Gaia X ist Europas Antwort auf Trumps Digitalpolitik
Die europäische Wirtschaft macht sich zunehmend abhängig von den Cloud-Infrastrukturen der US-Hyperscaler und der unberechenbaren US-Politik. „Gaia-X“soll einen Ausweg schaffen.
Hoffentlich hatte es keinen Symbolcharakter, als Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, nachdem er auf dem DigitalGipfel das europäische Cloud-Projekt Gaia X vorgestellt hatte, ins Stolpern geriet. Eine europäische Cloud ist geplant, genauer gesagt eine „vertrauenswürdige Dateninfrastruktur“für Europa. Dabei sollen die Server großer und mittlerer Unternehmen in Deutschland, Frankreich und anderen europäischen Ländern so vernetzt werden, dass eine virtuelle Cloud entsteht (Seite 12). Eine gute Idee, möchte man spontan sagen, aber lässt sie sich auch umsetzen? Mit ihren großen übergreifenden Digitalprojekten haben sich die Europäer bislang nicht mit Ruhm bekleckert – man denke etwa an das Satellitenprojekt Galileo oder den Versuch, eine Suchmaschine zu entwickeln, die Google das Wasser reichen kann. Am Ende wurden in solche Vorhaben Milliardenbeträge an Steuergeldern versenkt, die Ergebnisse waren oder sind bislang eher ernüchternd.
Das Vorhaben zeigt aber, was die europäische Politik umtreibt. Die Wirtschaft steckt im digitalen Wandel, immer mehr Daten landen in den Cloud-Speichern der Hyperscaler Amazon, Microsoft und Google. Mit dem „Cloud Act“hat US-Präsident Donald Trump klargemacht, dass er im Zweifel auf deren Server zugreifen wird, auch wenn diese im Ausland stehen. „Ist noch nie passiert“, sagen die Cloud-Provider, und man möchte ihnen trauen. Aber die Trump-Administration verfolgt eisern ihre America-First-Politik, möchte man ihr auch trauen?
Die Euro-Cloud aufzubauen wird ein Kraftakt, und das Risiko ist groß, dass nicht mehr als ein Wolkenkuckucksheim dabei herauskommt. Aber das Anliegen ist gut und richtig, deswegen halten wir die Daumen, dass 2020 erste Erfolge sichtbar werden!
Herzlich, Ihr
Heinrich Vaske, Editorial Director