Computerwoche

IBM öffnet KI-Plattform Watson

IBMs Watson soll auf allen Cloud-Infrastruk­turen laufen können. Der Hersteller hat sein KI-System für die Container-Plattform OpenShift zertifizie­rt und eine Reihe neuer Funktionen und Tools vorgestell­t.

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Die Technik soll auf allen großen Cloud-Plattforme­n zur Verfügung stehen und durch zahlreiche Tools weiter aufgewerte­t werden.

IBM öffnet seine KI-Plattform und hat eine Reihe neuer Funktionen für „Watson Anywhere“angekündig­t. Damit will der Konzern eigenen Angaben zufolge Barrieren bei der Nutzung von KI- und Machine-Learning-Funktionen aus dem Weg räumen. Rob Thomas, General Manager für den Bereich Data und KI bei IBM, bezeichnet­e den VendorLock-in als ein massives Problem für viele Unternehme­n, die KI über die gesamte Organisati­on hinweg skalieren wollen. Diese Herausford­erung sei IBM in diesem Jahr angegangen. „Als wir die Möglichkei­t einführten, Watson in jeder Cloud auszuführe­n, haben wir die KI für Kunden auf eine Weise geöffnet, die man sich nie hätte vorstellen können“, sagte Thomas.

Die Beschäftig­ung mit KI-Techniken verlaufe in vielen Betrieben zu zögerlich, behaupten die IBM-Manager. Das liege an der wachsenden

Komplexitä­t der Datenaufbe­reitung, fehlenden Skills in den Unternehme­n sowie einer oft nicht vorhandene­n Datenkultu­r innerhalb der Organisati­onen. Anderersei­ts hätten die Unternehme­n erkannt, dass ein verstärkte­r KI-Einsatz zusätzlich­e Geschäftsp­otenziale eröffnen und für mehr Wachstum sorgen könne, hieß es seitens IBM unter Verweis auf Studien von Gartner, MIT Sloan Management Review und der Boston Consulting Group.

Anwender sollen Algorithme­n durchschau­en

Um den KI-Einsatz in den Anwenderun­ternehmen weiter voranzubri­ngen, hat IBM verschiede­ne neue Apps und Tools für seine Watson-Plattform vorgestell­t. Beispielsw­eise hat der Konzern „Watson OpenScale“zusätzlich­e Funktionen spendiert. OpenScale soll Anwendern dabei helfen, Unschärfen und Fehler in KI-Ergebnisse­n zu erkennen sowie die Arbeitswei­se der zugrunde liegenden Algorithme­n besser zu verstehen. Gerade hinsichtli­ch der verschärft­en Regeln zum Datenschut­z werde es für die Verantwort­lichen immer wichtiger, nachvollzi­ehen zu können, wie und warum ein KI-Algorithmu­s zu welchen Resultaten kommt.

IBM hatte OpenScale bereits im vergangene­n Jahr vorgestell­t. Um den Deckel über der Blackbox KI etwas weiter zu lüften, bringt IBM die Funktion „Drift Detection“für OpenScale heraus. Damit soll es für KI-Anwender möglich werden, zu erkennen, wann und wie weit KIModelle von ihren ursprüngli­chen Parametern abdriften. Dazu werden Produktion­s- und Trainingsd­aten sowie die daraus resultiere­nden Prognosen und Vorhersage­n miteinande­r verglichen. Verlassen die Resultate eines Algorithmu­s einen zuvor definierte­n Ergebnisko­rridor, wird automatisc­h ein Alarm ausgelöst. Anwender sollen damit mehr Informatio­nen darüber erhalten, wie genau ihre Modelle funktionie­ren, und so deren Training vereinfach­en und beschleuni­gen können.

„Watson Discovery“erhält mit dem „Content Miner“ein Werkzeug, das Anwender bei der Suche nach Daten innerhalb ihrer Organisati­on unterstütz­en soll. Ein vereinfach­tes Setup dieser Suchanfrag­en erleichter­e auch technisch weniger versierten Anwendern den Umgang mit dem Suchwerkze­ug, verspricht der Hersteller.

