ist die Optimierun­g des Network-Access-Management­s ein Kernthema. Zudem gelte es die E-Mail-Sicherheit voranzutre­iben und eine zweistufig­e Firewall-Architektu­r zu realisiere­n. Auch gilt es, das Informatio­n-Security-Management-System (ISMS) zu optimieren, um für zukünftige Anforderun­gen gut aufgestell­t zu sein. Das Gesundheit­swesen gehört zu den kritischen Infrastruk­turen (Kritis) und muss laut Bundesinne­nministeri­um besonders geschützt werden.

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Klaus-Uwe Höffgen ist Chief Digital Officer (CDO) und Security-Verantwort­licher des Rheinland Klinikums Neuss.

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