IBM öffnet KI-Plattform Watson
IBMs Watson soll auf allen Cloud-Infrastrukturen laufen können. Der Hersteller hat sein KI-System für die Container-Plattform OpenShift zertifiziert und eine Reihe neuer Funktionen und Tools vorgestellt.
Die Technik soll auf allen großen Cloud-Plattformen zur Verfügung stehen und durch zahlreiche Tools weiter aufgewertet werden.
IBM öffnet seine KI-Plattform und hat eine Reihe neuer Funktionen für „Watson Anywhere“angekündigt. Damit will der Konzern eigenen Angaben zufolge Barrieren bei der Nutzung von KI- und Machine-Learning-Funktionen aus dem Weg räumen. Rob Thomas, General Manager für den Bereich Data und KI bei IBM, bezeichnete den VendorLock-in als ein massives Problem für viele Unternehmen, die KI über die gesamte Organisation hinweg skalieren wollen. Diese Herausforderung sei IBM in diesem Jahr angegangen. „Als wir die Möglichkeit einführten, Watson in jeder Cloud auszuführen, haben wir die KI für Kunden auf eine Weise geöffnet, die man sich nie hätte vorstellen können“, sagte Thomas.
Die Beschäftigung mit KI-Techniken verlaufe in vielen Betrieben zu zögerlich, behaupten die IBM-Manager. Das liege an der wachsenden
Komplexität der Datenaufbereitung, fehlenden Skills in den Unternehmen sowie einer oft nicht vorhandenen Datenkultur innerhalb der Organisationen. Andererseits hätten die Unternehmen erkannt, dass ein verstärkter KI-Einsatz zusätzliche Geschäftspotenziale eröffnen und für mehr Wachstum sorgen könne, hieß es seitens IBM unter Verweis auf Studien von Gartner, MIT Sloan Management Review und der Boston Consulting Group.
Anwender sollen Algorithmen durchschauen
Um den KI-Einsatz in den Anwenderunternehmen weiter voranzubringen, hat IBM verschiedene neue Apps und Tools für seine Watson-Plattform vorgestellt. Beispielsweise hat der Konzern „Watson OpenScale“zusätzliche Funktionen spendiert. OpenScale soll Anwendern dabei helfen, Unschärfen und Fehler in KI-Ergebnissen zu erkennen sowie die Arbeitsweise der zugrunde liegenden Algorithmen besser zu verstehen. Gerade hinsichtlich der verschärften Regeln zum Datenschutz werde es für die Verantwortlichen immer wichtiger, nachvollziehen zu können, wie und warum ein KI-Algorithmus zu welchen Resultaten kommt.
IBM hatte OpenScale bereits im vergangenen Jahr vorgestellt. Um den Deckel über der Blackbox KI etwas weiter zu lüften, bringt IBM die Funktion „Drift Detection“für OpenScale heraus. Damit soll es für KI-Anwender möglich werden, zu erkennen, wann und wie weit KIModelle von ihren ursprünglichen Parametern abdriften. Dazu werden Produktions- und Trainingsdaten sowie die daraus resultierenden Prognosen und Vorhersagen miteinander verglichen. Verlassen die Resultate eines Algorithmus einen zuvor definierten Ergebniskorridor, wird automatisch ein Alarm ausgelöst. Anwender sollen damit mehr Informationen darüber erhalten, wie genau ihre Modelle funktionieren, und so deren Training vereinfachen und beschleunigen können.
„Watson Discovery“erhält mit dem „Content Miner“ein Werkzeug, das Anwender bei der Suche nach Daten innerhalb ihrer Organisation unterstützen soll. Ein vereinfachtes Setup dieser Suchanfragen erleichtere auch technisch weniger versierten Anwendern den Umgang mit dem Suchwerkzeug, verspricht der Hersteller.
Watson Assistant versteht natürliche Sprache besser
Auch der „Watson Assistant“, mit dessen Hilfe Nutzer virtuelle Assistenzsysteme entwickeln, trainieren und ausrollen können, bekommt zusätzliche Funktionen. Mit „Voice Interaction“lassen sich IBM zufolge KI-Assistenten in Interactive-Voice-Response-(IVR-)Systeme integrieren. Kunden könnten dort ihre Fragen in natürlicher Sprache formulieren. Der
Watson Assistant soll mit Hilfe der neuen KIFunktionen Sprachnuancen wesentlich feiner erkennen und den anfragenden Kunden damit passendere Antworten geben können. Zudem sollen sich Text- und Sprachkonversationen parallel abwickeln lassen.
Air France KLM hat auf Basis des Watson Assistant seinen Sprachassistenten MIA
(My Interactive Assistant) entwickelt, um den eigenen Kundenservice zu verbessern. Fluggäste sollen damit Informationen zu ihren Flügen und Reiseplänen abrufen können. Nach Angaben der Airline hat MIA seit Juli bereits über 4500 Kundenanfragen beantwortet. Auf Basis der Reservierungsnummer ruft der digitale Assistent alle relevanten Informationen aus den dahinterliegenden Systemen ab. Wenn nötig, kann
MIA die Anfrage inklusive aller vorliegenden Daten an einen menschlichen Agenten weitergeben. Mit Hilfe der integrierten MachineLearning-(ML-)Funktionen lernt MIA laufend dazu und soll so Kundenanfragen im Lauf der Zeit immer besser und effizienter beantworten können.
Außerdem integriert der Hersteller Watson Assistant mit dem „IBM Cloud Pak for Data“. Das erlaube den Anwenderunternehmen, den intelligenten Assistenten in verschiedensten Infrastrukturen zu betreiben – on Premise wie auch in Private-, Public-, Hybrid- und MultiCloud-Umgebungen. IBMs DatenanalysePlattform Cloud Pak for Data ist nun komplett OpenShift-zertfiziert und wird auf der Kubernetes-basierten Container-OrchestrierungsPlattform durch IBM gewartet und mit Support-Leistungen unterlegt. Darüber hinaus sei die Container-Plattform nun für sämtliche Red-Hat-Enterprise-Linux-(RHEL-)Umgebungen auf verschiedenen Infrastrukturen on Premise wie in der Cloud zertifiziert.
ML-Entwicklung teilautomatisch
Neu integriert in Cloud Pak for Data ist IBMs „DB2 Event Store“. Damit lassen sich dem Hersteller zufolge bis zu 250 Milliarden Events pro Tag in Echtzeit speichern und analysieren. Watson Machine Learning als weiteren Bestandteil der Analyseplattform stattet IBM mit der Funktion „Auto AI“aus. Damit sollen Datenanalysten bei der Entwicklung von MLModellen unterstützt werden. Das Tool automatisiert Teilaufgaben wie die Datenaufbereitung, die Modellauswahl sowie die Optimierung der Parameter. Um Entwicklern unter die Arme zu greifen, hat IBM einen Developer Hub für Cloud Pak for Data angekündigt. Dort könnten Nutzer auf Tutorials, Codemodule sowie weitergehende Informationen zurückgreifen.
Hilfestellung für die richtige Anwendung von KI soll auch die neue Version 8.1 von „OpenPages“geben. Das Toolset für Governance, Risk and Control (GRC) beinhaltet IBM zufolge eine neue Rules Engine, zusätzliche Visualisierungen und Workflow-Features sowie einen personalisierbaren Workspace. Damit sollen Anwenderunternehmen ihre Risiken besser im Griff behalten und die Einhaltung ihrer Governance-Regeln effizienter überwachen können.