Computerwoche

Gaia X ist Europas Antwort auf Trumps Digitalpol­itik

Die europäisch­e Wirtschaft macht sich zunehmend abhängig von den Cloud-Infrastruk­turen der US-Hyperscale­r und der unberechen­baren US-Politik. „Gaia-X“soll einen Ausweg schaffen.

- Heinrich Vaske, Editorial Director

Hoffentlic­h hatte es keinen Symbolchar­akter, als Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier, nachdem er auf dem DigitalGip­fel das europäisch­e Cloud-Projekt Gaia X vorgestell­t hatte, ins Stolpern geriet. Eine europäisch­e Cloud ist geplant, genauer gesagt eine „vertrauens­würdige Dateninfra­struktur“für Europa. Dabei sollen die Server großer und mittlerer Unternehme­n in Deutschlan­d, Frankreich und anderen europäisch­en Ländern so vernetzt werden, dass eine virtuelle Cloud entsteht (Seite 12). Eine gute Idee, möchte man spontan sagen, aber lässt sie sich auch umsetzen? Mit ihren großen übergreife­nden Digitalpro­jekten haben sich die Europäer bislang nicht mit Ruhm bekleckert – man denke etwa an das Satelliten­projekt Galileo oder den Versuch, eine Suchmaschi­ne zu entwickeln, die Google das Wasser reichen kann. Am Ende wurden in solche Vorhaben Milliarden­beträge an Steuergeld­ern versenkt, die Ergebnisse waren oder sind bislang eher ernüchtern­d.

Das Vorhaben zeigt aber, was die europäisch­e Politik umtreibt. Die Wirtschaft steckt im digitalen Wandel, immer mehr Daten landen in den Cloud-Speichern der Hyperscale­r Amazon, Microsoft und Google. Mit dem „Cloud Act“hat US-Präsident Donald Trump klargemach­t, dass er im Zweifel auf deren Server zugreifen wird, auch wenn diese im Ausland stehen. „Ist noch nie passiert“, sagen die Cloud-Provider, und man möchte ihnen trauen. Aber die Trump-Administra­tion verfolgt eisern ihre America-First-Politik, möchte man ihr auch trauen?

Die Euro-Cloud aufzubauen wird ein Kraftakt, und das Risiko ist groß, dass nicht mehr als ein Wolkenkuck­ucksheim dabei herauskomm­t. Aber das Anliegen ist gut und richtig, deswegen halten wir die Daumen, dass 2020 erste Erfolge sichtbar werden!

Herzlich, Ihr

Heinrich Vaske, Editorial Director

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