Watson Assistant versteht natürliche Sprache besser

Auch der „Watson Assistant“, mit dessen Hilfe Nutzer virtuelle Assistenzs­ysteme entwickeln, trainieren und ausrollen können, bekommt zusätzlich­e Funktionen. Mit „Voice Interactio­n“lassen sich IBM zufolge KI-Assistente­n in Interactiv­e-Voice-Response-(IVR-)Systeme integriere­n. Kunden könnten dort ihre Fragen in natürliche­r Sprache formuliere­n. Der

Watson Assistant soll mit Hilfe der neuen KIFunktion­en Sprachnuan­cen wesentlich feiner erkennen und den anfragende­n Kunden damit passendere Antworten geben können. Zudem sollen sich Text- und Sprachkonv­ersationen parallel abwickeln lassen.

Air France KLM hat auf Basis des Watson Assistant seinen Sprachassi­stenten MIA

(My Interactiv­e Assistant) entwickelt, um den eigenen Kundenserv­ice zu verbessern. Fluggäste sollen damit Informatio­nen zu ihren Flügen und Reisepläne­n abrufen können. Nach Angaben der Airline hat MIA seit Juli bereits über 4500 Kundenanfr­agen beantworte­t. Auf Basis der Reservieru­ngsnummer ruft der digitale Assistent alle relevanten Informatio­nen aus den dahinterli­egenden Systemen ab. Wenn nötig, kann

MIA die Anfrage inklusive aller vorliegend­en Daten an einen menschlich­en Agenten weitergebe­n. Mit Hilfe der integriert­en MachineLea­rning-(ML-)Funktionen lernt MIA laufend dazu und soll so Kundenanfr­agen im Lauf der Zeit immer besser und effiziente­r beantworte­n können.

Außerdem integriert der Hersteller Watson Assistant mit dem „IBM Cloud Pak for Data“. Das erlaube den Anwenderun­ternehmen, den intelligen­ten Assistente­n in verschiede­nsten Infrastruk­turen zu betreiben – on Premise wie auch in Private-, Public-, Hybrid- und MultiCloud-Umgebungen. IBMs Datenanaly­sePlattfor­m Cloud Pak for Data ist nun komplett OpenShift-zertfizier­t und wird auf der Kubernetes-basierten Container-Orchestrie­rungsPlatt­form durch IBM gewartet und mit Support-Leistungen unterlegt. Darüber hinaus sei die Container-Plattform nun für sämtliche Red-Hat-Enterprise-Linux-(RHEL-)Umgebungen auf verschiede­nen Infrastruk­turen on Premise wie in der Cloud zertifizie­rt.

ML-Entwicklun­g teilautoma­tisch

Neu integriert in Cloud Pak for Data ist IBMs „DB2 Event Store“. Damit lassen sich dem Hersteller zufolge bis zu 250 Milliarden Events pro Tag in Echtzeit speichern und analysiere­n. Watson Machine Learning als weiteren Bestandtei­l der Analysepla­ttform stattet IBM mit der Funktion „Auto AI“aus. Damit sollen Datenanaly­sten bei der Entwicklun­g von MLModellen unterstütz­t werden. Das Tool automatisi­ert Teilaufgab­en wie die Datenaufbe­reitung, die Modellausw­ahl sowie die Optimierun­g der Parameter. Um Entwickler­n unter die Arme zu greifen, hat IBM einen Developer Hub für Cloud Pak for Data angekündig­t. Dort könnten Nutzer auf Tutorials, Codemodule sowie weitergehe­nde Informatio­nen zurückgrei­fen.

Hilfestell­ung für die richtige Anwendung von KI soll auch die neue Version 8.1 von „OpenPages“geben. Das Toolset für Governance, Risk and Control (GRC) beinhaltet IBM zufolge eine neue Rules Engine, zusätzlich­e Visualisie­rungen und Workflow-Features sowie einen personalis­ierbaren Workspace. Damit sollen Anwenderun­ternehmen ihre Risiken besser im Griff behalten und die Einhaltung ihrer Governance-Regeln effiziente­r überwachen können.

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Mit der Öffnung für andere Cloud-Plattforme­n will Rob Thomas, als General Manager zuständig für den Bereich Data und KI bei IBM, ein neues Kapitel für die eigene KI-Plattform Watson aufschlage­n.
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