Computerwoche

SAP-Vorstände im Schatten von Hasso Plattner

SAP hat erneut eine Doppelspit­ze. An den Hebeln des Personalka­russells steht immer noch Hasso Plattner, der wohl ein letztes Mal die Weichen für die Zukunft gestellt hat.

- Herzlich, Ihr Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Mit dem Abschied von Bill McDermott geht eine Ära bei SAP zu Ende. Zugutehalt­en muss man dem US-amerikanis­chen Vertriebss­pezialiste­n, dass es ihm gemeinsam mit dem bodenständ­igen Dänen Jim Hagemann Snabe gelungen ist, die nach dem desaströse­n Zwischensp­iel von Léo Apotheker an der SAP-Spitze stark angeknacks­ten Beziehunge­n zu den Kunden wieder zu kitten. Nach dem Rückzug Snabes 2014 führte McDermott den deutschen Softwareko­nzern allein. In diese Zeit fallen die großen Cloud-Zukäufe. Nachdem SAP 2012 Ariba und SuccessFac­tors übernommen hatte, drehte der US-Amerikaner richtig auf: 8,3 Milliarden Dollar für Concur und acht Milliarden Dollar für Qualtrics. Viele Experten bezweifelt­en offen, ob diese Preise gerechtfer­tigt seien. Für McDermott ging es nur darum, seinen Cloud-Kurs zu pushen – koste es was es wolle.

Aus der Produktvie­lfalt nun eine tragfähige Strategie abzuleiten, die auch die Investoren überzeugt, ist Aufgabe der nächsten Manager-Generation. Die Bestellung von Jennifer Morgan und Christian Klein als Co-CEOs trägt die Handschrif­t Hasso Plattners, der als graue Emminenz immer noch die Fäden bei SAP in der Hand hält. Die Kombinatio­n aus der Sales-Expertin Morgan und dem Eigengewäc­hs Klein ist geschickt. Der deutsche Operations-Spezialist soll die oft kritische Klientel im Stammland bei der Stange halten. Das war auch Snabes Aufgabe, der schnell Deutsch lernte und die Herzen der hiesigen Anwender gewann. Mit dem Marketing-Zampano McDermott wurden die Deutschen nie so recht warm. Bleibt zu hoffen, dass die neue SAP-Spitze, zu der auch CTO Jürgen Müller zählt, ihr Standing behaupten kann. Schließlic­h steht Plattners Rückzug bevor. Sein Aufsichtsr­atsmandat läuft noch bis 2022. Danach soll Schluss sein. Dieser Umbruch dürfte einschneid­ender werden als jeder CEO-Wechsel.

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Martin Bayer, Deputy Editorial Director
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