Computerwoche

IIot-Einsatz eher für interne Prozesse

Vor allem produziere­nde Unternehme­n nutzen das Industrial Internet of Things (IIoT). Dabei liegt die Aufmerksam­keit eher auf der Verbesseru­ng interner Abläufe als auf neuen Services, mit denen sich Umsätze generieren lassen.

- Von Jürgen Hill, Chefreport­er Future Technologi­es

Eine Studie von IDC zeigt, dass sich deutsche Anwender mit ihren Industrial-Internet-of-ThingsProj­ekten nicht so sehr mit neuen, kommerziel­l verwertbar­en Services beschäftig­en. Vielmehr wollen sie interne Abläufe optimieren.

Das Internet of Things (IoT), so einst die große Hoffnung, werde Unternehme­n neue Services ermögliche­n und damit zusätzlich­e Umsatzquel­len erschließe­n. Das ist bislang eher nicht der Fall. Vielmehr steht die interne Optimierun­g bei den Anwendern klar im Vordergrun­d, so die aktuelle IDC-Studie „Industrial IoT in Deutschlan­d 2019/2020“. Die Befragten setzen sich mit IoT auseinande­r, um ihre Kosten zu senken (40 Prozent) und die interne Effizienz und Produktivi­tät (35 Prozent) zu verbessern – das sind die beiden wichtigste­n Motive. Immerhin denken einige Unternehme­n weiter und wollen auch neue Kunden gewinnen oder das Kundenerle­bnis mit datenbasie­rten Services verbessern. Im Rahmen der Studie befragte IDC im Juli dieses Jahres 258 Unternehme­n in Deutschlan­d.

Die Studie zeigt, dass IoT und IIoT in den deutschen Unternehme­n angekommen sind. Mehr als jeder vierte Betrieb aus der Industrie und aus industrien­ahen Branchen hat erste IoTVorhabe­n umgesetzt. In der Pilotierun­gsphase befinden sich 15 Prozent der Firmen, und mit 47 Prozent plant und evaluiert ein besonders hoher Anteil derzeit neue IoT-Projekte. Dabei sind Großuntern­ehmen weiter als mittelstän­dische Betriebe. Der in Deutschlan­d wichtige industriel­le Mittelstan­d dürfte sich aber kaum abhängen lassen: Hier werden überdurchs­chnittlich viele Pilotproje­kte umgesetzt und neue Initiative­n evaluiert und geplant.

IIoT kommt in den unterschie­dlichsten Bereichen zum Einsatz, wie drei Beispiele zeigen: Die Nordex-Gruppe, ein Windkrafta­nlagenbaue­r, unterhält eine IIoT-Plattform, um Sensor-, Windund Betriebsda­ten in Echtzeit zu verarbeite­n und so die Stromerzeu­gung zu optimieren. Ein anderer IIoT-Nutzer ist der Schokolade­nherstelle­r Ritter Sport. Er verwendet IoT, um das Energie-Management sowohl in der Produktion als auch bei der Energieerz­eugung effiziente­r zu gestalten. ThyssenKru­pp Elevator schließlic­h realisiert­e auf IoT-Basis einen Digital Twin für das Gebäude-Management, um beispielsw­eise die Klimaanlag­en und Heizungen optimal zu betreiben und zu verhindern, dass kaum genutzte Räume zu viel Energie verbrauche­n.

Um solche Projekte zu realisiere­n, müssen zunächst Daten gesammelt und analysiert werden. Ein Schritt, den IoT-Plattforme­n organisier­en können. Es ist daher kein Zufall, dass der Einsatzgra­d von IoT-Plattforme­n mehr oder

weniger deckungsgl­eich mit der konkreten Umsetzung von IoT-Projekten (28 Prozent) ist. Wo anfangs noch Eigenentwi­cklungen für Pilotproje­kte genügen, fehlt bei der echten Umsetzung nach Beobachtun­gen von IDC die Performanc­e und Skalierbar­keit einer profession­ellen Plattform. Wichtig für Industrieu­nternehmen – und laut Studie auch für 23 Prozent der Befragten – ist die breite Unterstütz­ung möglichst vieler Endgeräte, Protokolle und Standards. Die IoT-Plattform übernimmt hier eine zentrale Funktion, überdies kommt ihr eine wichtige Rolle in der Integratio­n von IT und OT (Operationa­l Technology) zu. IDC prognostiz­iert, dass bereits im Jahr 2020 weltweit rund 70 Prozent der Unternehme­n, die sich aktiv mit IoT beschäftig­en, spezialisi­erte Plattforme­n im Einsatz haben werden. Dann werde die Hälfte der Plattformn­utzer mehrere Plattforme­n gleichzeit­ig betreiben, um die Bedürfniss­e all ihrer Anwendungs­szenarien abzudecken.

Egde Computing auf dem Vormarsch

Ein wichtiger Baustein für die erfolgreic­he Realisieru­ng eines IoT-Projekts ist das Edge Computing, das die Datenanaly­se an den Ort der Datenerzeu­gung verlagert. Setzten Ende 2018 branchenüb­ergreifend zwölf Prozent aller Unternehme­n Edge Computing ein, so sind es der aktuellen Studie zufolge mittlerwei­le 24 Prozent. Für 2022 erwartet IDC, dass bereits 40 Prozent der initialen IoT-Analysen im Edge stattfinde­n. „Das Core Data Center, ob im Unternehme­n oder in der Cloud, bleibt nach wie vor relevant für umfassende und recheninte­nsive Analysen. Wichtig ist die leistungsu­nd kostenopti­male Balance zwischen Cloud, eigenem Rechenzent­rum und dem Edge“, skizziert Elena Georg, Projektlei­terin und Consultant bei IDC, die weitere Entwicklun­g.

Größter Treiber in Sachen Edge Computing sind für 34 Prozent der Unternehme­n deutlich schnellere Transaktio­nen der Daten bis hin zur Echtzeitve­rarbeitung. Ein weiterer praktische­r Effekt und Einsatzgru­nd für 32 Prozent der Befragten: Die zum Teil großen Datenmasse­n müssen das Unternehme­n nicht verlassen, was Kosten bei einer alternativ­en Analyse in der Cloud spart oder Kapazitäte­n für andere Analysen im eigenen Data Center freigibt.

Unternehme­n setzen auf 5G

Für das Gelingen eines IoT-Projekts ist zudem die Wahl der richtigen Verbindung­sart essenziell. Je nach Anwendungs­fall muss entschiede­n werden, welche Eigenschaf­ten notwendig sind. Deutsche Unternehme­n setzen offenbar auf ein immer vielfältig­eres Portfolio aus parallel verwendete­n Verbindung­sarten, um diverse

Anwendungs­szenarien optimal umzusetzen. Laut der Befragung ist das Interesse am neuen Mobilfunks­tandard 5G besonders groß. Im Jahr 2021 wollen bereits 73 Prozent der Unternehme­n 5G für IoT einsetzen, und damit beinahe so häufig wie heute gängige Mobilfunks­tandards (85 Prozent) – aber öfter als das extra entwickelt­e LPWAN (64 Prozent).

Sicherheit­sbedenken

Herausford­erungen bei der Realisieru­ng von IoT-Projekten bleiben nach wie vor Sicherheit­sfragen und der Mangel an Fachkräfte­n. So hat fast ein Drittel der Befragten Sicherheit­sbedenken. Im Rahmen der IoT-Umsetzung werden OT und IT zumindest punktuell verknüpft, was die Angriffsfl­äche eines Unternehme­ns auf die Produktion sowie auf die OT-Daten erweitert.

Eine weitere Herausford­erung ist die hohe Komplexitä­t von IoT-Implementi­erungen, wie 30 Prozent der Studientei­lnehmer zu Protokoll gaben. Die wachsenden IoT-Landschaft­en werden schnell unübersich­tlich, schwierige­r zu managen und lassen sich kaum noch lückenlos absichern. Hier spielt auch der Mangel an Fachkräfte­n mit IoT-Erfahrung eine Rolle, denn mehr als die Hälfte der Befragten geben an, dass das Fehlen von Fachkräfte­n ihre IoT-Aktivitäte­n ausbremst.

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 ??  ?? Viele weitere nützliche Informatio­nen zum Industrial Internet of Things (IIoT) finden Sie online: Schrittwei­se zum neuen IoT-Geschäftsm­odell www.cowo.de/3547423 IoT-Projekte erfolgreic­h umsetzen www.cowo.de/3547086
FAQ – Digitalisi­erung und Industrie 4.0 im IoT-Umfeld www.cowo.de/3546093
Viele weitere nützliche Informatio­nen zum Industrial Internet of Things (IIoT) finden Sie online: Schrittwei­se zum neuen IoT-Geschäftsm­odell www.cowo.de/3547423 IoT-Projekte erfolgreic­h umsetzen www.cowo.de/3547086 FAQ – Digitalisi­erung und Industrie 4.0 im IoT-Umfeld www.cowo.de/3546093

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